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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Erhöhung der kardiovaskulären Mortalität im ersten Jahrnach Diagnosestellung eines Hodenkarzinoms

Rochester – mechentel news – Erhöhte Risiken für kardiovaskuläre Ereignisse (cardiovascular disease, CVD) bei Patienten, die wegen einer Hodenkrebserkrankung Chemotherapie erhielten, waren in den europäischen Studien grösstenteils auf Langzeit-Überlebende beschränkt und umfassten Patienten aus den 1960iger Jahren. Nur wenige populationsbasierte Untersuchungen haben die kardiovaskuläre Mortalität in der Ära der Cisplatin-basierten Chemotherapie während, kurz nach und in den zwei Jahrzehnten nach der Hodenkrebs-Diagnose quantifiziert. Chunkit Fung et al. aus dem University of Rochester Medical Center im Bundesstaat New York, USA, legten dazu eine Auswertung von Daten des populationsbasierten Surveillance, Epidemiology, and End Results Program (1980 to 2010) vor. Es wurden standardisierte Mortalitätsraten (SMR) für CVD und absolute Zusatzrisiken (absolute excess risks, AER; Anzahl der zusätzlichen Todesfälle pro 10000 Personenjahre) aus den dort erhobenen Daten von 15006 Patienten mit einem Nichtseminom ausgewertet, die initial Chemotherapie (n = 6909) oder eine chirurgische Therapie (n = 8097) ohne Bestrahlung erhielten. Diese Daten umfassten insgesamt 60065 beziehungsweise 81227 Personenjahre der Nachbeobachtung. Multivariable Modelle untersuchten die Auswirkungen von Alter, Therapieart, Stadium der Erkrankung und anderer Faktoren auf die kardiovaskuläre Mortalität. Dabei fand sich eine signifikant erhöhte kardiovaskuläre Mortalität nach Chemotherapie (SMR 1,36; 95 % KI 1,03 – 1,78; n = 54), nicht jedoch nach chirurgischer Therapie (SMR 0,81; 95 % KI 0,60 – 1,07; n = 50). Die signifikant erhöhte Anzahl von Todesfällen nach Chemotherapie war dabei auf das erste Jahr nach der Hodenkrebsdiagnose beschränkt (SMR 5,31; AER 13,90; n = 11) und umfasste zerebrovaskuläre Erkrankungen (SMR 21,72; AER 7,43; n = 5) und Herzerkrankungen (SMR 3,45; AER 6,64; n = 6). Auch in den multivariablen Analysen war die erhöhte kardiovaskuläre Mortalität nach Chemotherapie auf das erste Jahr nach der Hodenkrebsdiagnose beschränkt (Hazard Ratio 4,86; 95 % KI 1,25 – 32,08); Metastasierung (p < 0,05) und ein höheres Alter (p < 0,01) stellten unabhängige Risikofaktoren dar. Diese ihrer Kenntnis nach erste populationsbasierte Studie zur Bestimmung der kurz- und langfristigen kardiovaskulären Mortalität nach Hodenkrebsdiagnose veröffentlichten die Autoren in der Oktober-Ausgabe 2015 des Journal of Clinical Oncology. Sie regen an, dass das kurzfristig nach Diagnosestellung erhöhte Risiko kardiovaskulärer Mortalität in analytischen Studien weiter untersucht werden sollte, welche die Ereignisse spezifizieren und zur Entwicklung umfassender evidenz-basierter Risikostratifikationen und präventiver und interventioneller Anstrengungen führen. (bs)

Autoren: Fung C, Fossa SD, Milano MT, Sahasrabudhe DM, Peterson DR, Travis LB. Korrespondenz: Lois B. Travis, MD, ScD, Center for Cancer Survivorship Research, Indiana University Melvin and Bren Simon Cancer Center, 535 Barnhill Drive RT433, Indianapolis, IN 42601, USA. E-Mail: malmile@iu.edu. Studie: Cardiovascular Disease Mortality After Chemotherapy or Surgery for Testicular Nonseminoma: A Population-Based Study. Quelle: J Clin Oncol. 2015 Oct 1;33(28):3105-15. doi: 10.1200/JCO.2014.60.3654. Web: http://jco.ascopubs.org/content/33/28/3105.abstract.