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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Aktive Überwachung mit oder ohne Magnetresonanztomographie

PROSTATE Toronto – mechentel news – Die aktive Überwachung stellt für die meisten Patienten mit einem Low-grade-Prostatakarzinom den Behandlungsstandard dar und ist für diese Indikation in die Mehrzahl der internationalen Leitlinien aufgenommen. Ein Problem bei der aktiven Überwachung besteht darin, dass bei einer kleinen, aber wichtigen Untergruppe von Patienten mit einer biologisch aggressiven, aber potenziell heilbaren Erkrankung diese ohne die angemessene Behandlung progredient werden könnte. Aus diesem Grund versuchten die Autoren um Laurence Klotz aus dem Sunnybrook Health Sciences Centre in Toronto, Kanada, die Ergebnisse der Magnetresonanztomographie (MRI) mit gezielter Biopsie bei der Auswahl von Patienten für die aktive Überwachung mit einzubeziehen. Sie untersuchten in einer prospektiven, randomisierten, multizentrischen Open-Label-Studie 273 Patienten mit der Diagnose eines Prostatakarzinoms Grad I (Epstein 1, Gleason 3 + 3 = 6). Die Patienten wurden randomisiert auf entweder 12 systematische Kernbiopsien oder MRI mit systematischen und gezielten Biopsien unter Anwendung des Artemis-Fusion-Targeting-Systems (innoMedicus, Schweiz). Primärer Endpunkt war der Anteil der Patienten, bei denen das Grading des Prostatakarzinoms anschließend in Kategorie 2 oder höher (Epstein 2, Gleason 3 + 4 = 7a oder höher) geändert wurde. Innerhalb der MRI-Gruppe wiesen 64% der Patienten eine abzuklärende Region auf. Die MRI mit gezielten Biopsien zusätzlich zu systematischen Biopsien erhöhte die Rate der Höherstufungen im Grading im Vergleich zu systematischen Biopsien alleine nicht signifikant. Es wurden jedoch einige Unterschiede bei der Höherstufung durch gezielte Biopsien zwischen den verschiedenen Zentren festgestellt, was wahrscheinlich auf unterschiedliche Kenntnisse in der gezielten Biopsietechnik zurückzuführen ist. Zusammenfassend stellen die Autoren in der elektronischen Vorabpublikation im Juli 2018 beim Fachjournal European Urology fest, dass bei Männern, die sich einer aktiven Überwachung unterziehen, gezielte Biopsien die meisten, aber nicht alle klinisch signifikanten Krebserkrankungen identifizieren und sich kein deutlicher Unterschied im Vergleich zu 12 systematischen Kernbiopsien ergibt. (mm/bs)

Autoren: Klotz L, Loblaw A, Sugar L, Moussa M, Berman DM, Van der Kwast T, Vesprini D, Milot L, Kebabdjian M, Fleshner N, Ghai S, Chin J, Pond GR, Haider M. Korrespondenz: Laurence Klotz, Sunnybrook Health Sciences Centre, 2075 Bayview Avenue #MG408, Toronto, Ontario M4N 3M5, Canada. E-Mail: laurence.klotz@sunnybrook.ca Studie: Active Surveillance Magnetic Resonance Imaging Study (ASIST): Results of a Randomized Multicenter Prospective Trial. Quelle: Eur Urol. 2018 Jul 12. pii: S0302-2838(18)30450-0. doi: 10.1016/j.eururo.2018.06.025. [Epub ahead of print] Web: https://www.europeanurology.com/article/S0302-2838(18)30450-0/abstract

Kommentar Die Autoren dieser interessanten prospektiven Studie analysieren die Rolle der MRT-Biopsie bei Patienten unter aktiver Überwachung. Sie fanden heraus, dass der Zusatz von MRT mit gezielten Biopsien zu systematischen Biopsien die Höherstufungsrate im Vergleich zur systematischen Biopsie nicht signifikant erhöhte. Darüber hinaus identifizieren gezielte Biopsien bei Männern mit aktiver Überwachung die meisten, aber nicht alle klinisch signifikanten Krebsarten. Dieser Artikel ist eine interessante Ergänzung zur PROTECT-Studie, die wir in der zweiten Ausgabe dieses Jahres von Swiss Urology vorgestellt haben. Diese Studie bestätigt, dass die MRT-zielgerichtete Biopsie, obwohl nützlich, doch nicht für alle von Prostatakrebs betroffenen Patienten von Vorteil sein könnte, und weitere Studien notwendig sind, um diejenigen zu bestimmen, die mehr Nutzen daraus ziehen könnten, und die Ressourcen dieses Instrumentariums richtig zum Vorteil der Patienten einzusetzen. (mm/bs)

Autor: Dr. med. Dr. rer. nat. Marco Moschini, Assistenzarzt Klinik für Urologie, LUKS.