
Göteborg-2-Screening-Studie: Prostatakrebs im PSA-Bereich zwischen 1,8 und 3 ng/ml
PROSTATE CANCER Göteborg – Das PSA-Screening führt zu einer früheren Prostatakrebsdetektion und Reduktion der Mortalität. Allerdings führt die geringe Spezifität auch zu Überdiagnosen. Gleichzeitig bleibt das Problem der Unterdiagnose bestehen. Verschiedene Studien konnten das Vorliegen eines klinisch signifikanten Prostatakarzinoms (csPC, ≥ Gleason 7) bei PSA-Werten < 3 ng/ml aufzeigen. Mit der Senkung des PSA-Cutoffs ist wiederum die Befürchtung einer zunehmenden Überdiagnostik verbunden. Die Kombination von PSA und Prostata-MRT kann das Risiko einer Überdiagnose reduzieren. Inwieweit dies auch für PSA-Werte < 3ng/ml gilt, ist bisher kaum untersucht. Im Rahmen der Göteborg-2-Studie wird Männern ab einem PSA von 1.8 ng/ml eine MRT angeboten. Die hier vorgestellte Studie von Fredrik Möller et al. vom Department of Urology am Institute of Clinical Science der Sahlgrenska Academy, University of Gothenburg, Schweden, konzentrierte sich auf den Studienarm 3 der Göteborg-2 Studie und die csPC-Detektionsrate in der Population mit einem PSA von 1,8 bis 3 ng/ml. Als Vergleichsgruppe diente die Population mit einem PSA von 3 bis 10 ng/ml. Allen Männern mit einem PSA ≥ 1,8 ng/ml wurde ein mpMRI der Prostata angeboten, ab einem PI-RADS ≥ 3 wurde eine gezielte, MRT-fusionierte, transrektale Biopsie mit vier Stanzen je Läsion durchgeführt. Von den insgesamt 37.887 in die Göteborg-2 Studie eingeschlossenen Männern wurden 6.006 dem Studienarm 3 zugeordnet. Von diesen wiesen 18% ein PSA ≥ 1,8 ng/ml auf, von denen sich 96% einer MRT unterzogen. Bei 279 Männern wurde schliesslich eine Biopsie durchgeführt. Nach der PSA-Verteilung hatten 670 Männer (11%) einen PSA-Wert von 1,8 bis < 3,0 ng/ml (Niedrig-PSA-Gruppe) und 377 Männer (6,3%) einen PSA-Wert von 3,0 bis < 10,0 ng/ml (Hoch-PSA-Gruppe). In der Niedrig-PSA-Gruppe wiesen 25% mindestens eine PI-RADS 3 Läsion im MRT auf, in der Hoch-PSA-Gruppe waren es 31%. Bei 64 Männern (41%; 95% Konfidenzintervall [KI] 0,33 bis 0,49) mit positivem MRT-Befund in der Niedrig-PSA-Gruppe wurde Prostatakrebs diagnostiziert, 33 (21%) hatten einen Gleason-Score von 6 und 31 (20%) einen Gleason-Score von ≥ 7. In der August-Ausgabe 2024 des Fachjournals EUROPEAN UROLOGY berichten die Autoren, dass in der Hoch-PSA-Gruppe bei 61 Männern (56%; 95% KI 0,46 bis 0,66) Prostatakrebs nachgewiesen wurde, 26 (24%) hatten einen Gleason-Score von 6 und 35 (32%) einen Gleason-Score von ≥ 7. (fa)
Autoren: Möller F, Månsson M, Wallström J, Hellström M, Hugosson J, Arnsrud Godtman R. Korrespondenz: Fredrik Möller, Department of Urology, Skövde Hospital, Lövängsvägen 1, 54949 Skövde, Sweden. E-Mail: fredrik.moller.billig@vgregion.se Studie: Prostate Cancers in the Prostate-specific Antigen Interval of 1.8-3 ng/ml: Results from the Göteborg-2 Prostate Cancer Screening Trial. Quelle: Eur Urol. 2024 Aug;86(2):95-100. doi: 10.1016/j.eururo.2024.01.017. Epub 2024 Mar 14. PMID: 38490856. Web: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0302283824000526
KOMMENTAR In Analogie zu der hier kürzlich vorgestellten VISIONING-Studie aus Basel zeigt diese Auswertung von Arm 3 aus der Göteborg-2-Studie, dass bei einer nicht unerheblichen Anzahl von Männern mit einem PSA-Wert von 1,8 bis 3 ng/ml ein klinisch signifikantes Prostatakarzinom vorliegen kann. Diese Resultate sollten uns dazu veranlassen, von der Anwendung eines starren Grenzwertes Abstand zu nehmen, und in die Patientenberatung Eingang finden. Es ist unklar, ob eine Verzögerung der Diagnose bis zum Erreichen eines PSA-Wertes von 3ng/ml einen Einfluss auf den Krankheitsverlauf hat. Ebenso ist unklar, ob für bestimmte Patienten, beispielsweise mit Risikofaktoren, generell ein anderer PSA-Grenzwert gelten sollte.
Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital