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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Zusammenhang zwischen kumulativer Anticholinergika-Dosis und Demenzrisiko

Seattle – mechentel news – Viele Medikamente haben anticholinerge Wirkungen. Im Allgemeinen wird angenommen, dass durch Anticholinergika induzierte kognitive Beeinträchtigungen bei Abbruch der anticholinergen Therapie reversible sind. Einige wenige Studien jedoch legen nahe, dass Anticholinergika mit einem erhöhten Risiko für Demenz verbunden sein könnten. Shelly L. Gray et al. aus der School of Pharmacy der University of Washington in Seattle, USA, gingen nun der Frage nach, ob zunehmender Einsatz von Anticholinergika mit einem höheren Risiko für das Auftreten einer Demenz verbunden ist.  Die prospektive, populationsbasierte Kohortenstudie nutzte Daten der "Adult Changes in Thought"-Studie der Group Health, einem integrierten Gesundheitsversorgungssystem in Seattle im US-Bundesstaat Washington. Es wurden 3434 Teilnehmer im Alter von 65 Jahren oder älter und ohne Demenz bei Studieneintritt aufgenommen. Die ersten Aufnahmen erfolgten zwischen 1994 bis 1996 und dann von 2000 bis 2003. Ab 2004 fand ein kontinuierlicher Ersatz verstorbener Teilnehmer statt. Sämtliche Probanden wurden alle zwei Jahre nachuntersucht. In der vorliegenden Studie werden die bis zum 30. September 2012 gewonnenen Daten analysiert. Computergestützte Daten über die Ausgabemengen der Apotheken wurden benutzt, um die kumulative anticholinerge Exposition, definiert als Summe der in den letzten 10 Jahren ausgegebenen standardisierten Tagesdosen (total standardized daily doses,TSDDs), zu ermitteln. Die letzten 12 Monate der Anwendung wurden ausgeschlossen, um eine mit Prodromalsymptomen in Verbindung stehende Anwendung auszuschliessen. Die kumulative Exposition wurde im Verlauf der Zeit, in der die Probanden beobachtet wurden, immer wieder aktualisiert. Die Hauptzielkriterien waren das Auftreten einer Demenz oder Alzheimer-Krankheit gemäss den diagnostischen Standardkriterien. Die statistischen Analysen wurden mittels proportionaler Hazardregressionsmodelle nach Cox, bereinigt hinsichtlich demographischer Charakteristika, gesundheitsrelevantem Verhalten und Gesundheitsstatus einschliesslich Komorbiditäten, durchgeführt. Die am häufigsten angewendeten Klassen von Anticholinergika waren trizyklische Antidepressiva, Antihistaminika der 1. Generation und Antimuskarinika für die Blase. Im Verlauf der durchschnittlichen Beobachtungszeit von 7,3 Jahren entwickelten 797 Teilnehmer (23,2%) eine Demenz , davon 637 (79,9%) eine Alzheimer Krankheit. Eine kumulative 10-Jahres Dosis-Wirkung-Beziehung wurde für Demenz und Alzheimer Krankheit beobachtet (Test auf Trend p < 0,001). Für Demenz betrugen die bereinigten Hazard Ratios für die kumulative Anticholinergika-Anwendung verglichen mit Nicht-Anwendung 0,92 (95% KI 0,74 – 1,16) für TSDDs von 1 bis 90 sowie 1,19 (95% KI 0,94 – 1,51) für TSDDs von 91 bis 365 und 1,23 (95% KI 0,94 – 1,62) für TSDDs von 366 bis 1095 sowie 1,54 (95% KI 1,21 – 1,96) für TSDDs grösser als 1095. Ein ähnliches Ergebnismuster ergab sich für die Alzheimer Krankheit. Die Ergebnisse waren stabil bei sekundären, sensitiven und post-hoc-Analysen. Die Autoren kommen in ihrer elektronischen Vorabpublikation im Januar im JAMA Internal Medicine zum Schluss, dass ein höherer kumulativer Gebrauch von Anticholinergika mit einem erhöhten Risiko für Demenz verbunden ist. Es erscheint ihnen wichtig, sich darum zu bemühen, unter den Fachleuten im Gesundheitswesen und älteren Erwachsenen die Aufmerksamkeit für dieses potentielle medikamentenabhängige Risiko zu steigern, um mit der Zeit den Einsatz von Anticholinergika zu minimieren.(BS)

Autoren: Gray SL, Anderson ML, Dublin S, Hanlon JT, Hubbard R, Walker R, Yu O, Crane PK, Larson EB. Studie: Cumulative Use of Strong Anticholinergics and Incident Dementia: A Prospective Cohort Study. Quelle: JAMA Intern Med. 2015 Jan 26. doi: 10.1001/jamainternmed.2014.7663. [Epub ahead of print] Web: http://archinte.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=2091745.