Beziehung zwischen vitreoretinaler Traktion und Progression der trockenen AMD nachgewiesen
Bern – mechentel news – Die geografische Atrophie (GA) ist die Spätmanifestationsform der trockenen altersabhängigen Makuladegeneration (AMD). Die Krankheit schreitet über die Zeit langsam fort und kann gegebenenfalls zu einem zentralen Sehverlust führen. Ursache und Pathogenese sind nicht vollständig bekannt. Frühere Studien haben nahegelegt, dass vitreoretinale Traktion zum Fortschreiten der neovaskulären, feuchten AMD beitragen könnte. Das Ziel dieser Studie von Hannan Abdillahi et al. aus dem Bern Photographic Reading Center der Universitätsklinik für Augenheilkunde in Bern war es, zu untersuchen, ob ein Zusammenhang zwischen Veränderungen der vitreoretinalen Grenzschicht, insbesondere vitreoretinaler Traktion (VRT), und den Charakteristika und der Progression der GA in Augen mit trockener AMD nachgewiesen werden kann.
Die klinikbasierte, prospektive Kohortenstudie umfasste insgesamt 97 Patienten (Altersspanne 61 bis 90 Jahre; Durchschnitt 78,4 Jahre) mit GA als Folge einer trockenen AMD. Patienten, die in der Fluoreszenzangiografie neovaskuläre Anzeichen in einem der Augen aufwiesen, wurden ausgeschlossen. Veränderungen in der vitreoretinalen Grenzschicht wurden mit Spektral-Domänen Optischer Kohärenztomographie (SD-OCT) untersucht. Die Charakteristika der GA wurden mittels Fundusautofluoreszenz (FAF) dargestellt. Alle Bilder wurden unter Verwendung einer Spectralis SLO+OCT Anlage der Firma Heidelberg Engineering aus Deutschland angefertigt. Die Vermessung der GA Areale wurde mit der zugehörigen Software der Firma Heidelberg Engineering, dem Region Finder durchgeführt. Die Hauptzielkriterien waren Fläche und Flächenzuwachs der geografischen Atrophie. Insgesamt wurden 97 Augen untersucht. Vitreoretinale Traktion wurde bei 39 Augen (40%) gefunden. Zum Ausgangszeitpunkt lag die GA-Fläche bei 6,65 ± 5,64 mm² in Augen mit VRT und bei 5,73 ± 4,72 mm² in Augen ohne VRT. Die jährliche Zuwachsrate der GA-Fläche betrug 2,99 ± 0,66 mm² in Augen mit VRT und 1,45 ± 0,67 mm² in Augen ohne VRT. Die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen waren für beide Parameter statistisch signifikant (Gesamtzahl der Augen n = 97; p < 0,001). Die multiple Regressionsanalyse bestätigte diese Ergebnisse (B = 0,714; p < 0,001; F3,93 = 72,542; p < 0,001; bereinigt R² = 0,691).
Diese Ergebnisse weisen für die Autoren in der Mai-Ausgabe des Fachjournals Ophthalmology auf eine Beziehung zwischen VRT und einer gesteigerten Progressionsrate der GA bei trockener AMD hin. Eine Überwachung der VRT könnte einen Beitrag zu einer besseren Abschätzung der verbleibenden Zeit bis zum Sehverlust und zu einer besseren zeitlichen Planung von Notfalltherapien bei trockener AMD führen.
Autoren: Abdillahi H, Enzmann V, Wittwer VV, Wolf S, Wolf-Schnurrbusch UE. Korrespondenz: Ute E.K. Wolf-Schnurrbusch, MD, Department of Ophthalmology, Inselspital, 3010 Bern, Schweiz. E-Mail: ute.wolf@insel.ch. Studie: Vitreoretinal Interface Changes in Geographic Atrophy. Quelle: Ophthalmology. 2014 May 23. pii: S0161-6420(14)00310-8. doi: 10.1016/j.ophtha.2014.03.036. Web: http://www.aaojournal.org/article/S0161-6420%2814%2900310-8/abstract.