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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Vergleichbare Raten von Wundinfektionen bei allgemeinchirurgischen Eingriffen mit und ohne Rasur

GOOD TO KNOW La Crosse – mechentel news – Trotz erheblicher Präventionsbemühungen bleiben postoperative Wundinfektionen (surgical site infections, ssIs) die häufigsten krankenhausbedingten Infektionen. Todd J. Kowalski et al. aus der Abteilung für Infektionskrankheiten des Gundersen Health Systems in La Crosse im Bundesstaat Wisconsin, USA, wollten klären, ob die Empfehlung des Centers for Disease Control and Prevention, die Haare präoperativ intakt zu lassen, das Auftreten von ssIs reduziert. Dazu wurde eine monozentrische, prospektive, randomisierte klinische Studie in einem 325-Betten-, multidisziplinären, tertiären Lehrkrankenhaus durchgeführt. Von Oktober 2009 bis Februar 2015 wurde die Nichtunterlegenheit einer Rasur der Haare gegenüber keiner Rasur hinsichtlich der Prävention von ssIs untersucht. Insgesamt wurden 4.908 Erwachsene, die für elektive allgemeinchirurgische Eingriffe vorgesehen waren, hinsichtlich einer Studienteilnehme gescreent. Von diesen wurden 600 gefragt, lehnten aber ab und 2.630 wurden ausgeschlossen. Die Patienten wurden 1 : 1 randomisiert entweder der Rasur-Gruppe (n = 834) oder der Nicht-Rasur-Gruppe (n = 844) zugeordnet. Bei der Rasur-Gruppe wurden die Haare im Operationsgebiet mit Einmal-Elektroschneidern entfernt. Von den randomisierten Patienten schlossen 1.543 (768 in der Rasur-Gruppe und 775 in der Nicht-Rasur-Gruppe) das Follow-up ab. Der primäre Endpunkt war der Anteil der Patienten, die ausgewertet werden konnten und die keine ssI entwickelten, entsprechend der Definition durch die CDC-Kriterien. Die demografischen, klinischen und chirurgischen Parameter zum Ausgangszeitpunkt waren zwischen beiden Gruppen vergleichbar. Die Gesamtrate für ssI in der Per-Protocol-Analyse betrug 6,12 % (47 von 768) in der Rasur-Gruppe und 6,32 % (49 von 775) in der Nicht-Rasur-Gruppe (absolute Risikodifferenz -0,20 %; 95 % Konfidenzintervall -2,61 % bis 2,21 %);
p = 0,037). Weil das absolute Risikodifferenz-Konfidenzintervall die vorgegebene Nichtunterlegenheitsspanne von 2 % einschloss, konnten die Forscher nicht endgültig die Nichtunterlegenheit der Rasur nachweisen. In der November-Ausgabe 2016 des Journal of the American College of Surgeons fassen die Autoren zusammen, dass die Raten postoperativer Wundinfektionen bei Patienten, die sich allgemeinchirurgischen Eingriffen unterzogen, vergleichbar waren ungeachtet dessen, ob die Haare rasiert wurden oder nicht. (bs)

Autoren: Kowalski TJ, Kothari SN, Mathiason MA, Borgert AJ. Korrespondenz: Todd J Kowalski, MD, Gundersen Health System, Mail Stop C04-001, 1900 South Ave, La Crosse, WI 54601, USA. E-Mail: tjkowals@gundersenhealth.org Studie: Impact of Hair Removal on Surgical Site Infection Rates: A Prospective Randomized Noninferiority Trial. Quelle: J Am Coll Surg. 2016 Nov;223(5):704-711. doi: 0.1016/j.jamcollsurg.2016.03.032. Web: http://www.journalacs.org/article/S1072-7515(16)30035-7/abstract

Kommentar Die Entfernung der Haare vor Schnittbeginn im Operationssaal hatte in dieser Studie keinen Einfluss auf die Rate an Wundinfektionen bei viszeralchirurgischen Eingriffen. Risikofaktoren für eine Wundinfektion, welche in insgesamt 6 % der Fälle vorkamen (davon insgesamt 60 % Hernienchirurgie), waren ein Body-Mass-Index > 40, die orale Antikoagulation und wie erwartet kolorektale Eingriffe. Eine randomisierte Studie, die zeigt, dass die präoperative Rasur eigentlich unnötig ist.