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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Citratsalze sind zweifelsfrei wirksam bei der Prävention von Nierensteinen

 

UPPER URINARY TRACT Cottingham – mechentel news – Nierensteine beeinträchtigen weltweit mit hoher Rezidivrate trotz Behandlung die Menschen. Dabei sind Menschen mit niedrigen Citratkonzentrationen im Urin eher anfällig für Rezidive, da sie mit höherer Wahrscheinlichkeit Calciumphosphat- und Calciumoxalatsteine aufweisen. Eine orale Citrattherapie erhöht die urinären Citratkonzentrationen, welche Calcium binden und somit die Kristallisation verhindern und folglich die Steinbildung reduzieren. Doch trotz dieser präventiven und therapeutischen Nutzung der oralen Citrattherapie, verbleibt der endgültige Beweis der klinischen Wirksamkeit ungeklärt. Daher legen Rebecca Phillips et al. vom Department of Urology am Hull and East Yorkshire Hospitals NHS Trust des Castle Hill Hospitals in Cottingham, UK, eine Übersichtsarbeit vor, die Wirksamkeit und Komplikationen verbunden mit Citratsalz im Einsatz gegen Calciumenthaltende Nierensteine untersucht. Die Wissenschaftler durchsuchten das Cochrane Kidney and Transplant Specialised Register bis zum 29. Juli 2015 auf relevante Begriffe und erfassten randomisierte Kontrollstudien, die sich mit der zuvor genannten Zielsetzung auseinandersetzen und die adulten Patienten für mindestens sechs Monate behandelten. Zwei Autoren bewerteten die Relevanz der Studien, bevor deren Daten gemäss vorab festgelegter Kriterien extrahiert wurden. Mithilfe des Random-Effect-Modells erfolgte eine Gesamtschätzung des Effekts. Die Ergebnisse wurden als Risikoquoten (risk ratio, RR) für dichotome Endpunkte und Mittelwertdifferenzen (MD) für kontinuierliche Endpunkte angegeben. Schliesslich wurden sieben Studien mit insgesamt 477 Teilnehmern inkludiert, wovon die meisten Oxalatsteine aufwiesen. Drei dieser Studien (247 Teilnehmer) verglichen Kaliumcitrat mit einem Placebo oder mit keiner Intervention, weitere drei Studien (166 Teilnehmer) verglichen Kalium-Natriumcitrat mit keiner Intervention und die verbliebene Studie (64 Teilnehmer) verglich Kalium-Magnesiumcitrat mit einem Placebo. Insgesamt wurde die Qualität der Berichterstattung in den sieben Studien als moderat bis mangelhaft eingestuft und in zwei Studien gab es ein hohes Attrition Bias-Risiko. Verglichen mit Placebo oder keiner Intervention, reduzierte die Citrattherapie signifikant die Steingrösse (vier Studien, 160 Teilnehmer; RR: 2,35; 95 % Konfidenzintervall [CI]: 1,36 – 4,05). Auch die Steinneubildung war unter der Citrattherapie deutlich geringer (sieben Studien, 324 Teilnehmer; RR: 0,26; 95 % CI: 0,10 – 0,68). Ein vorteilhafter Effekt auf die Steingrössenbeständigkeit war ebenfalls nachweisbar (vier Studien, 160 Teilnehmer; RR: 1,97; 95 % CI: 1,19 – 3,26). In vier Studien wurden über Komplikationen berichtet, wobei untere gastrointestinale Störungen die häufigsten Begleiterscheinungen waren und lediglich ein Patient über einen Hautausschlag klagte. Obwohl es in der Citratgruppe mehr gastrointestinale Komplikationen gab, war dies nicht signifikant (vier Studien, 271 Teilnehmer; RR: 2,55; 95 % CI: 0,71 – 9,16). Dennoch gab es deutlich mehr Aussteiger infolge der Komplikationen der Citrattherapie verglichen mit der Kontrolle (vier Studien, 271 Teilnehmer; RR: 4,45; 95 % CI: 1,28 – 15,50). Schlussendlich war eine erneute Behandlung der Citrattherapie-Teilnehmer verglichen zu den Kontrollen erheblich seltener (zwei Studien, 157 Teilnehmer; RR: 0,22; 95 % CI: 0,06 – 0,89). Die Autoren der im Oktober 2015 in der Cochrane Database of Systematic Reviews erschienenen Übersichtsarbeit fassen zusammen, dass Citratsalze vor erneuter Steinformation schützen und das weitere Steinwachstum bei Patienten mit Reststeinen, die vornehmlich Oxalat beinhalten, reduzieren. Die Qualität der berichtenden Literatur verbleibt jedoch mangelhaft, was eine gut-strukturierte statistisch aussagekräftige multizentrische randomisierte Kontrollstudie nötig macht, um die relevanten Fragestellungen bezüglich der Wirksamkeit von Citratsalzen zu beantworten. (ut)

Autoren: Phillips R, Hanchanale VS, Myatt A, Somani B, Nabi G, Biyani CS. Korrespondenz: C Shekhar Biyani, Department of Urology, St James‘s University Hospital, Leeds, LS9 7TF, UK. Electronic address: shekharbiyani@hotmail.com. Studie: Citrate salts for preventing and treating calcium containing kidney stones in adults. Quelle: Cochrane Database Syst Rev. 2015 Oct 6; (10):CD010057. doi: 10.1002/14651858.CD010057.pub2. Web: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/14651858.CD010057.pub2/abstract;jsessionid=61237117BA4E2C02BF0C3BC5DFBFE2A4.f04t01

KOMMENTAR Citrat, die Substanz, die nicht nur prophylaktisch wirkt, sondern sogar Nierensteine auflösen kann (1). Vermutlich zu selten klinisch eingesetzt.

1. Chung J, Granja I, Taylor MG, Mpourmpakis G, Asplin JR, Rimer JD. 2016. Molecular modifiers reveal a mechanism of pathological crystal growth inhibition. Nature 536:446-450.