Vertikale Pupillenform der Schlange
Besseres sehen nicht nur bei Nacht
SYDNEY – mechentel news – Die vertikale Pupillenform bei Schlangen hängt laut François Brichoux et al. wahrscheinlich eher von deren Lebensart ab und ist Teil ihrer Tarnung. Die Pupillenform der Vertebraten reicht von zirkulär bis schlitzförmig. Hinzu kommen verschiedene phylogenetische Merkmalsunterschiede. Die Forscher der School of Biological Sciences an der Universität von Sydney zweifeln die weitverbreitete Meinung an, dass Schlitzaugen eine Entwicklung zur Anpassung an das bessere Nachtsehen ist. Funktional erlaubt die variable vertikale Öffnung der Pupillen zwar den Tieren, ihre Retina für das Nachtsehen zu sensibilisieren, jedoch vermeidet dies auch das Blenden bei Tag aufgrund der Fähigkeit, die Pupillenschließung auf den Lichteinfall zu justieren. Dies erhöht die Sehschärfe bei Tag, da eine schmale, vertikale Pupille ein schärferes Bild in die Retina auf die horizontale Ebene projizieren kann. „Die Erfassung horizontaler Bewegungen kann für Raubtiere die im Hinterhalt auf sich schnell bewegende Beute lauern, kritisch sein, was suggeriert, dass die Nahrungssuche (Jagd aus dem Hinterhalt) sowie die diversen Phasen der Aktivität, die Entwicklung von vertikalen Pupillen wahrscheinlich begünstigt hat.“, so die Autoren in der September-Ausgabe 2010 der Zeitschrift Journal of Evulotionary Biology. Das Fehlen der runden Augenkontur ist wahrscheinlich für Raubtiere, die aus dem Hinterhalt jagen, eine gute Tarnung. Eine vergleichende Studie mit Schlangenaugen hat signifikante funktionale Zusammenhänge zwischen der Pupillenform und der Art der Nahrungssuche gezeigt, so wie zwischen der Pupillenform und den Aktivitäten der Tiere im 24-Stunden-Rythmus. „Ähnliche Zusammenhänge zwischen Jagd aus dem Hinterhalt und vertikalen Schlitz-Pupillen treten bei Exen und Säugetieren auf“, schreiben die Australischen Wissenschaftler weiter. Dies führt zur Annahme, „dass die Art der Nahrungssuche einen wesentlichen, selektiven Einfluss auf das visuelle System der Vertebraten ausgeübt hat.“, ist ihr Fazit.
Autoren: Brischoux F, Pizzatto L, Shine R.
Korrespondenz: School of Biological Sciences,The University of Sydney, NSW 2006, Australia.
francois.brischoux@gmail.com
Studie: Insights into the adaptive significance of vertical pupil shape in snakes
Quelle: J Evol Biol. 2010 Sep 1;23(9):1878-85,
Web: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1420-9101.2010.02046.x/full