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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Charakterisierung ophthalmologischer Läsionen des vorderen Augenabschnitts bei Walen – ein Review

Jupiter – mechentel news – Ob in freier Wildbahn oder in menschlicher Obhunt, Wale (Cetacea) entwickeln eine Reihe von okularen Läsionen. Obwohl die Tiere Echoortung benutzen, haben die Wale einen guten Sehsinn, welcher die okulare Gesundheit zu einem wichtigen Bestandteil der allgemeinen Medizinversorgung werden lässt. Die Kornea ist in beiden Populationen die Hauptstelle von Anomalien. In diesem von Carmen M. H. Colitz vom Animal Eye Care in Jupiter, Florida, Michael T. Walsh vom Aquatic Animal Health Program der University of Florida in Gainesville, Florida und Stephen D. McCulloch von der Protect Wild Dolphins Alliance in Vero Beach, Florida, USA, vorgelegtem retropsektiven Review werden typische Läsionen der Wale in menschlicher Obhut vorgestellt. 180 Tiere (n = 360 Augen) aus geografisch verschiedenen Standorten wurden von den Autoren aus deren ophthalmologischen Untersuchungsberichten ausgewählt. Demnach wurde der Große Tümmler (Tursiops truncatus), der Pazifische Große Tümmler (Tursiopstruncatus gilli), der Indopazifische Tümmler (Tursiops aduncus), der Chinesische Weiße Delfin (Sousa chinensis) und der Rauzahndelfin (Steno bredanensis) inkludiert. All diese Tiere wurden wenigstens einmal untersucht, wobei die meisten Tiere allerdings unter langjähriger Kontrolle standen. Die Verletzungen wurden kategorisiert und beschrieben. 77 Augen von 47 Tieren waren gesund. Eine mediale Keratopathie war die häufigste Verletzung und konnte in 180 Augen von 97 Tieren, wobei 83 Tiere bilateral betroffen waren, festgestellt werden. Eine horizontale Keratopathie wurde in 69 Augen von 41 Tieren, 28 davon waren bilateral betroffen, gefunden. Eine axiale Keratopathie sowie unspezifische axiale Trübungen konnten in 67 Augen von 44 Tieren, darunter 21 bilateral betroffene, identifiziert werden. Bei 78 Augen von 50 Tieren, darunter 28 beidseitig betroffene, wurden mehr als ein Typ kornealer Erkrankungen entdeckt. Katarakte konnten in 32 Augen von 19 Tieren, darunter 13 bilateral betroffen, ausgemacht werden. Traumatische Verletzungen traten ebenfalls sehr häufig auf und bezogen sowohl Augenlider als auch die Kornea mit ein. 16 Augen von 11 Tieren waren blind, darunter befanden sich fünf auf beiden Augen erblindete Delfine aufgrund einer Phthisis bulbi-Erkrankung infolge einer Hornhautperforation oder eines schweren Traumas. Bei keiner dieser Erkrankungen gab es eine geschlechtliche Prädisposition. Lediglich die mediale Keratopathie trat signifikant häufiger in bilateraler Ausprägung im Vergleich zur Unilateralen auf. Die Autoren der im März 2016 im Journal of Zoo and Wildlife Medicine veröffentlichten Übersichtsarbeit schlussfolgerten, dass in menschlicher Obhut befindliche Wale mit eingeschränkter Sicht Echoortung benutzen können. Dennoch sollte der Augengesundheit eine hohe Priorität im Gesamtgesundheitsplan eingeräumt werden. (ut)

Autoren: Colitz CM, Walsh MT, McCulloch SD. Korrespondenz: Dr. Carmen M. H. Colitz, Animal Eye Care, 300 South Central Boulevard, Jupiter, Florida 33458, USA. Electronic address: ccolitz@gmail.com. Studie: Characterization of anterior segment ophthalmologic lesions identified in free-ranging dolphins and those under human care. Quelle: J Zoo Wildl Med. 2016 Mar; 47(1):56-75. doi: 10.1638/2014-0157.1. Web: http://www.bioone.org/doi/abs/10.1638/2014-0157.1.