Neue Bewertungsskala der Deutsch-Österreichischen-Schweizer Konsensuskonferenz für okuläre cGVHD auf dem Prüfstand

CORNEA – Regensburg – mechentel news – Die Wissenschaftler um Christiane Blech von der ophthalmologischen Abteilung und Kollegen vom Universitätsklinikum Regensburg, Deutschland, überprüften in ihrer Studie das kürzlich vorgeschlagene neue Bewertungssystem für Augenbeteiligungen bei der chronischen Graft-versus-Host-Reaktion (chronic graft-versus-host disease, cGVHD). Die zu Deutsch Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion kann in Form einer immunologischen Reaktion infolge einer allogenen Knochenmark- oder Stammzellspende auftreten und äußert sich symptomatisch vornehmlich an der Haut, der Leber, am Darm und eben auch am Auge. Zur Diagnose der cGVHD wurden die Kriterien nach NIH-Konsens herangezogen, sowie die im Rahmen der Deutsch-Österreichischen-Schweizer Konsensuskonferenz zur klinischen Praxis der cGVHD entwickelte Bewertungsskala. An der Untersuchung nahmen 66 im Mittel 48 Jahre alte Patienten, darunter 46 Männer und 20 Frauen, teil. Bei allen Patienten lag eine das Auge betreffende cGVHD vor. Die Anwendung der vorgeschlagenen Konsensuskonferenz-Bewertung offenbarte bei allen Patienten inflammatorische Aktivität, die sich bei 33 % in einer milden, bei 44 % in einer moderaten und bei 23 % in einer schweren Ausprägung der Entzündung äußerte.  Im Vergleich dazu erbrachte die klinische Auswertung nach NIH-Konsens, dass 6 % der Patienten unter milden Symptomen litten; 59 % der Patienten wiesen moderate Symptome des trockenen Auges auf, die sich – allerdings ohne Sehbehinderung – teilweise auf Aktivitäten des täglichen Lebens auswirkten; und bei 35 % der Patienten traten schwere Symptome des trockenen Auges auf, die das Tagesgeschäft erheblich beeinträchtigten. Die Autoren veröffentlichten ihre Studie im Februar 2016 in der Fachzeitschrift Annals of Hematology und postulierten die nachfolgend aufgeführten Grundsätze in Bezug auf die klinische Charakterisierung und Bewertung mittels der Konsensuskonferenz-Bewertungsskala: Die okuläre cGVHD führt (1) oftmals zu schweren Erkrankungen der Augenoberfläche, die durch die gestörte Funktion der Tränendrüsen unter Beteiligung von Kornea, Bindehaut und Augenlid hervorgerufen wird; geht (2) in den meisten Fällen mit einer andauernden inflammatorischen Aktivität einher; führt (3) häufig zur Funktionseinschränkung und einer damit verbundenen Herabsetzung der Lebensqualität und ist (4) mit einem erhöhten Risiko für schwere, Visus-bedrohende Komplikationen verbunden.