Skip to main content

Fachverlag und Nachrichtenagentur

Erhöhte Inzidenz bestimmter Komplikationen nach Strahlentherapie des Prostatakarzinoms

Toronto – mechentel news – Studien über Komplikationen nach chirurgischer oder strahlentherapeutischer Behandlung eines Prostatakarzinoms haben sich vornehmlich mit Inkontinenz und erektiler Dysfunktion beschäftigt. Die Autoren Robert K. Nam et al vom Sunnybrook Health Sciences Centre der Universität Toronto, Kanada, betrachteten nun andere, wesentliche Komplikationen dieser Therapiemethoden. Dazu führten sie eine retrospektive Kohortenstudie durch, bei der sie Daten der Krankenhausverwaltungen, ärztliche Abrechnungscodes und Daten des Krebsregisters von Patienten verwendeten, die in den Jahren 2002 bis 2009 in Ontario, Kanada, wegen eines Prostatakarzinoms entweder einer chirurgischen oder einer alleinigen strahlentherapeutischen Behandlung unterzogen wurden. Sie erhoben dabei die kumulative 5-Jahres-Inzidenz für fünf, therapiebedingte Komplikationen als Endpunkte: Krankenhauseinweisungen, urologische, rektale oder anale Eingriffe, offene chirurgische Interventionen und sekundäre Malignome. Bei den 32465 Patienten, die in die Studie aufgenommen wurden, betrug die kumulative 5-Jahres-Inzidenz einer Krankenhauseinweisung aufgrund einer behandlungsbedingten Komplikation 22,2% (95% KI 21,7 – 22,7), lag aber bei nur 2,4% (2,2 – 2,6) für Patienten, die länger als einen Tag stationär blieben. Die kumulative 5-Jahres-Inzidenz für die Notwendigkeit eines urologischen Eingriffs lag bei 32,0% (95% KI 31,4 – 32,5), diejenige für einen rektalen oder analen Eingriff bei 13,7% (13,3 – 14,1) und jene einer offenen chirurgischen Intervention bei 0,9% (0,8 – 1,1). Für ein sekundäres Malignom betrug die kumulative 5-Jahres-Inzidenz 3,0% (2,6 – 3,5). Diese Risikowerte lagen signifikant höher als bei den 32465 zugeordneten Kontrollfällen, bei denen kein Prostatakarzinom in der Vorgeschichte vorlag. Ein höheres Alter und Komorbiditäten zum Zeitpunkt der Primärtherapie waren bedeutsame Vorhersageparameter für eine Komplikation in allen Endpunkt-Kategorien, die Art der Behandlung jedoch, die die Patienten erfuhren, hatte den deutlich stärksten Vorhersagewert. Patienten, die eine Strahlentherapie erhalten hatten, wiesen eine höhere Inzidenz für die Komplikationen Krankenhauseinweisung, rektaler oder analer Eingriff, offener chirurgischer Eingriff und sekundäres Malignom in 5 Jahren auf als jene, die chirurgisch therapiert worden waren (bereinigte Hazard Ratios 2,08 – 10,8; p < 0,0001). Die Anzahl der urologischen Eingriffe hingegen lag in der Strahlentherapie-Gruppe niedriger als bei den chirurgisch Behandelten (bereinigte Hazard Ratio 0,66; 95% KI 0,63 – 0,69; p < 0,0001). Die Autoren fassen in der Februar-Ausgabe des Fachjournals The Lancet Oncology zusammen: Komplikationen nach der Behandlung eines Prostatakarzinoms sind häufig und abhängig vom Alter, den Komorbiditäten der Patienten und von der Art der Therapie. Patienten und Ärzte sollten sich dieser Risiken bewusst sein, wenn die Behandlungsart eines Prostatakarzinoms gewählt wird und sie zusammen mit der klinischen Effektivität der Behandlungsmethode abwägen. B.S.

Autoren: Nam RK, Cheung P, Herschorn S, Saskin R, Su J, Klotz LH, Chang M, Kulkarni GS, Lee Y, Kodama RT, Narod SA. Korrespondenz: Prof Robert Nam, Division of Urology, Sunnybrook Health Sciences Centre, 2075 Bayview Avenue, Room MG-406, Toronto, ON, M4N 3M5, Canada. E-Mail: robert.nam@utoronto.ca.
Studie: Incidence of complications other than urinary in-continence or erectile dysfunction after radical pros-tatectomy or radiotherapy for prostate cancer: a population-based cohort study. Quelle: The Lancet Oncology – 1 February 2014 (Vol. 15, Issue 2, Pages 223-231). doi: 10.1016/S1470-2045(13)70606-5. Web:
http://www.thelancet.com/journals/lanonc/article/PIIS1470-2045(13)70606-5/abstract.