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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Roboter-assistierte partielle Prostatektomie zeigt beim anterioren Prostatakarzinom erste vielversprechende Ergebnisse

PROSTATA Lille – mechentel news – Die fokale Ablationstherapie kann aufgrund der Sorge, den externen Sphinkter thermal zu schädigen, eine suboptimale Option bei anterioren Prostatakarzinomen (APC) sein, die den Apex der Prostata erreichen. Arnauld Villers et al. aus dem Department of Urology der Université de Lille in Frankreich untersuchten die technischen Möglichkeiten der anterioren partiellen Prostatektomie (APP) bei isolierten APCs, nachgewiesen durch Magnetresonanztomografie (MRT) und berichten über kurzfristige onkologische und funktionelle Ergebnisse. Nach der Genehmigung der Studie durch den entsprechenden Prüfungsausschuss der Einrichtung wurden über einen 8-Jahres-Zeitraum (2008 – 2015) insgesamt 17 aufeinanderfolgende Patienten in die prospektive, monozentrische Phase-2a-Studie, genannt „Innovation, Development, Exploration, Assessment, Long-term“ (IDEAL), aufgenommen. Die Einschlusskriterien umfassten durch MRT und gezielte Biopsien diagnostizierte, präurethrale anteriore Prostatakarzinome von niedrigem bis intermediären Risiko. Eine roboterberechnete APP wurde durchgeführt; der posterolaterale Anteil im Bereich des Colliculus seminalis, die periphere Zone und das periprostatische Gewebe wurden dabei intakt erhalten. Der mittlere Nachbeobachtungszeitraum betrug 30 Monate (Interquartilsabstand [IQR] 25 – 70]. Die Inzidenz perioperativer Komplikationen wurde erhoben und die Daten der pathologischen Untersuchung, der Werte des Prostata-spezifischen Antigens (PSA), der bildgebenden Verfahren, der Biopsien als auch Fragebögen ausgewertet. Präoperativ lag der mittlere PSA-Wert bei 9,8 ng/ml, der Gleason Score bei 6 – 7 (3 + 4) und das Karzinomvolumen bei 3,7 cm³ (IQR 1,7 – 4,6). Die Operationstechnik konnte in allen Fällen angewendet werden. Die perioperativen Komplikationen umfassten Leckage der Anastomose (12 %, G2), Harnwegsinfektionen (6 %, G2) und vorübergehender intestinaler Ileus in einem Fall (6 %, G2). Nach 3 Monaten lagen die Kontinenz- und die Potenzrate bei 100 % beziehungsweise 83 %. Der mittlere PSA-Nadir wurde mit 0,4 ng/ml (IQR 0,3 – 0,7) bestimmt. Die Raten sämtlicher Grenzränder und der posterolateralen Seitenränder lagen bei 55 % beziehungsweise 35 %. Das rezidivfreie Überleben hinsichtlich APC nach 2 Jahren betrug 0,86 (95 % Konfidenzintervall 0,55 – 0,96). Bei den vier Patienten, die ein Rezidiv erlitten, wurde eine unkomplizierte Komplettierung der roboter-assistierten Prostatektomie durchgeführt. Eingeschränkt werde die Aussagekraft der Arbeit, so die Autoren in der elektronischen Vorabpublikation im September 2016 beim Journal European Urology, durch die besonders weiten Konfidenzintervalle bei den berichteten Ergebnissen. Sie kommen zu dem Schluss, die roboter-assistierte partielle Prostatektomie sei beim isolierten anterioren Prostatakarzinom mit guten funktionellen Ergebnissen durchführbar. Dies sei vielversprechend, müsse jedoch durch sehr viel mehr Forschung verifiziert werden, um der APP den passenden Platz in den Behandlungsmodellen des anterioren Prostatakarzinoms einräumen zu können. (bs)

Autoren: Villers A, Puech P, Flamand V, Haber GP, Desai MM, Crouzet S, Leroy X, Chopra S, Lemaitre L, Ouzzane A, Gill IS. Korrespondenz: Arnauld Villers, Department of Urology, CHU Lille, Université de Lille, F-59000 Lille, France. E-Mail: arnauld-villers@univ-lille2.fr. Studie: Partial Prostatectomy for Anterior Cancer: Short-term Oncologic and Functional Outcomes. Quelle: Eur Urol. 2016 Sep 6. pii: S0302-2838(16)30530-9. doi: 10.1016/j.eururo.2016.08.057. [Epub ahead of print] Web: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0302283816305309

Kommentar:
Nach der Samenblasenspitzen-erhaltenden Prostatektomie (1) nun also die partielle Prostatektomie bei streng anterioren Prostatakarzinomen. Selbstverständlich sind onkologische Langzeitergebnisse notwendig. Das Dogma lautet Risiko-Stratifizierung.

(1) John H, Hauri D. 2000. Seminal vesicle-sparing radical prostatectomy: a novel concept to restore early urinary continence. Urology 55:820-824.