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Fachverlag und Nachrichtenagentur

MRT-Merkmale sagen biochemisches Rezidiv nach radikaler Prostatektomie genau voraus

PROSTATE CANCER Toulouse – Die preoperative Vorhersage des postoperativen onkologischen Outcomes nach Prostatektomie basiert zur Zeit hauptsächlich auf der D’Amico Klassifikation (PSA, Tumorgrad und klinischer Tumorstage). Durch die zunehmende Verwendung des MRI in der Diagnostik des Prostatakarzinomes stellt sich die Frage ob sich dadurch auch nicht neue, präzisere Vorhersagemöglichkeiten hinsichtlich des postoperativen onkologischen Outcomes eröffnen. In der vorliegenden Studie hat das Team um Cécile Manceau 521 Patienten mit einem pathologischen MRI vor Biopsie eingeschossen (Zeitraum zwischen 2015 und 2019). Vor der radikalen Prostatektomie erhielten alle Patienten systematische als auch Fusionsbiopsien. Postoperativ erfolgte eine PSA-Kontrolle nach sechs Wochen, drei Monate sowie sechs Monate postoperativ und im Anschluss sechsmonatlich. Ein biochemisches Rezidiv wurde als PSA > 0.2 ng/ml in zwei Messungen definiert. Die Autoren der urologischen Abteilung am CHU Toulouse-IUCT Oncopole in Toulouse, Frankreich, untersuchten die Daten hinsichtlich einer Korrelation zwischen der Zeit bis zum biochemischen Rezidiv und vorliegenden MRI Charakteristiken (PI-RADS, Anzahl und Grösse der Läsionen, MRI Staging) sowie ISUP-Grad in den Fusionsbiopsien. Das mittlere Alter der Patienten betrug 64.9 Jahre, das mittlere PSA 10.26 ng/ml, 20% der Patienten erfüllten die high-risk Kriterien nach d’Amico. Der mediane follow-up betrug 12.4 Monate, in dieser Zeit erlitten 9.4% ein Rezidiv. Es zeigte sich hierbei eine deutlich ungleiche Verteilung im Bezug auf die PI-RADS Läsionen, so erlitten 1.4% der Patienten mit einer PI-RADS 3 Läsion ein biochemisches Rezidiv innerhalb 12 Monate, 5.6% der Patienten mit einer PI-RADS 4 Läsion und 10.7% der PI-RADS 5 Patienten. Weiter bestand ein Zusammenhang zwischen dem Durchmesser der MRI-Läsionen (p=0.009). Kein Zusammenhang zeigte sich zwischen der Anzahl Läsionen und der Zeit bis zum Auftritt eines biochemischen Rezidives (p=0.68). Auf Grundlage der MRI Parameter (PIRADS, ISUP der targeted Biopsies, MRI Stage) entwickelten die Autoren eine neue Risikoklassifikation (Low Risk: Keine extrakapsuläre Extension, ISUP 1-2 der Fusionsbiopsien, PI-RADS <5, high-risk: Extrakapsuläre Ausdehnung, ISUP 4-5, Intermediate: Keine extrakapsuläre Extension, PIRADS = 5 oder ISUP 3). In der November-Ausgabe des Fachjournals JOURNAL OF CLINICAL MEDICINE stellt das Forscherteam fest, dass in den Kohorten beider Zentren sich eine signifikante Korrelation der Risikoklassifikation mit dem Risiko eines biochemischen Rezidives (p=0.021) zeigte. Die Rezidivfreiheitsrate innerhalb drei Jahre betrug 85.4% in der low-risk, 77.1% in der intermediate-risk und 61.4% in der high-risk Gruppe, basierend auf dem neu entwickelten MRI Modell. (fa/um)

Autoren: Cécile Manceau 1, Jean-Baptiste Beauval 2, Marine Lesourd 1, Christophe Almeras 2, Richard Aziza 3, Jean-Romain Gautier 2, Guillaume Loison 2, Ambroise Salin 2, Christophe Tollon 2 , Michel Soulié 1, Bernard Malavaud 1 Mathieu Roumiguié 1, Guillaume Ploussard 2, Korrespondenz: 1 Department of Urology, CHU Toulouse-IUCT Oncopole, 31400 Toulouse, France., 2Department of Urology, La Croix du Sud Hospital, 31130 Quint Fonsegrives, France., 3 Department of Radiology, Institut Universitaire du Cancer Toulouse Oncopole, 31400 Toulouse, France., Studie: MRI Characteristics Accurately Predict Biochemical Recurrence after Radical Prostatectomy, Quelle: J Clin Med. 2020 Nov 26;9(12):3841.doi: 10.3390/jcm9123841., Web: https://www.mdpi.com/2077-0383/9/12/3841

Kommentar

Eine grundsätzliche Limitation der Studie liegt sicherlich bedingt im kurzen Follow-up von 12 Monaten, sowie dem Fehlen harter onkologischer Endpoints mit dem Krebsspezifischen Überleben oder der Zeit bis zum Auftreten von Metastasen. Durch ein längeres Follow-Up, dem Einschluss harter Endpoints sowie Vergrösserung der Studienpopulation wird in der Zukunft die Generalisierbarkeit des vorgeschlagenen Modelles zeigen. Als nächster Schritt wäre dann die Kombination von bildgebenden, histologischen und klinischen Variablen denkbar, um Patienten eine möglichst genau Risikostratifizierung und darauf basierende, individuellere Therapie anbieten zu können. (fa)

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital