
Innovative Formen von Dauerkathetern zur Prävention von Harnwegsinfektionen
INFECTIOUS DISEASES London – In dieser Literaturübersicht haben die Autoren um Marcus J. Drake vom Department of Surgery and Cancer am Imperial College in London, Vereinigtes Königreich, verschiedene Aspekte des Designs von Dauerkathetern und Stents untersucht, um deren mögliche Auswirkungen auf das Risiko einer Harnwegsinfektion zu diskutieren. Dies geschah vor dem Hintergrund und mit der Idee, dass Designanpassungen sich auf die Reduzierung des Reservoirs von nicht abgeführtem Urin, mögliche Verletzungen der Harnwege und die Anhaftung von Bakterien konzentrieren. Abschliessend ist zu sagen, dass diese Zusammenfassung, die in der September-Ausgabe 2024 des Fachjournals EUROPEAN UROLOGY FOCUS erschienen ist, keine statistische oder qualitative Bewertung darstellt, sondern lediglich eine Art Übersichtsartikel für den interessierten Leser. Zusammenfassend wurden im Rahmen der Literaturrecherche folgende Ansätze identifiziert:
Reduktion von Restharn in der Blase:
Katheter-Ablauflöcher nahe dem Blasenboden: Flume®-Katheter, Optitip™-Katheter
Reduktion von Harnwegstraumata:
- Zusätzlicher Ballon zum Schutz der Blase: Duette™-Katheter
- Flaches Design
- «Atraumatischer» Katheter
Reduzierung der Bakterienanhaftung/Verbesserung des Flusses:
- Bewertung von Scherkräften während der Katheterlage (mehr Scherkräfte – weniger Biofilm)
- Intermittierender Fluss (in der Annahme, dass ein «flushen» einer grösseren Urinmenge die Bakterienbelastung reduziert)
- Zuverlässige Drainagesysteme (weniger Diskonnektionen, besserer Abfluss)
- Integriertes T- Ventil (um einen Rückfluss von Bakterien zu verhindern)
- Akustische Wellen zur Reduktion von Biofilm (Uroshield®)
Verhinderung von Verstopfungen:
- Lokale antibakterielle Substanzen
- Ablösung des Biofilms durch Belastung des Substrats
- Eine Art «Reinigungsroboter im Lumen» (magnetische Steuerung)
- Aktivierte Oberflächenmikrostrukturen (durch eine Art «Zilien», die mit Ultraschall aktiviert werden können). (cw)
Autoren: Drake MJ, Clavica F, Murphy C, Fader MJ. Korrespondenz: Marcus J. Drake, Surgery and Cancer, Imperial College London, Hammersmith Hospital, du Cane Road, London W120HS, UK. E-Mail: marcus.drake@imperial.ac.uk Studie: Innovating Indwelling Catheter Design to Counteract Urinary Tract Infection. Quelle: Eur Urol Focus. 2024 Sep;10(5):713-719. doi: 10.1016/j.euf.2024.09.015. Epub 2024 Sep 28. PMID: 39341718. Web: https://www.eu-focus.europeanurology.com/article/S2405-4569(24)00184-6/fulltext
KOMMENTAR Bei längerem Einsatz eines Katheters ist mit Bakteriurie zu rechnen, und Harnwegsinfektionen und damit verbundene Probleme sind häufig. Die Abwehrmechanismen gegen Infektionen werden durch das Vorhandensein eines Katheters geschwächt, und Designänderungen können möglicherweise das Infektionsrisiko beeinflussen. Die Autoren schlussfolgern, dass Designänderungen eine legitime Möglichkeit darstellen, Harnwegsinfektionen zu reduzieren. Letztendlich stellen sie jedoch nur indirekt eine echte Präventionsmassnahme dar. Anpassungen können vorteilhaft sein, aber auch neue, bisher nicht erkannte Probleme mit sich bringen. Aus unserer Sicht ist in diesem Zusammenhang die Schulung des Gesundheitspersonals und der Patienten ein wesentlich wirksamerer Faktor.
Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital