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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Androgendeprivationstherapie bei älteren Männern mit Prostata-Ca erhöht Risiko für Depression und psychiatrische Behandlung

Boston – mechentel news – Eine Androgendeprivationstherapie (ADT) könnte zu Depressionen beitragen, bislang haben verschiedene Studien jedoch keinen Zusammenhang nachgewiesen. Das Ziel der Autorengruppe um Kathryn T. Dinh von der Harvard Medical School in Boston, USA, war es, zu bestimmen, ob die Durchführung von Androgendeprivationstherapie oder die längere Dauer einer ADT beim Prostatakarzinom (PCa) mit einem erhöhten Risiko für Depression verbunden ist. Im Krebsregister SEER-Medicare wurden zwischen 1992 und 2006 unter Ausschluss von Patienten, bei denen innerhalb des vorangegangenen Jahres eine psychiatrische Diagnose gestellt worden war, insgesamt 78.552 Männer im Alter von über 65 Jahren mit einem PCa im Stadium I bis III identifiziert. Die primäre Analyse untersuchte mittels proportionaler Regressionsanalyse nach Cox den Zusammenhang zwischen pharmakologischer ADT und der Diagnose einer Depression oder der Durchführung stationärer oder ambulanter psychiatrischer Therapie. Daten zur medikamentösen Therapie von Depression waren nicht verfügbar. Eine Sekundäranalyse untersuchte den Zusammenhang zwischen der Dauer der ADT und jedem Endpunkt. Insgesamt wiesen die 43 % der Patienten (n = 33.882), die ADT erhielten, im Vergleich zu Patienten, die keine ADT erhielten, eine höhere kumulative 3-Jahres-Inzidenz für Depression (7,1 % gegenüber 5,2 %), stationäre psychiatrische Behandlung (2,8 % gegenüber 1,9 %) und ambulante psychiatrische Behandlung auf (3,4 % gegenüber 2,5 %; alle p < 0,001). Bereinigte Cox-Analysen zeigten, dass Patienten mit ADT im Vergleich zu Patienten ohne ADT ein um 23 % erhöhtes Risiko für Depression (bereinigte Hazard Ratio [AHR] 1,23; 95 % Konfidenzintervall 1,15 – 1,31) hatten, ein um 29 % erhöhtes Risiko für stationäre psychiatrische Behandlung (AHR 1,29; 95 KI 1,17 – 1,41) und ein nicht signifikant um 7 % erhöhtes Risiko für ambulante psychiatrische Behandlung (AHR 1,07; 95 % KI 0,97 – 1,17). Das Risiko einer Depression erhöhte sich mit der Dauer der ADT, von 12 % bei ≤ 6 Monaten Behandlung, über 26 % bei 7 bis 11 Monaten Behandlung, auf 37 % bei einer Therapie von ≥ 12 Monaten (p trend < 0,001). Ein ähnlicher Effekt der Dauer liess sich bei stationärer (p trend < 0,001) und ambulanter psychiatrischer Behandlung (p trend < 0,001) nachweisen. Die Autoren kommen in der Juni-Ausgabe 2016 des Journal of Clinical Oncology daher zu dem Schluss, dass gemäss dieser grossen Studie die pharmakologische Androgendeprivationstherapie (ADT) bei älteren Männern mit lokalisiertem Prostatakarzinom das Risiko für Depression und stationäre psychiatrische Behandlung erhöht. Das Risiko steigt mit längerer Dauer der ADT. Die möglichen psychiatrischen Auswirkungen einer ADT sollten daher von den Ärzten berücksichtigt und vor Beginn der Behandlung mit den Patienten diskutiert werden. (bs)

Autoren: Dinh KT, Reznor G, Muralidhar V, Mahal BA, Nezolosky MD, Choueiri TK, Hoffman KE, Hu JC, Sweeney CJ, Trinh QD, Nguyen PL. Korrespondenz: Paul L. Nguyen, MD, Brigham and Women’s Hospital, 75 Francis St, Boston, MA 02115, USA. E-Mail: pnguyen@LROC.harvard.edu. Studie: Association of Androgen Deprivation Therapy With Depression in Localized Prostate Cancer. Quelle: J Clin Oncol. 2016 Jun 1;34(16):1905-12. doi: 10.1200/JCO.2015.64.1969. Web: http://jco.ascopubs.org/content/34/16/1905.abstract.