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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Ohne männlichen Infertilitätsfaktor keine Verbesserung der Ergebnisse durch ICSI gegenüber konventioneller IVF

Atlanta – mechentel news – Die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) wird ohne eindeutige Evidenz eines Vorteils gegenüber der In-vitro-Fertilisation (IVF)  zunehmend bei Patienten eingesetzt, auch wenn kein schwerwiegender männlicher Infertilitätsfaktor vorliegt. Die Autoren Sheree L. Boulet et al. aus der Division of Reproductive Health der Centers for Disease Control and Prevention, Atlanta, USA, bestimmten die nationalen Trends und die Reproduktionserfolge bei frischen IVF-Zyklen (die Embryonen werden ohne Einfrieren transferiert) und vergleichen dabei die ICSI mit konventioneller IVF unter Beachtung klinischer Indikationen für den ICSI-Einsatz. Die retrospektive Kohorten-Studie nutzte Daten über frische IVF- und ICSI-Zyklen, die von 1996 bis 2012 an das US National Assisted Reproductive Technology Surveillance System gemeldet worden waren. Die Hauptzielkriterien waren der Trend zum Einsatz von ICSI unter Beachtung des männlichen Infertilitätsfaktors, Infertilität unbekannter Ursache, mütterlichem Alter von 38 Jahren oder älter, einer niedrigen Oozyten-Ausbeute oder von zwei oder mehr vorangegangenen Zyklen einer assistierten Reproduktionstechnik und des Weiteren die reproduktiven Ergebnisse bei konventionellen IVF- und ICSI-Zyklen zwischen 2008 und 2012, stratifiziert nach Vorhandensein oder Abwesenheit eines männlichen Infertilitätsfaktors. Von den 1.395.634 frischen IVF-Zyklen von 1996 bis 2012 nutzten 908.767 (65,1%) ICSI und 499.135 (35,8%) berichteten über einen männlichen Infertilitätsfaktor. Innerhalb der Zyklen mit männlichem Infertilitätsfaktor stieg die Verwendung der ICSI-Methode von 1996 bis 2012 von 76,3% (10.876/14.259) auf 93,3% (32.191/34.506) (p < 0,001); bei denen ohne männlichen Infertilitätsfaktor stieg der Einsatz der ICSI-Methode von 15,4% (4.197/27.191) auf 66,9% (42.321/63.250) (p < 0,001). Im Zeitraum 2008 bis 2012 wurde ein männlicher Infertilitätsfaktor für 35,7% (176.911/494.907) der frischen Zyklen berichtet. Unter diesen Zyklen war ICSI mit einer niedrigeren Rate an Mehrlingsgeburten verbunden als konventionelle IVF (30,9% gegenüber 34,2%; bereinigtes relatives Risiko [RR] 0,87; 95% KI 0,83 – 0,91). Unter den Zyklen ohne männlichen Infertilitätsfaktor (n = 317.996) war die Anwendung der ICSI-Methode gegenüber konventioneller IVF mit einer niedrigeren Rate an Implantationen (23,0% gegenüber 25,2%; bereinigtes RR 0,93; 95% KI 0,91 – 0,95), an Lebendgeburten (36,5% gegenüber 39,2%; bereinigtes RR 0,95; 95% KI 0,93 – 0,97) und an Mehrlingslebendgeburten (30,1% gegenüber 31,0%; bereinigtes RR 0,93; 95% KI 0,91 – 0,95) verbunden. Im Januar stellten die Autoren im JAMA (Journal of the American Medical Association) dar, dass unter den frischen IVF-Zyklen in den USA der Einsatz der ICSI-Methode von 36,4% im Jahr 1996 auf 76,2% im Jahr 2012 stieg, wobei der grösste relative Anstieg in Zyklen ohne männlichen Infertilitätsfaktor stattfand. Verglichen mit konventioneller IVF war die Anwendung der ICSI-Methode ungeachtet der Diagnose eines männlichen Infertilitätsfaktors nicht mit einer Verbesserung des reproduktionsmedizinischen Ergebnisses verbunden.(BS)

Autoren: Boulet SL, Mehta A, Kissin DM, Warner L, Kawwass JF, Jamieson DJ. Studie: Trends in use of and reproductive outcomes associated with intracytoplasmic sperm injection. Quelle: JAMA. 2015 Jan 20;313(3):255-63. doi: 10.1001/jama.2014.17985. Web: http://jama.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=2091303#Abstract.