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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Kommentar zur Nachanalyse von ERSPC und PLCO durch Tsodikov et al.

PROSTATE Columbia – mechentel news – Allan S. Brett, Editor-in-Chief des New England Journal of Medicine (NEJM) Journal Watch setzt sich mit der Arbeit von Tsodikov et al. zur Angleichung der zwei grossen Studien zum Prostatakrebs-Screening in Europa (ERSPC) und den USA (PLCO) kritisch auseinander. Darin kamen die Forscher zu dem Schluss, dass die zunächst negative, randomisierte U.S.-Studie nun doch das Screening unterstützt. Doch das sollte nach Ansicht des Autors die Debatte um die Vorteile eines Screenings nicht verändern. Die zwei kürzlich durchgeführten grossen randomisierten Prostata-spezifischen-Antigen(PSA)-Screening-Studien ergaben widersprüchliche Schlussfolgerungen. Nach mehr als einem Jahrzehnt Follow-up in einer europäischen Studie trat etwa 1 Prostatakrebs-bedingter Tod pro 1000 gescreenter Männer weniger auf, aber viele Männer wurden behandelt, um einen Tod zu verhindern. Zudem hatte wies die Studie Einschränkungen auf, die das Ergebnis in die ein oder andere Richtung beeinflusst haben könnten. Im Gegensatz dazu zeigte eine US-Studie keinen Nutzen eines PSA-Screening, aber die Kontrollgruppe wurde durch Screening ausserhalb der Studie „kontaminiert“ (NEJM JW Gen Med 15. April 2009 und N Engl J Med 2009; 360:1310 und 1320; NEJM JW Gen. Med 15. September 2014 und Lancet 2014; 384:2027). Jetzt hat eine Forschungsgruppe Daten aus beiden Studien unter Verwendung komplexer statistischer Techniken neu analysiert. Sie fanden heraus, dass eine längere „mittlere Vorlaufzeit“ (das geschätzte Intervall, in dem die Erkennung von Prostatakrebs durch Screening gefördert wurde) mit einem geringeren Risiko für Todesfälle durch Prostatakrebs korrelierte. In der US-Studie konnten lange Vorlaufzeiten sowohl im Screening-Arm als auch im Kontrollarm (deren Teilnehmer oft ausserhalb der Studie gescreent wurden) implizieren, dass beide Gruppen ähnlich vom PSA-Screening profitierten, was zu keinem Unterschied in den Mortalitätsergebnissen in den beiden Gruppen führte. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die US-Daten somit mit den europäischen Befunden vereinbar sind. Der Autor schreibt im September 2017 im NEJM Journal Watch, dass er gerne eine kritische Analyse dieses Berichts durch andere Gruppen mit ausgefeilter statistischer Expertise sehen würde. Letzten Endes aber sei es nicht wirklich wichtig, ob die US-Ergebnisse tatsächlich als Unterstützung der europäischen Daten interpretiert werden können. Man wisse bereits (aus der europäischen Studie), dass das Screening wahrscheinlich eine geringe absolute Reduktion der Prostatakrebs-Mortalität mit sich bringt, aber auch, dass viele Männer behandelt werden müssen (oder wiederholten Tests und Biopsien unterzogen werden), um einer Person zu helfen. Diese jüngste Analyse ändere also nichts: Noch immer hätten wir die gleiche Debatte über Nutzen und Schaden des PSA-Screenings. (bs)

Autoren: Brett AS. Korrespondenz: Massachusetts Medical Society, 860 Winter Street, Waltham, MA 02451-1411, USA. E-Mail: jwatch@mms.org Studie: Reconciling the Two Large Prostate Cancer Screening Trials. Quelle: Allan S. Brett, MD reviewing Tsodikov A et al. Ann Intern Med 2017 Sep 5. Vickers AJ. Ann Intern Med 2017 Sep 5. Web: http://www.jwatch.org/na44961/2017/09/07/reconciling-two-large-prostate-cancer-screening-trials