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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Bislang keine validen Daten zum Langzeitergebnis nach Kataraktchirurgie vs. keiner OP bei AMD

 

 

 

 

 

CATARACT Locarno – mechentel news – Katarakt und altersbedingte Makuladegeneration (AMD) sind häufige Ursachen für eine verminderte Sehkraft, die bei Personen über 50 Jahren häufig gleichzeitig auftreten. Obwohl die Kataraktchirurgie eine wirksame Behandlung gegen kataraktinduzierten Sehverlust darstellt, vermuten einige Kliniker, dass eine solche Intervention die Gefahr der Verschlechterung der zugrunde liegenden AMD und damit schädliche Auswirkungen auf die Sehkraft hat. Ziel dieses systematischen Cochrane Review von Heather Casparis aus Locarno et.al. war es, die Wirksamkeit und Sicherheit der Katarakt-Chirurgie im Vergleich zur Durchführung keinerlei chirurgischer Eingriffe bei Augen mit AMD zu bewerten. Dazu wurden durchsucht: CENTRAL (mit dem Cochrane Eyes and Vision Trials Register) (2016, Issue 11), Ovid MEDLINE, Epub vor Druck, In-Process & Non-Indexed Citations, Ovid MEDLINE Daily (Januar 1946 bis Dezember 2016), Embase (Januar 1980 bis Dezember 2016), Latin American and Caribbean Literature on Health Sciences (LILACS) (Januar 1982 bis Dezember 2016), das ISRCTN-Register (www.isrctn.com/editAdvancedSearch), ClinicalTrials.gov (www.clinicaltrials.gov ) und die World Health Organization (WHO) International Clinical Trials Registry Platform (ICTRP) (www.who.int/ictrp/search/en). Es gab keine Datums- oder Sprachbeschränkungen in der elektronischen Suche nach Studien. Die letzte Suche in den elektronischen Datenbanken fand am 2. Dezember 2016 statt. Eingeschlossen wurden randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) und quasi-randomisierte Studien, die Teilnehmer einschrieben, deren Augen von Katarakt und AMD betroffen waren und in denen Kataraktchirurgie mit ohne Chirurgie verglichen wurde. Zwei Autoren des Reviews bewerteten unabhängig die Suchergebnisse hinsichtlich der Ein- und Ausschlusskriterien. Zwei Review-Autoren extrahierten unabhängig die Daten, beurteilten das Bias-Risiko der eingeschlossenen Studien und stuften den Grad der Evidenz ein. Damit wurde nach den von Cochrane empfohlenen Methoden vorgegangen. Es wurden zwei RCTs mit insgesamt 114 Teilnehmern (114 Studienaugen) mit visuell signifikantem Katarakt und AMD aufgenommen. Es wurden keine laufende Studien identifiziert. Die Teilnehmer in beiden RCT wurden randomisiert entweder sofortiger Kataraktchirurgie (innerhalb von zwei Wochen nach Einschreibung) oder einer verzögerten Kataraktchirurgie (sechs Monate nach der Einschreibung) zugeteilt. Das Bias-Risiko war für die meisten Bereiche in jeder Studie unklar; eine Studie wurde prospektiv registriert. In einer Studie, die in Australien durchgeführt wurde, wurden nur die Ergebnisse nach sechs Monaten mitgeteilt (bevor die Teilnehmer der Gruppe mit verzögerten Chirurgie die operativen Eingriffe hatten). Nach sechs Monaten zeigte die Sofortchirurgie-Gruppe eine signifikante Verbesserung der bestkorrigierten Sehschärfe (BCVA) im Vergleich zur Gruppe mit verzögerter Chirurgie (mittlere Differenz (MD) -0,15 LogMAR, mässige Evidenz). In der anderen Studie, die in Österreich durchgeführt wurde, wurden die Ergebnisse erst nach 12 Monaten (12 Monate nach Teilnahme an der Sofortchirurgie und sechs Monate nach Teilnahme an der verzögerten