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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Neue Empfehlungen der AAO zum Screening auf (Hydro)Chloroquin-Retinopathie

MEDICAL RETINA Palo Alto – mechentel news – Angesichts neuer Informationen zur Prävalenz der Toxizität, zu Risikofaktoren, zur Fundusverteilung und zur Effektivität von Screening-Methoden hat die American Academy of Ophthalmology neue Empfehlungen zum Screening auf Chloroquin(CQ)- und Hydrochloroquin(HCQ)-Retinopathie herausgegeben. Unter der Federführung von M F. Marmor aus dem Department of Ophthalmology and Byers Eye Institute an der Stanford University School of Medicine in Palo Alto im Bundesstaat Kalifornien, USA, stellen diese hier vor. Obwohl der Ort der toxischen Schädigung in vielen Augen parafoveal liegt, zeigen asiatischen Patienten oft ein extramakuläres Schädigungsmuster. Empfohlen wird eine maximale tägliche HCQ-Dosis von ≤ 5,0 mg pro Kilogramm reales Körpergewicht, was besser mit den Risiken korreliert als die Dosierung nach Idealgewicht. Ähnliche demographische Daten für CQ gibt es nicht, aber Dosisvergleiche in älterer Literatur legen eine Dosierungsempfehlung von ≤ 2,3 mg/kg reales Körpergewicht nahe. Das Toxizitätsrisiko ist abhängig von der täglichen Dosis und der Länge der Anwendung. Bei den empfohlenen Dosierungen liegt das Risiko für toxische Retinopathie bis zu 5 Jahren bei unter 1 % und bis zu 10 Jahren unter 2 %, aber es steigt auf fast 20 % nach 20 Jahren. Allerdings hat selbst nach 20 Jahren ein Patient ohne toxische Retinopathie lediglich ein Risiko von 4 % im darauffolgenden Jahr zu konvertieren. Eine hohe Dosierung und eine lange Anwendungsdauer sind die bedeutsamsten Risiken. Weitere wichtige Faktoren sind eine gleichzeitige Nierenerkrankung oder die Anwendung von Tamoxifen. Zum Ausgangszeitpunkt sollte eine Fundusuntersuchung durchgeführt werden, um eine vorbestehende Erkrankung der Makula auszuschliessen. Für Patienten unter akzeptablen Dosierungen und ohne schwere Risikofaktoren wird die Aufnahme des jährlichen Screenings nach 5 Jahren empfohlen. Die primären Screening-Tests bestehen aus automatisierten Gesichtsfeldbestimmungen und zusätzlicher Spektral-Domänen Optischen Kohärenztomographie (SD-OCT). Diese Untersuchungen sollten bei asiatischen Patienten Bereiche über die zentrale Makula hinaus miteinbeziehen. Das multifokale Elektroretinogramm (mfERG) kann eine objektive Bestätigung des Gesichtsfeldes liefern und die Fundus-Autofluoreszenz (FAF) kann die Topografie der Schäden darstellen. Modernes Screening sollte die Retinopathie erkennen, bevor sie im Fundus sichtbar wird. Die Retinopathie ist nicht reversibel und derzeit gibt es keine Therapie. Wichtig ist daher die Erkennung der Erkrankung in einem frühen Stadium (vor jeglichem Pigmentepithel-Verlust), um einem Verlust des zentralen Sehens vorzubeugen. Allerdings sollten nicht eindeutige Tests wiederholt oder durch zusätzliche Verfahren validiert werden, um ein unnötiges Absetzen einer nützlichen Medikation zu vermeiden. Die in der Juni-Ausgabe 2016 des Fachblatts Ophthalmology veröffentlichten Empfehlungen enden mit dem Hinweis, dass Patienten (und verschreibende Ärzte) über das Toxizitätsrisiko, die richtigen Dosierungen und die Bedeutung eines jährlichen Screenings informiert werden sollten. (bs)

Autoren: Marmor MF, Kellner U, Lai TY, Melles RB, Mieler WF; American Academy of Ophthalmology. Korrespondenz: Flora Lum, MD, Department of Quality of Care and Knowledge Base Development, American Academy of Ophthalmology, 655 Beach Street, San Francisco, CA 94109-1336. E-Mail: flum@aao.org. Studie: Recommendations on Screening for Chloroquine and Hydroxychloroquine Retinopathy (2016 Revision). Quelle: Ophthalmology. 2016 Jun;123(6):1386-94. doi: 10.1016/j.ophtha.2016.01.058. Web: http://www.aaojournal.org/article/S0161-6420(16)00201-3/abstract.