Wird der Maulwurf in Zukunft weiterhin Augen haben?
Entwicklung der Retina bei grabenden Tieren
ABERDEEN (mechentel news) – Tiere die an dunkle Ökotope angepasst sind, wie etwa Maulwürfe, unterliegen möglicherweise einem Selektionsdruck zur Reduzierung der Netzhaut. Eine engliche Arbeitsgruppe hat sich nun erstmalig explizit mit den molekularen Grundlagen der Retinaentwicklung bei grabenden Tieren befasst. Wie F. David Carmona et al. in der Mai-Ausgabe der „Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences“ berichten, „gibt es keine Hinweise darauf, dass Maulwürfe im Laufe der Evolution wahrscheinlich ihre Augen ganz verlieren werden.“
Die aktuellen Erkenntnisse beruhen auf Untersuchungen beim Iberischen Maulwurf Talpa occidentalis, dessen Blindheit vermutlich auf der Tatsache beruht, dass er seine Augen permanent geschlossen hält.
„Die pränatale Entwicklung der Netzhaut war relativ normal, mit Anlage aller Zelltypen und Hinweisen auf eine dorsoventrale Regionalisierung“, so die Autoren. Schwere Entwicklungsstörungen traten dagegen postnatal in Folge von Linsenanomalien auf. Stäbchen, Zapfen und die nukleare Ultrastruktur der Stäbchen der ‚blinden‘ iberischen Maulwürfe entsprachen den typischen Befunden für tagaktive Säugetiere . Die DiI-Färbung zeigte ausschließlich kontralaterale Projektionen durch das Chiasma opticum. Experimente im Y-Labyrinth verdeutlichten, dass beim Maulwurf die Photoavoidance-Reaktion erhalten bleibt. Zudem wurde eine Überrepräsentation Melanopsin-positiver retinaler Ganglienzellen, die zur Vermittlung des Photoperiodismus dienen, beobachtet. „Die molekularen Signalwege der Augenentwicklung beim iberischen Maulwurf, erhalten die adaptive Funktion des primären Stäbchen- und Zapfensehens sowie den Photoperiodismus “, resümieren Carmona et al.
Autoren: Carmona FD, Glösmann M, Ou J, Jiménez R, Collinson JM.
Korrespondenz : School of Medical Sciences, Institute of Medical Sciences, University of Aberdeen, Foresterhill, Aberdeen, UK. dcarmona@ugr.es
Studie: Retinal development and function in a ‘‘blind’’ mole.
Quelle: Proc Biol Sci. 2010 May 22;277(1687):1513-22
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