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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Randgruppen der Bevölkerung haben seltener Zugang zu telemedizinischer ophthalmologischer Versorgung TELEOPHTHALMOLOGY/COVID-19

Baltimore – Inwieweit können soziale und sozioökonomische Barrieren die telemedizinische Versorgung im Bereich der Ophthalmologie behindern? Dieser Fragestellung ging eine Arbeitsgruppe um Kanza Aziz aus dem Wilmer Eye Institute der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore im Bundesstaat Maryland, USA, nach. Es hat sich bereits in anderen Studien gezeigt, dass Telemedizin während der COVID-19-Pandemie in mehreren medizinischen Fachgebieten bei bekannten Randgruppen der Bevölkerung eine geringere Akzeptanz aufwies. Die Autoren werteten in einer retrospektiven Querschnittstudie die Unterschiede beim Einsatz augenärztlicher Telemedizin an der ophthalmologischen Spezialklinik Massachusetts Eye and Ear (MEE) in Boston während der COVID-19-Pandemie aus. Dafür wurden die telemedizinischen und die klinischen persönlichen Kontakte an diesem tertiären Augenzentrum vom 1. Januar bis 31. Dezember 2020 ausgewertet und die Variablen im Zusammenhang mit der ophthalmologischen Telemedizin während des Studienzeitraums analysiert. In die Auswertung wurden insgesamt 2.262 telemedizinische Begegnungen von 1.911 Patienten eingeschlossen. Das mediane Alter der Patienten betrug 61 Jahre und 1.179 (61,70%) waren Frauen. Hinsichtlich der ethnischen Zugehörigkeit identifizierten sich 87 Patienten (4,55%) als Asiaten, 128 (6,70%) als Schwarze oder Afroamerikaner, 23 (1,20%) als Hispanic oder Latino und 1.455 (76,14%) als Weiss. In der multivariaten Analyse ergaben sich als Faktoren, die mit einer verminderten Inanspruchnahme von telemedizinischer Versorgung assoziiert sind, männliches Geschlecht (Odds Ratio [OR] 0,86), afroamerikanische Herkunft (OR 0,69), fehlende Englischkenntnisse (OR 0,63), Bildungsniveau der High School oder weniger (OR 0,83) und Alter (OR pro Altersjahr 0,99). Beim Vergleich von telefonischen und videobasierten Telemedizinbesuchen war eine verringerte Teilnahme an videobasierten Vorstellungen mit dem Alter (OR pro Altersjahr 0,96), dem Bildungsniveau der High School oder weniger (OR, 0,54), Arbeitslosigkeit (OR 0,28), Ruhestand (OR 0,22) oder Behinderung (OR 0,09) assoziiert. In der elektronischen Vorab-Publikation beim JAMA OPHTHALMOLOGY stellen die Autoren dar, dass diese Querschnittsstudie, obwohl sie auf retrospektive Daten aus einer einzigen universitären Praxis beschränkt ist, nahelegt, dass die bereits in der Vergangenheit marginalisierten Bevölkerungsgruppen im ersten Jahr der COVID-19-Pandemie in den USA im Verhältnis zu persönlichen Besuchen in der Klinik weniger telemedizinische Versorgung erhalten haben als andere Bevölkerungsgruppen. Ein Verständnis der Ursachen dieser Unterschiede könne letztlich denjenigen helfen, die Zugang zu virtueller Versorgung benötigen. (bs)

Autoren: Aziz K, Moon JY, Parikh R, Lorch AC, Friedman DS, Miller JB, Armstrong GW. Korrespondenz: Grayson W. Armstrong, MD, MPH, Department of Ophthalmology, Massachusetts Eye and Ear, 243 Charles St, Boston, MA 02114, USA. E-Mail: grayson_armstrong@meei.harvard.edu Studie: Association of Patient Characteristics With Delivery of Ophthalmic Telemedicine During the COVID-19 Pandemic. Quelle: JAMA Ophthalmol. 2021 Sep 23:e213728. doi: 10.1001/jamaophthalmol.2021.3728. Epub ahead of print. PMID: 34554212; PMCID: PMC8461546. Web: https://jamanetwork.com/journals/jamaophthalmology/fullarticle/2784460