Kleinere Stiche beim Faszienverschluss nach medianer Laparotomie effektiver in der Prävention von Narbenhernien
Rotterdam – mechentel news – Eine häufige Komplikation der medianen Laparotomie ist die Narbenhernie, die mit hoher Morbidität, verminderter Lebensqualität und hohen Kosten einhergeht. Die Autoren Eva B. Deerenberg et al. aus der Chirurgischen Klinik des Erasmus University Medical Center in Rotterdam, Niederlande, vergleichen Nahttechniken mit unterschiedlichen Stichgrössen für den Faszienverschluss nach medianer Laparotomie. Die prospektive, multizentrische, doppeltblinde, randomisierte, kontrollierte Studie wurde in chirurgischen und gynäkologischen Abteilungen an 10 Krankenhäusern in den Niederlanden durchgeführt. Patienten im Alter von mindestens 18 Jahren, bei denen eine elektive abdominelle Operation mit medianer Laparotomie vorgesehen war, wurden mittels einer computergenerierten Zufallssequenz randomisiert 1:1 entweder kleinen Nahtstichen (alle 5 mm jeweils 5mm Gewebe erfassend) oder grossen Stichen (jeweils 1 cm Gewebe erfassend im Abstand von 1 cm) zugeteilt. Die Randomisierung wurde mittels Minimierungsmethode zur balancierten Zuweisung nach Zentrum sowie nach Chirurg oder Assistenzarzt stratifiziert. Die Patienten und die Prüfärzte waren gegenüber der Gruppenzuordnung verblindet. Primärer Endpunkt war das Auftreten einer Narbenhernie; Ausgangspostulat war eine geringere Inzidenz bei kleineren Stichen. Die Daten der Patienten wurden mittels einer Intention-to-treat-Analyse ausgewertet. Zwischen dem 20. Oktober 2009 und dem 12. März 2012 wurden 560 Patienten randomisiert der Grosse-Stiche-Gruppe (n = 284) oder der Kleine-Stiche-Gruppe (n = 276) zugeordnet. Die Nachbeobachtungsperiode endete am 30. August 2013. 545 (97 %) der Patienten beendeten das Follow-up und konnten in die primäre Ergebnisanalyse eingehen. Patienten in der Kleine-Stiche-Gruppe hatten einen Faszienverschluss durch mehr Stiche als jene in der Grosse-Stiche-Gruppe (mittlere Anzahl der Stiche 45 [SD 12] gegenüber 25 [10]; p < 0,0001), ein höheres Verhältnis von Nahtlänge zu Wundlänge (5,0 [1,5] gegenüber 4,3 [1,4]; p < 0,0001) und eine längere Verschlusszeit (14 [6] gegenüber 10 [4] min; p < 0,0001). Nach einem Jahr wiesen 57 (21 %) von 277 Patienten in der Grosse-Stiche-Gruppe und 35 (13 %) von 268 Patienten der Kleine-Stiche-Gruppe eine Narbenhernie auf (p = 0,0131). Die Komplikationsrate unterschied sich nicht signifikant zwischen den Gruppen. Ihre Untersuchung zeige, so die Autoren in der September-Ausgabe 2015 des Lancet, dass eine Nahttechnik mit kleinen Stichen effektiver in der Prävention von Narbenhernien nach medianer Laparotomie ist als die traditionelle Technik mit grossen Stichen und nicht mit einer höheren Komplikationsrate verbunden ist. Daher solle die Nahttechnik mit kleinen Stichen die Standardmethode zum Verschluss medianer Inzisionen werden. (bs)
Autoren: Deerenberg EB, Harlaar JJ, Steyerberg EW, Lont HE, van Doorn HC, Heisterkamp J, Wijnhoven BP, Schouten WR, Cense HA, Stockmann HB, Berends FJ, Dijkhuizen FP, Dwarkasing RS, Jairam AP, van Ramshorst GH, Kleinrensink GJ, Jeekel J, Lange JF. Korrespondenz: Dr Joris J Harlaar, Department of Surgery, Erasmus University Medical Center, 3000 CA Rotterdam, Netherlands. E-Mail: j.harlaar@erasmusmc.nl. Studie: Small bites versus large bites for closure of abdominal midline incisions (STITCH): a double-blind, multicentre, randomised controlled trial. Quelle: Lancet. 2015 Sep 26;386(10000):1254-60. doi: 10.1016/S0140-6736(15)60459-7. Web: http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736%2815%2960459-7/abstract.