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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Multiparametrisches MRI könnte einem Viertel der Männer Stanzbiopsie der Prostata ersparen

PROSTATE London – mechentel news – Eingesetzt als Triage-Test vor der ersten Stanzbiopsie der Prostata, könnte die multiparametrische Magnetresonanztomografie (mp-MRI) bei einem Viertel aller Männer eine unnötige Biopsie ersparen. Bisher unterziehen sich Männer mit einem hohen PSA- (prostate specific antigen-) Spiegel im Serum üblicherweise einer sonographisch gesteuerten Prostatabiopsie, wobei die Gewebeentnahme mit Unterstützung des transrektalen Ultraschalls (TRUS) durchgeführt wird. Jedoch kann es bei einer TRUS-Biopsie zu Nebeneffekten wie Blutungen, Schmerzen und Infektionen kommen. Eine als Triage-Test eingesetzte mp-MRI könnte den Männern dagegen eine unnötige TRUS-Biopsie ersparen und dabei sogar noch die diagnostische Genauigkeit verbessern. Hashim U. Ahmed von der Division of Surgery and Interventional Science der Faculty of Medical Sciences des University College London und des Departments of Urology vom UCLH NHS Foundation Trust in London, UK, und Kollegen, führten hierzu eine Studie durch. Sie versuchten die diagnostische Genauigkeit der mp-MRI und TRUS-Biopsie gegen einen Referenztest, die Templatebiopsie (template prostate mapping biopsy), abzuwägen. Für diese multizentrische, gepaarte, konfirmatorische Kohortenstudie unterzogen sich Männer mit einem PSA-Wert von maximal 15 ng/ml, ohne vorausgehender Biopsie, einer 1,5 Tesla mp-MRI gefolgt von sowohl einer TRUS- als auch einer perinealen Templatebiopsie, wobei jeder einzelne Test verblindet durchgeführt wurde. Ab einem Gleason-Score von 4+3 oder einer maximalen Tumorausdehnung in der Stanze des Karzinoms von wenigstens 6 mm wird von klinisch-bedeutsamem Krebs gesprochen. Im Zeitraum vom 17. Mai 2012 bis zum 9. November 2015 wurden 740 Männer für diese Studie angeworben, von denen sich schliesslich 576 Männer der 1,5 Tesla mp-MRI gefolgt von TRUS- und Templatebiopsie unterzogen hatten. Infolge der Templatebiopsie wiesen 408/576 Männer (71 %) ein Krebsleiden auf, das bei 230/576 Patienten (40 %) klinisch bedeutsam war. Die mp-MRI war im Vergleich zur TRUS-Biopsie insgesamt sensitiver bei der Entdeckung klinisch relevanter Karzinome (93 %; 95 % Konfidenzintervall [CI]: 88 – 96 % versus 48 % 42 – 55 %; p < 0,0001), jedoch mit verringerter Spezifität (41 %; CI: 36 – 46 % versus 96 %; CI: 94 – 98 %; p < 0,0001). Bei 44/740 Patienten (5,9 %) traten Nebeneffekte, inklusive acht Fälle mit Sepsis, auf. Laut der im Januar 2017 vorab elektronisch im Fachjournal The Lancet erschienenen Studie, könnten mittels der mp-MRI 27 % der Patienten Stanzbiopsien der Prostata und 5 % der Patienten klinisch unbedeutende Karzinome erspart werden. Falls eine TRUS-Biopsie mit den Ergebnissen der vorangegangenen mp-MRI geleitet werden würde, könnten bis zu 18 % mehr klinisch relevante Karzinome entdeckt werden als allein durch die TRUS-Biopsie. Dabei kann mithilfe der mp-MRI auch die Überdiagnose von klinisch unbedeutenden Prostatakarzinomen reduziert, sowie die Erkennung klinisch relevanter Karzinome verbessert werden. (ut)

Autoren: Ahmed HU, El-Shater Bosaily A, Brown LC, Gabe R, Kaplan R, Parmar MK, Collaco-Moraes Y, Ward K, Hindley RG, Freeman A, Kirkham AP, Oldroyd R, Parker C, Emberton M; PROMIS study group. Korrespondenz: Hashim U Ahmed, Division of Surgery and Interventional Science, University College London, Medical School, Rockefeller Building, 21 University Street, London, WC1E 6DE, UK. Electronic address: hashim.ahmed@ucl.ac.uk. Studie: Diagnostic accuracy of multi-parametric MRI and TRUS biopsy in prostate cancer (PROMIS): a paired validating confirmatory study. Quelle: Lancet. 2017 Jan 19. pii: S0140-6736(16)32401-1. doi: 10.1016/S0140-6736(16)32401-1. [Epub ahead of print]. Web: http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(16)32401-1/abstract

KOMMENTAR Mark Emberton aus London publizierte Mitte Januar die PROMIS-Studie, in der die Rolle der MRI als Weichensteller klar unterstrichen wird. Die Reihenfolge der Abklärung von Männern mit einem durchschnittlichen PSA von 7.1 ng/ml (Spannweite 0.5-15 ng/ml) war dabei wie folgt: 1) MRI 2) Templatebiopsie perineal 3) TRUS-Biopsie. Die Templatebiopsie war dabei intensiv mit Biopsien alle 5 mm. Dies führte zu einer Karzinom-Prävalenz von 71 % (Stichwort „Überdiagnostik“). Prostatadrüsen mit einem Volumen von 100 ml und grösser wurden ausgeschlossen. Es wurden verschiedene Definitionen für die klinische Signifikanz eines Prostatakarzinom verwendet: Primär war dies ein Gleason Score 4+3 oder höher oder aber eine Länge des Tumors im Biopsiezylinder von grösser/gleich 6 mm. Aber auch ein Gleason Score von 3+4 und eine Länge des Biopsiezylinders von grösser/gleich 4 mm wurden analysiert. Relevant ist zudem, dass die Pathologie den Gleason Score anhand des häufigsten und zweithäufigsten Gradingmusters definierte (also so, wie bei der dem definitiven Prostatektomie-Präparat und nicht etwa der Häufigste und höchste Gleason Grad). Die Sensitivität für ein signifikantes Prostatakarzinom (Definition mindestens 3+4 oder 4 mm und höher) betrug 87 % für das MRI (bestätigt durch die anschliessende Templatebiopsie) und 60 % für den TRUS. Der negative Vorhersagewert (also ein MRI mit einer tiefen Wahrscheinlichkeit für ein relevantes Prostatakarzinom, hier mit einem Likert-Score von 3 oder niedriger und tatsächlich unauffälliger Templatebiopsie) belief sich auf 72 % (TRUS-Biopsie 65 %). Relevant ist, dass kein Patient eine fusionierte MRI-TRUS-Biopsie hatte, also keine „Targeted Biopsy“. Sondern MRI, dann perineale Templatebiopsie, und dann normale TRUS-Biopsie. Wahrscheinlich führt eine Templatebiopsie mit Entnahmen alle 5 mm zu einer Prostata-Schwellung und Einblutungen, was die Präzision der TRUS-Biopsie wahrscheinlich verschlechterte (und dazu geführt hat, dass 10 % der 576 Männer einen Harnverhalt hatten). Die Studie unterstreicht, dass das MRI der klassische Weichensteller zur Abklärung bei erhöhtem PSA-Wert sein sollte, aber auch, dass der MRI-Radiologe sicher eine fundierte Ausbildung in Prostata-MRI benötigt.