
Flexible und navigierbare Ureterabsaug-Schleuse für die retrograde intrarenale Chirurgie
UROLITHIASIS Singapur – Technologische Innovationen haben die Effektivität der retrograden endoskopischen Behandlung von Nierensteinen (Retrograde Intrarenal Surgery, RIRS) verbessert und zu ihrer zunehmenden Popularität geführt. Die Ansammlung von Fragmenten oder Staub während des Laserns des Zielsteins und die damit verbundene Beeinträchtigung der Sichtverhältnisse, die zu einer mangelnden Identifizierung grösserer Fragmente führen kann, stellen nach wie vor relevante Schwierigkeiten bei der RIRS dar. Die obengenannten Faktoren können das Risiko der Steinpersistenz, der Nierenverletzung und einer Infektion aufgrund des erhöhten intrarenalen Drucks erhöhen. Ureterale Zugangsschleusen (Ureteral Access Sheath, UAS) mit integrierter flexibler und navigierbarer Absaugung (Flexible And Navigable Suction, FANS) zur Aspiration von Staub und kleinen Fragmenten stellen eine mögliche Lösung dar.
Die im Folgenden vorgestellte internationale prospektive multizentrische Studie der Autoren um Vineet Gauhar vom Department of Urology am Ng Teng Fong General Hospital in Singapur untersuchte die Erfahrungen der Anwender und die chirurgischen Ergebnisse von drei verschiedenen FANS. Die meisten der behandelten Steine waren relativ gross (58,6%: 1,1 bis 2 cm; 17,3%: >2 cm), wobei die Steine anatomisch gleichmässig verteilt waren und untere Polsteine 32% ausmachten. Die Autoren unterteilten die Restfragmente nach ihrer Grösse in zwei Gruppen: Keine oder Fragmente ≤ 2 mm und Fragmente > 2 mm. Die Beurteilung der Reststeinlast erfolgte mittels CT-Untersuchung innerhalb von 30 Tagen nach der Operation. Insgesamt wurde die Zufriedenheit mit FANS als sehr hoch bewertet. Die Steinfreiheitsrate (≤ 2 mm Fragmente) lag bei 97,2%; nebenbefundlich war eine vollständige Steinfreiheit statistisch signifikant mit dem Einsatz eines Thulium-Lasers assoziiert (Odds Ratio 1,83; p < 0,01). Der Einsatz eines Bergekörbchens war nur in 13,2% der Fälle erforderlich.
Die Autoren berichten in der Dezember-Ausgabe 2024 des Fachjournals EUROPEAN UROLOGY FOCUS, dass während des Krankenhausaufenthaltes keine schwerwiegenden Komplikationen (Grad 3) registriert wurden, die durchschnittliche Hospitalisationsdauer betrug einen Tag. Wiedereinweisungen innerhalb von 30 Tagen aufgrund von Komplikationen traten nur in sechs Fällen (1,5%) auf, von denen fünf auf Stent-assoziierte Symptome zurückzuführen waren. (fa)
Autoren: Gauhar V, Traxer O, Castellani D, Sietz C, Chew BH, Fong KY, Hamri SB, Gökce MI, Gadzhiev N, Galosi AB, Yuen SKK, El Hajj A, Ko R, Zawadzki M, Sridharan V, Lakmichi MA, Corrales M, Malkhasyan V, Ragoori D, Soebhali B, Tan K, Chai CA, Tursunkulov AN, Tanidir Y, Persaud S, Elshazly M, Kamal W, Tefik T, Shrestha A, Tiong HC, Somani BK. Korrespondenz: Daniele Castellani, Urology Unit, Azienda Ospedaliero-Universitaria delle Marche, Università Politecnica delle Marche, Via Conca 71, 60126 Ancona, Italy. E-Mail: castellanidaniele@gmail.com Studie: Could Use of a Flexible and Navigable Suction Ureteral Access Sheath Be a Potential Game-changer in Retrograde Intrarenal Surgery? Outcomes at 30 Days from a Large, Prospective, Multicenter, Real-world Study by the European Association of Urology Urolithiasis Section. Quelle: Eur Urol Focus. 2024 Dec;10(6):975-982. doi: 10.1016/j.euf.2024.05.010. Epub 2024 May 24. PMID: 38789313. Web: https://www.eu-focus.europeanurology.com/article/S2405-4569(24)00073-7/fulltext
KOMMENTAR Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass durch den Einsatz von FANS eine signifikante Verbesserung der RIRS erreicht werden kann, wobei anzumerken ist, dass es sich hier nicht um eine vergleichende Studie handelt und solche Aussagen daher mit Vorsicht betrachtet werden sollten. Möglicherweise kann durch den Einsatz von FANS in Zukunft häufiger auf den Einsatz von Bergekörbchen verzichtet werden, wobei auch hier vergleichende Studien notwendig sind.
Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital