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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Variabilität der Nachsorge nach radikaler Zystektomie in den europäischen Zentren

BLADDER CANCER Amsterdam – Zum jetzigen Zeitpunkt existiert kein standardisiertes Nachsorgeprotokoll für Patienten nach Zystektomie bei Blasenkrebs. Dies führt zu Unsicherheiten in der klinischen Praxis und reduziert die Generalisierbarkeit klinischer Studien. Ein Nachsorgeprotokoll sollte neben individuellen Faktoren auch das statistische zeitliche Auftreten von Rezidiven, die Wahrscheinlichkeit ihrer Lokalisation sowie funktionelle Faktoren der Harnableitung berücksichtigen. Das Ziel der nachfolgend vorgestellten strukturierten Umfrage der Autoren um Laura S. Mertens von der Urologischen Abteilung des Netherlands Cancer Institute in Amsterdam, Niederlande, war es, etablierte Nachsorgeprotokolle bei den Mitgliedern des EAU-Blasenkrebs Guideline Panels (n = 27) zu identifizieren. Eine Antwort ging von 26 (96%) Mitgliedern aus 21 europäischen Spitälern ein. Eine risikoadaptierte Strategie wird in 53% der Spitäler angewandt. Der Hauptunterschied zwischen den Spitälern mit einer risikoadaptierten Strategie bestand insbesondere in der Häufigkeit der Bildgebung. Generell zeigte sich eine höhere Übereinstimmung der Nachsorgeuntersuchungen in den ersten drei Jahren nach der Operation. Hinsichtlich der durchzuführenden laborchemischen Untersuchungen zeigte sich nur eine geringe Übereinstimmung. Gleiches gilt für die Urinzytologie, die Ultraschallbildgebung und die endoskopische Nachsorge. Die am häufigsten durchgeführte bildgebende Untersuchung war das CT des Thorax und Abdomens, welches in den meisten Spitälern in den ersten zwei Jahren halbjährlich und danach bis zu fünf Jahre postoperativ jährlich durchgeführt wurde. Wie die Autoren in der elektronischen Vorabveröffentlichung beim Fachjournal EUROPEAN UROLOGY ONCOLOGY im Juni 2024 beschreiben, bestand kein Konsens darüber, ob die Nachsorge zehn Jahre nach der Operation fortgeführt werden sollte. (fa)

Autoren: Mertens LS, Bruins HM, Contieri R, Babjuk M, Rai BP, Puig AC, Escrig JLD, Gontero P, van der Heijden AG, Liedberg F, Martini A, Masson-Lecomte A, Meijer RP, Mostafid H, Neuzillet Y, Pradere B, Redlef J, van Rhijn BWG, Rouanne M, Rouprêt M, Sæbjørnsen S, Seisen T, Shariat SF, Soria F, Soukup V, Thalmann G, Xylinas E, Mariappan P, Alfred Witjes J. Korrespondenz: Laura S. Mertens, Department of Urology, Netherlands Cancer Institute, Amsterdam, The Netherlands. E-Mail: l.mertens@nki.nl Studie: Consistencies in Follow-up After Radical Cystectomy for Bladder Cancer: A Framework Based on Expert Practices Collaboratively Developed by the European Association of Urology Bladder Cancer Guideline Panels. Quelle: Eur Urol Oncol. 2024 Jun 20:S2588-9311(24)00141-X. doi: 10.1016/j.euo.2024.05.010. Epub ahead of print. PMID: 38906795. Web: https://euoncology.europeanurology.com/article/S2588-9311(24)00141-X/abstract

KOMMENTAR Die Umfrage zeigt eine erhebliche Variabilität in der Nachsorge nach Zystektomie im klinischen Alltag, selbst unter Experten. Interessanterweise wird nur in der Hälfte der Zentren eine risikoadaptierte Nachsorge durchgeführt, obwohl sich das Risiko eines Rezidivs und die Lokalisation zwischen MIBC und NMIBC mit sehr hohem Risiko unterscheiden. Die Ergebnisse der Umfrage unterstreichen die Notwendigkeit eines umfassenderen und standardisierten Ansatzes für die langfristige funktionelle und onkologische Nachsorge nach radikaler Zystektomie.
Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital