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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Keine Erhöhung des Risikos für Prostata-Ca durch Testosteronsubstitutionstherapie

 

TESTOSTERONSUBSTITUTION New York – mechentel news – Ob die Testosteronsubstitutionstherapie (TST) das Auftreten eines Prostatakrebses begünstigt, wurde bereits vielfach in prospektiven Studien und Metanalysen untersucht und es scheint diesbezüglich keine Gefahr zu bestehen (1) (2). Diese von Stacy Loeb von der New York University, USA und schwedischen Kollegen vorgelegte neue Studie aus dem „National Prostate Cancer Register Of Sweden“ (NPCRS) zeigt sogar eine interessante und auch kontroverse Wende in diesem Bereich: anscheinend scheint nicht nur kein Zusammenhang zwischen TST und dem erhöhten Auftreten von Prostatakarzinomen zu bestehen, sondern sogar ein Schutz vor Auftreten von hochaggressivem Prostatakrebs erkennbar zu sein. In dieser nested case-control Studie wurden 284 Prostatakrebspatienten und 1378 Kontrollpatienten analysiert, die allesamt TST erhielten. Es zeigte sich irrelevant, in welcher Art und Dauer die TST durchgeführt wurde – in jedem Fall zeigte sich kein Zusammenhang mit erhöhtem Risiko für Prostatakrebs. Hingegen zeigte sich häufiger ein Auftreten von „favorable-risk“ cancer, wobei dieser Effekt bereits im ersten Therapiejahr darstellbar war. Wenn die TST bereits über ein Jahr durchgeführt worden war, zeigte sich sogar die eine Reduktion von aggressivem Prostatakrebs, wie die Autoren in der Mai-Ausgabe 2017 des Journal of Clinical Oncology darstellen.

Autoren: Loeb S, Folkvaljon Y, Damber JE, Alukal J, Lambe M, Stattin P. Korrespondenz: Stacy Loeb, MD, MSc, Department of Urology, New York University, 550 1st Ave, VZ30 (Room 612), New York, NY 10016, USA. E-Mail: stacyloeb@gmail.com Studie: Testosterone Replacement Therapy and Risk of Favorable and Aggressive Prostate Cancer. Quelle: J Clin Oncol. 2017 May 1;35(13):1430-1436. doi: 10.1200/JCO.2016.69.5304. Web: http://ascopubs.org/doi/abs/10.1200/JCO.2016.69.5304

Kommentar

Die dargestellten Analysen bezogen sich auf die hochqualitativen Daten aus der NPCRS. Dies erhärtet die erhobenen Resultate deutlich. Dennoch fehlen wichtige Daten, wie etwa die individuellen Serumtestosteronlevels, in dieser Studie. Ebenso wurde in keinem Fall die Indikation für die TST überprüft und zudem gab es keine randomisierte Zuteilung zur TST. Ebenso ist das Prostatakrebs-Screening bei Patienten, die TST erhielten, wohl häufiger und flächendeckender durchgeführt worden – dies generiert statistisch bereits eine höhere Wahrscheinlichkeit für das Entdecken von Prostatakrebsvorstufen und niedrig-malignen Varianten. Daher sind die gezeigten Daten zwar interessant, aber für die tägliche klinische Praxis kaum relevant. Erneut zeigte sich jedoch, dass die TST keinen Einfluss auf das Auftreten von Prostatakrebs hat. Diese Daten sollten daher die Angst nehmen, die Indikationsstellung für die TST beim Prostatakarzinom zu limitieren.

(1) Roddam AW, Allen NE, Appleby P, et al: Endogenous sex hormones and prostate cancer: A collaborative analysis of 18 prospective studies. J Natl Cancer Inst 100:170-183, 2008

(2) Cui Y, Zong H, Yan H, et al: The effect of testosterone replacement therapy on prostate cancer: A systematic review and meta-analysis. Prostate Cancer Prostatic Dis 17:132-143, 2014