Skip to main content

Fachverlag und Nachrichtenagentur

Die photodynamische Therapie ist sicher und effektiv im Einsatz gegen niedrig-Risiko Prostatakarzinome

 

PROSTATE Angers/London – mechentel news – Die neue gewebeschonende Behandlung von Niedrig-Risiko Prostatakarzinomen mittels der blutgefäßgerichteten, photodynamischen Therapie (vascular-targeted photodynamic therapie, VTP), zeigte in einarmigen Phase-I- und Phase-II-Studien gute Sicherheit und tötete wirksam die Krebszellen in der Prostata ab. Die Wissenschaftler der PCM301 Study Group um Abdel-Rahmène Azzouzi von der urologischen Abteilung des Angers University Hospitals in Frankreich und um Mark Emberton von der Division of Surgery and Interventional Science des UCLH (University College London Hospitals), UK, verglichen diese Behandlungsmethode in einer Phase-III-Studie mit dem derzeitigen Standardverfahren, der aktiven Überwachung, bei Männern mit Nniedrig-Risiko Prostatakarzinom. An dieser randomisierten Kontrollstudie, die an 47 europäischen Zentren durchgeführt wurde, nahmen Männer mit Niedrig-Risiko Prostatakarzinom (Gleason Score 3) ohne vorausgehende Therapie teil, die randomisiert (1:1, webbasiert) entweder der VTP (206 Patienten; 4 mg/kg Padeliporfin intravenös über 10 Minuten; Aktivierung über optische Fasern, die in die gewünschten Areale der Prostata gezielt eingeführt wurden; subsequente Aktivierung durch Laserlicht [753 nm] bei 150 mW/cm^2 für 22 min und 15 s) oder der aktiven Überwachung (207 Patienten) zugeteilt wurden. Die aktive Überwachungsstrategie umfasste zum Zeitpunkt des Studienbeginns sowohl eine Biopsie im zwölfmonatigen Intervall, die Kontrolle des PSA-Wertes als auch eine dreimonatige digitale rektale Untersuchung. Die primären Endpunkte wurden entweder als Therapieversagen (histologische Progression, Gleason Score > 6) oder als Nicht-mehr-Vorhandensein des Tumors (Abwesenheit jeglicher karzinomrelevanter, histologischer Hinweise) innerhalb der 24-monatigen Nachsorge (Interquartilbereich: 24-25 Monate) definiert. Der Anteil an Patienten, die nach 24 Monaten ein Fortschreiten der Erkrankung zeigten, lag in der VTP-Gruppe bei 28 % (58 von 206) und in der Surveillance-Gruppe bei 58 % (120 von 207) (bereinigter Risikoquotient [hazard ratio, HR]: 0,34; 95 % Konfidenzintervall [CI]: 0,24 – 0,46; p < 0,0001). 49 % (101 Männer) der VTP-Gruppe  wiesen sogar ein negatives Biopsieresultat 24 Monate nach der der Behandlung verglichen mit 14 % (28 Männer) der Surveillance-Gruppe auf (bereinigte Risikoquote (risk ratio, RR]: 3,67; 95 % CI: 2,53 – 5,33; p < 0,0001). Die Verträglichkeit der VTP war gut. Als Komplikationen (Grad 3-4) sind Prostatitis (drei [2 %] in der VTP-Gruppe vs. eine [< 1 %] in der Surveillance-Gruppe), akuter Harnverhalt (drei [2 %] vs. eine [< 1 %]) und erektile Dysfunktion (zwei [1 %] vs. drei [1 %]) zu nennen. Die häufigste Komplikation in der VTP-Gruppe war der Harnverhalt (15 Patienten, bei drei Patienten schwerwiegend), der sich jedoch bei allen Patienten binnen zwei Monaten normalisierte. Als häufigste Komplikation in der Surveillance-Gruppe trat der Herzinfarkt (drei Patienten) auf. Laut den Autoren, der im Februar 2017 in der Fachzeitschrift The Lancet Oncology veröffentlichten Studie, sei die photodynamische Therapie (VTP) mit Padeliporfin eine sichere und effektive Methode zur Behandlung von lokalisierten, niedrig-Risiko Prostatakarzinomen. Diese gewebeschonende Therapie könnte daher für viele Männer eine Alternative darstellen und helfen, die radikale Therapie ganz zu vermeiden oder zumindest aufzuschieben. (ut)

Autoren: Azzouzi AR, Vincendeau S, Barret E, Cicco A, Kleinclauss F, van der Poel HG, Stief CG, Rassweiler J, Salomon G, Solsona E, Alcaraz A, Tammela TT, Rosario DJ, Gomez-Veiga F, Ahlgren G, Benzaghou F, Gaillac B, Amzal B, Debruyne FM, Fromont G, Gratzke C, Emberton M; PCM301 Study Group. Korrespondenz: Prof. Mark Emberton, Division of Surgery and Interventional Science, UCL Faculty of Medical Sciences, London W1T 7NF, UK. Electronic address: m.emberton@ucl.ac.uk. Studie: Padeliporfin vascular-targeted photodynamic therapy versus active surveillance in men with low-risk prostate cancer (CLIN1001 PCM301): an open-label, phase 3, randomised controlled trial. Quelle: Lancet Oncol. 2017 Feb; 18(2):181-191. doi: 10.1016/S1470-2045(16)30661-1. Epub 2016 Dec 20. Web: http://www.thelancet.com/journals/lanonc/article/PIIS1470-2045(16)30661-1/abstract

KOMMENTAR Lancet-Studien haben im Allgemeinen einen Einfluss auf Massenmedien. Womöglich wird der ein oder andere Patient in Ihrer Sprechstunde Sie auf diese Studie ansprechen. In die Kategorie der fokalen Therapien fallen zum einen die fokussierte Ultraschalltherapie (HIFU), die irreversible Elektroporation mittels Nadelelektroden, elektrischer Felder und schlussendlich Apoptose des Prostatakarzinomherdes (IRE bzw. „NanoKnife“) als auch die photodynamische Therapie. Bei letzterer wird eine fotosensible Substanz (Padeliporfin, TOOKAD®) intravenös injiziert und dann mit einer Laserfaser aktiviert. Das Prinzip ist das gleiche wie in der Blaulichtzystoskopie (photodynamische Diagnostik, Sie finden das Abstract hierzu in der Sektion unterer Harntrakt). Die Substanz reichert sich in Zellen an, eine Laserfaser kann dann transurethral oder transperineal eingebracht werden. Die Studie zeigt, dass unter photodynamischer Therapie weniger Progression zu Gleason 7 oder höher vorkommt als im Vergleich zur aktiven Überwachung und erweitert das Armamentarium der Therapie des Low-risk Prostatakarzinoms. Ein Kritikpunkt ist bestimmt die hohe Anzahl progredienter Tumoren in der Surveillance-Gruppe (knapp 60 % über 2 Jahre; zum Vergleich: in den meisten Active Surveillance Kohorten weltweit beträgt die Progressionsrate 25 – 30 % über 3-5 Jahre). Es waren drei positive Stanzen mit Gleason 3+3 erlaubt, der PSA-Wert durfte 10 ng/ml nicht überschreiten (damit also keine klassischen very low-risk Prostatakarzinome), zudem wurde die Biopsie transrektal mittels 12-fach Biopsie – welche bewiesenermassen zu ungenau ist, vergleiche hierzu die PROMIS-Studie in der aktuellen Ausgabe).