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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Bei disseminierten Keimzelltumoren erhebliche Spättoxizität nach mehr als einem Chemotherapie-Regime

Kopenhagen – mechentel news – Eine geringe Anzahl von Patienten mit Keimzellkrebs (germ cell cancer, GCC) erhalten mehr als eine Therapielinie, da die Krankheit gestreut hat. Ziel der hier vorgestellten Studie war es, die Spättoxizität und das Überleben in einer unselektierten Kohorte von Patienten zu untersuchen, bei denen nach einer Erstlinien-Therapie bei metastasierter Erkrankung ein Rezidiv auftrat. Die Autoren Jakob Lauritsen et al. vom Copenhagen University Hospital in Kopenhagen, Dänemark, identifizierten in der Danish Testicular Cancer database alle Patienten, die mehr als eine Therapielinie wegen disseminierter Erkrankung erhalten hatten. Informationen über die Spättoxizität und die Sterblichkeit wurden über Verknüpfungen zu nationalen Registern gewonnen. Prognostische Faktoren hinsichtlich Rezidiv und Tod wurden identifiziert und mit der Klassifikation der International Prognostic Factors Study Group (IPFSG) verglichen. Insgesamt erhielten 268 Patienten mehr als eine Therapielinie bei disseminiertem GCC. Annähernd die Hälfte der Patienten (n = 136) verstarb aufgrund des GCC. Die 132 verbliebenen Patienten hatten, verglichen mit Patienten, die rein durch Orchiektomie therapiert worden waren, ein erhöhtes Risiko für eine zweite Krebserkrankung (Hazard Ratio [HR] 3,2; 95% KI 1,9 – 5,5), schwere kardiovaskuläre Erkrankung (HR 1,9; 95% KI 1,0 – 3,3), Lungenerkrankung (HR 2,0; 95% KI 1,0 – 3,8), gastrointestinale Erkrankung (HR 7,3; 95% KI 3,6 – 14,8), Niereninsuffizienz (HR 8,3; 95% KI 3,0 – 23,2), neurologische Störungen (HR 6,3; 95% KI 3,1 – 12,6) und Tod als Folge anderer Ursachen (HR 2,6; 95% KI 1,6 to 4,2). Grösstenteils wurde die IPFSG-Klassifikation in der Population der Studie bestätigt; jedoch konnten die ursprüngliche Lokalisation des Tumors und der Spiegel des humanen Choriongonadotropin nicht als unabhängige Faktoren angesehen werden. Dagegen wurde zunehmendes Alter als ein möglicher neuer prognostischer Faktor für Therapieversagen nach der Zweitlinientherapie identifiziert (HR 1,2 pro 10 Jahre; 95% KI 1,2 – 15). In der elektronischen Vorabpublikation beim Journal of Clinical Oncology im August 2015 fassen die Autoren zusammen: Patienten mit GCC, die nach mehr als einer Therapielinie bei disseminierter Erkrankung überleben, haben ein sehr deutlich erhöhtes Risiko für Spättoxizität und Tod aus anderen Gründen als GCC. Daher sollten sie Kandidaten für eine lebenslange Nachbeobachtung sein. Die IPFSG-Klassifikation wurde in dieser unselektierten Population bestätigt. (bs)

Autoren: Lauritsen J, Kier MG, Mortensen MS, Bandak M, Gupta R, Holm NV, Agerbaek M, Daugaard G. Korrespondenz: Gedske Daugaard, MD, DMSc, Onkologisk klinik 5073, Rigshospitalet, 2100 Copenhagen OE, Denmark. E-Mail: kirsten.gedske.daugaard@regionh.dk. Studie: Germ Cell Cancer and Multiple Relapses: Toxicity and Survival. Quelle: J Clin Oncol. 2015 Aug 3. pii: JCO.2014.60.1310. Epub ahead of print Web: http://jco.ascopubs.org/content/early/2015/08/03/JCO.2014.60.1310.abstract