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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Effektivität und Sicherheit von Tamsulosin zur Therapie distaler Konkremente bestätigt

 

STONE TREATMENT Wuhan – mechentel news – Diese gross angelegte prospektive, multizentrische Studie hat die Wirksamkeit von Tamsulosin zur medikamentös expulsiven Therapie von distalen Harnleitersteinen untersucht. Unter Federführung von Zhangqun Ye aus dem Department of Urology am Tongji Hospital der Huazhong University of Science and Technology in Wuhan, China, wurden in einem Doppelblind-Placebo-kontrollierten Studiensetting in 30 chinesischen Kliniken Patienten 1:1 randomisiert und in die Gruppen „Tamsulosin“ und „Placebo“ eingeteilt. Als zusätzliche Schmerztherapie war Diclofenac bei Bedarf erlaubt. Insgesamt wurden in dieser Studie 3.296 Patienten ausgewertet. Die Patienten wurden 4 Wochen nach Beginn der Therapie wieder untersucht. Das primäre Endziel der Studie war die Steinfreiheitsrate zu diesem Zeitpunkt. Kontrolliert wurde die Steinfreiheitsrate mittels Computertomographie. Die sekundären Endpunkte der Studie waren die Zeit bis zur Steinausscheidung, Analgetikaverbrauch und das Vorkommen unerwünschter Nebenwirkungen. Die mittlere Steingrösse in der Tamsulosingruppe war 5,8 mm und in der Placebogruppe 5,7 mm. Die Studie konnte zeigen, dass ein statistisch signifikanter Vorteil bei Einnahme von Tamsulosin besteht. Die Steinfreiheitsrate nach 4 Wochen war 86% in der Tamsulosingruppe und 79% in der Placebogruppe. (p < 0,001). Ein besonderer Vorteil zeigte Tamsulosin in der Behandlung von Steinen > 5mm. Bei Steinen < 5 mm zeigte sich kein Vorteil bezogen auf die primäre Fragestellung. Tamsulosin hat dabei aber eine kürzere Zeit bis zur Steinausscheidung bewirkt (148,3 h versus 248,7 h; p < 0,001) und ebenfalls den Analgetikaverbrauch verringert (89 mg versus 236 mg; p < 0,001). Wiederkehrende Koliken konnten durch Tamsulosin zudem besser verhindert werden (1,9% versus 9,4%; p < 0,001). Statistisch signifikante Unterschiede beim Auftreten unerwünschter Nebenwirkungen zeigten sich nicht (5,6% versus 5,1%; p = 0,54), wie die Autoren in der elektronischen Vorabpublikation im November 2017 beim Fachjournal European Urology festhielten.

Autoren: Ye Z, Zeng G, Yang H, Tang K, Zhang X, Li H, Li W, Wu Z, Chen L, Chen X, Liu X, Deng Y, Pan T, Xing J, Wang S, Cheng Y, Gu X, Gao W, Yang J, Zhang Y, Mi Q, Qi L, Li J, Hu W, Liang P, Sun Z, Xu C, Long Y, Liao Y, Liu S, Liu G, Xu X, He W, Chen Z, Xu H. Korrespondenz: Hua Xu, Department of Urology, Tongji Hospital, Tongji Medical College, Huazhong University of Science and Technology, Wuhan 430030, China. E-Mail: xuhuawhu@163.com Studie: Efficacy and Safety of Tamsulosin in Medical Expulsive Therapy for Distal Ureteral Stones with Renal Colic: A Multicenter, Randomized, Double-blind, Placebo-controlled Trial. Quelle: Eur Urol. 2017 Nov 12. pii: S0302-2838(17)30972-7. doi: 10.1016/j.eururo.2017.10.033. [Epub ahead of print] Web: http://www.europeanurology.com/article/S0302-2838(17)30972-7/abstract

Kommentar

Verschiedene randomisiert-kontrollierte Studien, darunter als wohl berühmteste die „SUSPEND“ (Spontaneous Urinary Stone Passage Enabled by Drugs)-Studie, stellten zuletzt die Sinnhaftigkeit einer medikamentös expulsiven Therapie in Frage. Ungeachtet dessen empfehlen die EAU-Guidelines weiterhin die Therapie mit Tamsulosin, vor allem bei distalen Harnleiterkonkrementen > 5 mm. Diese Studie bekräftigt die allgemeine Meinung der EAU diesbezüglich. Ein wichtiger Punkt dieser Studie ist die Aussage darüber, dass Tamsulosin ein ähnliches Nebenwirkungsspektrum wie Placebo aufweist und generell als sicher betrachtet werden kann. Somit ergeben sich für den Einsatz dieses Medikaments nur wenige Kontraindikationen und es sollte daher weiterhin zur Standardtherapie bei distalen Harnleiterkonkrementen zählen.