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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Management beim Niedrig-Risiko-Prostata-Ca variiert sehr stark zwischen verschiedenen Ärzten

Houston – mechentel news – Eine vorsorgliche Behandlung älterer Männer mit einem Niedrig-Risiko-Prostatakarzinom kann ohne einen klaren Vorteil für das Überleben gesundheitliche Risiken zur Folge haben. Dennoch erhalten die meisten solcher Patienten eine Therapie statt beobachtender Überwachung. Der ärztliche Einfluss auf diese Therapieentscheidungen ist unklar. Um eben diesen Einfluss von Ärzten auf die Entscheidung zwischen vorsorglicher Therapie oder Beobachtung beim Niedrig-Risiko-Prostatakarzinom zu bestimmen, führten die Autoren Karen E. Hoffman et al. aus dem Department of Radiation Oncology am University of Texas MD Anderson Cancer Center, Houston, eine retrospektive Kohortenstudie durch. Sie umfasste Männer im Alter von 66 Jahren und älter mit einem zwischen 2006 und 2009 diagnostizierten Niedrig-Risiko-Prostatakarzinom. Patienten und Tumorcharakteristika wurden aus den „Surveillance, Epidemiology, and End Results“ Krebsregistern gewonnen. Die diagnostizierenden Urologen, konsultierten Radioonkologen, Karzinomtherapien und medizinischen Merkmale der Komorbiditäten wurden aus den entsprechenden Medicare-Daten gewonnen. Die ärztlichen Charakteristika erhielt man aus den Stammdaten der American Medical Association. Um die Variationen des Therapie-Managements und Faktoren, die mit einer beobachtenden Vorgehensweise verbunden waren, zu untersuchen, wurden gemischte statistische Modelle eingesetzt. Der primäre Endpunkt war keine Karzinombehandlung 12 Monate nach Diagnosestellung (Beobachtung). Insgesamt diagnostizierten 2145 Urologen ein Niedrig-Risiko-Prostatakarzinom bei 12068 Männern, von denen 80,1% eine Therapie erhielten und 19,9% beobachtet wurden. Die Fall-bereinigte Rate eines beobachtenden Vorgehens variierte sehr zwischen den Urologen und betrug zwischen 4,5% und 64,2% der Patienten. Der diagnostizierende Urologe war für 16,1% der Variation zwischen vorsorglicher Therapie versus Beobachtung verantwortlich, während Charakteristika des Patienten und des Tumors mit 7,9% zu dieser Variation beitrugen. Nach Bereinigung um die Patienten- und Tumor-Charakteristika war es für Urologen, die Nicht-Niedrig-Risiko-Prostatakarzinome behandelten (bereinigte (adjusted) Odds Ratio [aOR] 0,71 [95% KI 0,55–0,92]; p = 0,01) und die ihr Studium in früheren Jahrzehnten abgeschlossen hatten (p = 0,004) weniger wahrscheinlich, dass sie eine Niedrig-Risiko-Erkrankung beobachtend überwachten. Behandelte Patienten erhielten eher eine Prostatektomie (aOR 1,71 [95% KCI 1,45–2,01]; p < 0,001), Kryotherapie (aOR 28,2 [95% KI 19,5–40,9]; p < 0,001), Brachytherapie (aOR 3,41 [95% KI 2,96–3,93]; p < 0,001) oder externe Strahlentherapie (aOR 1,31 [95% KI 1,08–1,58]; p = 0,005), wenn ihre Urologen diese Behandlungen selbst abrechneten. Die Fall bereinigte Rate der beobachtenden Vorgehensweise variierte ebenfalls zwischen den konsultierten Radioonkologen und zwar in einem Ausmass von 2,2% bis 46,8% der Patienten. Die Autoren stellen daher in einer im Juli vorab erschienenen elektronischen Publikation beim JAMA Internal Medicine fest, dass die Rate eines Beobachtungs-Managements beim Niedrig-Risiko-Prostatakarzinom bei Urologen und radiologischen Onkologen sehr weit variiert. Patienten, deren Diagnose von Urologen gestellt wurde, die selbst Karzinomtherapie durchführten, erhielten eher eine vorsorgliche Behandlung und wenn sie behandelt wurden, dann wahrscheinlicher die Therapieform, die ihr Urologe selbst durchführte. Öffentliche Profile des Therapie-Managements der einzelnen Ärzte würden eine informierte Auswahl des Arztes für die Diagnose und Behandlung eines Prostatkarzinoms ermöglichen, so die Autoren. (bs)

Autoren: Hoffman KE, Niu J, Shen Y, Jiang J, Davis JW, Kim J, Kuban DA, Perkins GH, Shah JB, Smith GL, Volk RJ, Buchholz TA, Giordano SH, Smith BD. Studie: Physician Variation in Management of Low-Risk Prostate Cancer: A Popu-lation-Based Cohort Study. Quelle: JAMA Intern Med. 2014 Jul 14. doi: 10.1001/jamainternmed.2014.3021. [Epub ahead of print]. Web: http://archinte.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=1887060.