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Fachverlag und Nachrichtenagentur

MR/Ultraschall-Fusions-Biopsie entdeckt mehr Hochrisiko- und weniger Niedrigrisiko-Prostatakarzinome als das Standard-Verfahren

Bethesda – mechentel news – Die gezielte Prostatabiopsie mittels Magnetresonanz(MR)/Ultraschall-Fusion eignet sich zum Nachweis eines Prostatakarzinoms. Die Autoren um M. Minhaj Siddiqui vom Urologic Oncology Branch des National Cancer Institute am National Institutes of Health in Bethesda, Maryland, USA, möchten den Schlussfolgerungen nachgehen, die sich aus einem Vergleich zwischen gezielter Prostatabiopsie allein und der standardisierten, erweiterten Sextant-Biopsie bzw. einer Kombination beider Verfahren bei der Diagnose von Prostatakarzinomen mit mittlerem bis hohem Risiko ergeben. Die prospektive Kohortenstudie umfasste 1003 Männer, bei denen von 2007 bis 2014 am National Cancer Institute der Vereinigten Staaten gleichzeitig sowohl die gezielte als auch die Standard-Biopsie durchgeführt wurde. Die Patienten waren wegen erhöhter Spiegel des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) oder auffälliger rektaler Tastbefunde überwiesen worden, oftmals nach vorherigen negativen Biopsie-Ergebnissen. Die Risiko-Einstufungen nach den gezielten und den standardisierten Biopsien wurden verglichen und, wenn verfügbar, mit der Pathologie der Gesamtdrüse nach Prostatektomie als „Gold-Standard“ abgeglichen. Die Patienten wurden einer multiparametrischen Magnetresonanztomographie der Prostata unterzogen, um auf Prostatakarzinom verdächtige Regionen zu identifizieren, gefolgt von einer gezielten MR/Ultraschall-Fusions-Biopsie und einer gleichzeitigen Standardbiopsie. Das vorrangige Ziel war der Vergleich zwischen den Verfahren einer gezielten und einer Standard-Biopsie hinsichtlich der Entdeckung eines Hochrisiko-Prostatakarzinoms (Gleason Score ≥ 4 + 3); die sekundären Endpunkte bezogen sich auf die Entdeckung von Prostatakarzinomen mit niedrigem Risiko (Gleason Score 3 + 3 oder niedriges Volumen 3 + 4) sowie auf die Fähigkeit der Biopsie, den pathologischen Befund der Gesamtdrüse bei Prostatektomie vorherzusagen. Durch die gezielte Magnetresonanz(MR)/Ultraschall-Fusions-Biopsie wurden 461 Fälle und durch die Standard-Biopsien 469 Fälle von Prostatakarzinom diagnostiziert. Es ergab sich eine exakte Übereinstimmung zwischen gezielter und Standard-Biopsie bei 690 Männern (69%), die sich den Biopsien unterzogen. Die gezielte Biopsie diagnostizierte 30% mehr Hochrisiko-Karzinome im Vergleich zur Standard-Biopsie (173 versus 122 Fälle, p < 0,001) und 17% weniger Niedrigrisiko-Karzinome (213 versus 258 Fälle, p < 0,001). Durch kombinierte Auswertung der Proben aus Standard-Biopsien und aus dem gezielten Vorgehen wurden zusätzliche 103 Fälle (22%) mit einem Prostatakarzinom meist vom Niedrigrisikotyp diagnostiziert (83% Niedrigrisiko, 12% mittleres Risiko und 5% Hochrisiko). Die Vorhersagefähigkeit bezüglich der Differenzierung zwischen den Prostatakarzinomen von niedrigem, mittlerem und hohen Risiko bei 170 Patienten mit vollständiger Pathologie der Prostata nach Prostatektomie war bei der gezielten Biopsie grösser als bei Standard-Biopsie oder der Kombination beider Verfahren (Integral 0,73, 0,59 bzw. 0,67; p < 0,05 für alle Vergleiche). In der Januar-Ausgabe des JAMA (The Journal of the American Medical Association) fassen die Autoren zusammen, dass bei Männern, die wegen Verdacht auf Prostatakarzinom biopsiert wurden, die gezielte MR/Ultraschall Fusions-Biopsie im Vergleich mit der Ultraschall-geleiteten Standard-Methode der erweiterten Sextant-Biopsie mehr Hochrisiko-und weniger Niedrigrisiko-Prostatakarzinome entdeckte. Weitere Studien seien nötig, um die endgültige klinische Bedeutung der gezielten Biopsie einschätzen zu können.(BS)

Autoren: Siddiqui MM, Rais-Bahrami S, Turkbey B, George AK, Rothwax J, Shakir N, Okoro C, Raskolnikov D, Parnes HL, Linehan WM, Merino MJ, Simon RM, Choyke PL, Wood BJ, Pinto PA. Studie: Comparison of MR/ultrasound fusion-guided biopsy with ultrasound-guided biopsy for the diagnosis of prostate cancer. Quelle: JAMA. 2015 Jan 27;313(4):390-7. doi: 10.1001/jama.2014.17942. Web: http://jama.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=2091987.