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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Höhere kardiovaskuläre Risiken bei Testosterongabe durch Injektion als bei anderen Darreichungsformen

Chapel Hill/Basel – mechentel news – Der vermehrte Einsatz von Testosteron sowie uneinheitliche Berichte über Nebenwirkungen haben Fragen zur kardiovaskulären Sicherheit von Testosteron aufgeworfen. Testosteron ist in verschiedenen Darreichungsformen mit unterschiedlicher Pharmakokinetik erhältlich; Injektionen verursachen Spitzen im Testosteronspiegel, wohingegen transdermale Pflaster oder Gele einen mehr schleichenden, aber anhaltenden Anstieg hervorrufen. Eine Vergleichsstudie zur kardiovaskulären Sicherheit bei Gelen, Injektionen und Pflastern lag bislang nicht vor. Diesem Ziel widmeten sich J. Bradley Layton et al. aus dem Department of Epidemiology der University of North Carolina in Chapel Hill, USA. Auch beteiligt war Christoph R. Meier, Leiter des Departements Pharmazeutische Wissenschaften an der Universität Basel in der Schweiz. Für eine retrospektive Kohortenstudie wurden die Versicherungsansprüche einer marktüblich versicherten (1. Januar 2000 bis 31. Dezmber 2012) und einer über Medicare (1. Januar 2007 bis 31. Dezember 2010) abgesicherten Bevölkerungsgruppe in den Vereinigten Staaten sowie Aufzeichnungen von Allgemeinärzten im Vereinigten Königreich (1. Januar 2000 bis 30. Juni 2012) verwendet. Die Teilnehmer umfassten auch 13 Männer im Alter von mindestens 18 Jahren, die die Anwendung von Testosteron-Pflastern, Gelen oder mit 14 Injektionen begannen, gefolgt von 180 Tagen ohne Testosteron-Anwendung. Die Analysen wurden zwischen 11. Dezember 2013 und 12. November 2014 durchgeführt. Die Aufnahmebedingung war eine neu begonnene Anwendung einer bestimmten Testosteron-Verabreichungsform mit beobachteter Anwendung bis zu einer Dauer von einem Jahr. Hauptmessgrössen und -zielkriterien waren stationäre und ambulante medizinische Aufzeichnungen, Diagnosen und Versicherungsansprüche aufgrund kardio- und zerebrovaskulärer Ereignisse einschliesslich Myokardinfarkt, instabile Angina, Schlaganfall und daraus kombinierte akute Ereignisse, venöse Thromboembolien (VTE), Mortalität und allgemeine Hospitalisation. Insgesamt wurden 544.115 mit Testosteron beginnende Teilnehmer identifiziert: 37,4% mit Injektionen und 6,9% mit Pflastern sowie 55,8% mit Gel. Die Mehrheit der Männer in der Medicare-Kohorte begannen mit Injektionen (51,2%), die stärkste Gruppe innerhalb der amerikanischen kommerziell Versicherten startete mit Gel-Applikationen (56,5%) und die Datenbank der Teilnehmer aus dem Vereinigten Königreich wies gleiche Anteile von Injektions- und Gel-Anwendern auf (circa jeweils 41%). Bei Analysen, die die Hazard Ratio und 95% Konfidenzintervalle bestimmten, fanden sich im Vergleich zu Männern, die Gele benutzten, bei den Teilnehmern, die mit Injektionen begannen höhere Hazard-Werte bezüglich kardiovaskulärer Ereignisse (z.B. Mykardinfarkt, instabile Angina und Schlaganfall) (1,26; 1.18 – 1,35), Hospitalisation (1,16; 1.13 – 1,19) und Tod (1,34; 1,15 – 1,56), jedoch nicht bezogen auf VTE (0,92; 0,76 – 1,11). Verglichen mit der Anwendung von Gelen erhöhten Pflaster nicht die Hazard-Werte für kardiovaskuläre Ereignisse (1,10; 0,94 – 1,29), Hospitalisation (1,04; 1,00 – 1,08), Tod (1,02; 0,77 – 1,33) oder VTE (1,08; 0,79 – 1,47). Die Autoren teilen daher in der elektronischen Vorabpublikation ihrer Arbeit im Mai 2015 im Journal of the American Medical Association (JAMA) Internal Medicine mit, dass Testosteron-Injektionen im Vergleich zur Gel-Anwendung mit einem höheren Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse, Hospitalisation und Tod vergesellschaftet waren. Pflaster und Gele wiesen ein ähnliches Risikoprofil auf. Allerdings, so betonen die Autoren, wurde in der Studie nicht bewertet, ob die Patienten Kriterien für die Anwendung von Testosteron erfüllten und sie verglich hinsichtlich der Sicherheit von Testosteron nicht Anwender mit Nicht-Anwendern des Medikamentes. (bs)

Autoren: Layton JB, Meier CR, Sharpless JL, Stürmer T, Jick ss, Brookhart MA. Studie: Comparative Safety of Testosterone Dosage Forms. Quelle: JAMA Intern Med. 2015 May 11. doi: 10.1001/jamainternmed.2015.1573. [Epub ahead of print]. Web: http://archinte.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=2293080.