Katarakt-Chirurgie) erhoben. Es war unsicher, welche Behandlungsgruppe eine deutlichere Verbesserung des Fernvisus nach 12 Monaten aufwies (die Masseinheit wurde nicht angegeben, sehr niedrige Evidenz). Nach 12 Monaten war die mittlere Veränderung gegenüber dem Ausgangszeitpunkt hinsichtlich der Kumulation von Drusen oder der Grösse des Bereichs geographischer Atrophie bei beiden Gruppen klein und es war unsicher, welche Gruppe – wenn überhaupt eine – günstiger abschnitt (MD 0,76; geringe Evidenz). In der einen Studie entwickelte keiner der Teilnehmer eine exsudative AMD während der 12 Monate des Follow-up; in der anderen Studie trat eine choroidale Neovaskularisation im Studienauge bei einem von 27 Teilnehmern in der Sofortchirurgie-Gruppe gegenüber 0 von 29 Teilnehmern der Spätchirurgie-Gruppe innerhalb sechs Monaten auf (Risikoverhältnis 3,21; sehr niedrige Evidenz). Die Lebensqualität wurde mit zwei verschiedenen Fragebögen gemessen. Die Scores des Impact of Vision Impairment (IVI) Fragebogens legten nahe, dass die Sofortchirurgie-Gruppe in Bezug auf die sehkraftbezogene Lebensqualität nach sechs Monaten besser fuhr als die Gruppe mit verzögerter Chirurgie (MD der IVI Logit Scores 1,60; niedrige Evidenz). Allerdings konnten keine Scores aus dem Visual Function-14 (VF-14) Fragebogen der anderen Studie aufgrund unzureichender Daten ausgewertet werden. In keiner der Studien wurden postoperative Komplikation berichtet. Die Autoren kommen im Februar 2017 im Cochrane Database Systematic Review zu dem Schluss, dass es derzeit nicht möglich ist, aus den verfügbaren Daten zuverlässige Schlussfolgerungen zu ziehen, ob die Kataraktchirurgie bei Personen mit AMD 12 Monate später vorteilhaft oder schädlich ist. Obwohl die Katarakt-Chirurgie eine kurzfristige (sechs Monate) Verbesserung der BCVA in den Augen mit AMD im Vergleich zu keinem chirurgischen Vorgehen bietet, sei es unklar, ob der Zeitpunkt des Eingriffs einen Einfluss auf langfristige Ergebnisse hat. Die Ärzte müssten ihre AMD-Patienten zur Katarakt-Chirurgie auf der Grundlage von Erfahrung und klinischem Urteil beraten, bis grosse kontrollierte Studien durchgeführt und ihre Ergebnisse veröffentlicht wurden. Es sei notwendig, prospektive RTCs durchzuführen, in denen bei Menschen mit AMD Katarakt-Chirurgie mit keiner Operation verglichen werde, um besser bewerten zu können, ob Katarakt-Chirurgie von Vorteil oder schädlich für alle oder eine Teilmenge der AMD-Patienten ist. Allerdings schliessen ethische Erwägungen die Vorenthaltung einer Operation oder ihre Verzögerung um mehrere Jahre aus, falls es sich um eine potentiell vorteilhafte Behandlung handelt. Die Autoren regen zukünftige Studiendesigner dazu an, vorhandene standardisierte Systeme zur Einstufung von Katarakt und AMD zu nutzen und die wichtigsten Ergebnisse zu messen: Sehschärfe, Veränderung der Sehschärfe, Verschlechterung der AMD, Lebensqualität und unerwünschte Ereignisse. (bs)

Autoren: Casparis H, Lindsley K, Kuo IC, Sikder S, Bressler NM. Korrespondenz: Heather Casparis, Private practice, Ophthalmology, Via Antonio Ciseri 13, CH-6600 Locarno, Switzerland. E-Mail: studiocasparis@gmail.com Studie: Surgery for cataracts in people with age-related macular degeneration. Quelle: Cochrane Database Syst Rev. 2017 Feb 16;2:CD006757. doi: 10.1002/14651858.CD006757.pub4. Web: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/14651858.CD006757.pub4/abstract