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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Androgendeprivationstherapie: Medikamentöse als auch chirurgische ADT wirken thrombogen

PROSTATE CANCER Guangzhou – mechentel news – Eine Androgendeprivationstherapie (ADT) beim Prostatakarzinom ist ein häufiger Therapiemodus mit verschiedenen Indikationen und medikamentösen Schemata und Wirkstoffen, bis hin zur chirurgischen Variante im Sinne einer bilateralen subkapsulären Orchiektomie. Dabei ist das Nebenwirkungsspektrum dieser Therapie ebenso bei der Therapieplanung zu beachten. Neben den zu erwartenden direkten Nebenwirkungen der ADT wurden häufig thrombembolische Ereignisse beobachtet. In welchem Maße die ADT jedoch thrombogen wirkt und auch unter welchen Umständen, ist bislang noch nicht vollständig erforscht. Die Forschungsgruppe aus The Second Clinical College an der Guangzhou University of Chinese Medicine in Guangzhou, China, hat in Ihrer Metaanalyse 5 retrospektive Kohortenstudien identifiziert, in denen 170.581 Patienten mittels ADT behandelt wurden und dabei mit 256.704 non-ADT Patienten vergleichen wurden. Die im Rahmen der Studien verwendeten Therapien waren GnRH Agonisten, Antiandrogene und die Kombination aus GnRH Agonisten plus Antiandrogene sowie die bilaterale subkapsuläre Orchiektomie. Die Forscher um Zhenlang Guo konnten einen signifikanten Zusammenhang zwischen medikamentöser ADT und dem Auftreten von tiefer Beinvenenthrombose zeigen: GnRH Agonisten alleine (HR = 1.47, 95% CI: 1.07–2.03; P = 0.017; I2 = 96.3%), Antiandrogene alleine (HR = 1.49, 95% CI: 1.13–1.96; P = 0.004; I2 = 0.0%), GnRH agonists plus oral antiandrogen (AA) (HR = 2.55, 95% CI: 2.21–2.94; P < 0.001; I2 = 0.0%), Obwohl sich ein deutlicher Trend im Hazard Ratio abzeichnet, konnte dieser Zusammenhang statistisch signifikant nicht bei einer chirurgischen ADT gezeigt werden: Bilaterale Orchiektomie (HR = 1.80 95% CI: 0.93–3.47; P = 0.079; I2 = 94.8%). Dennoch, so die Arbeitsgruppe in ihrer Studie, die im Original in der elektronischen Vorabpublikation der Juli-Ausgabe der Fachzeitschrift PROSTATE CANCER AND PROSTATIC DISEASES erschienen ist, scheint die chirurgische ADT prinzipiell thrombogen zu wirken. In einer weiteren Analyse wurde nämlich gezeigt, dass sowohl bei der medikamentösen wie auch chirurgischen ADT ein statistisch signifikanter Zusammenhang mit dem Auftreten einer Pulmonalarterienembolie darstellbar ist. GnRH Agonisten alleine; (HR = 2.26, 95% CI: 1.78–2.86; P < 0.001; ) Bilaterale Orchiektomie; (HR = 2.12, 95% CI: 1.44–3.11; P < 0.001; I2 = 57.2% ). (cw/um)

Autoren: Guo Z1, Huang Y1, Gong L2, Gan S3, Chan FL4, Gu C3, Xiang S3, Wang S5., Korrespondenz: 1 The Second Clinical College, Guangzhou University of Chinese Medicine, Guangzhou, China., 2 Department of Mechanical Engineering, National University of Singapore, Kent Ridge, Singapore., 3 Department of Urology, Guangdong Provincial Hospital of Chinese Medicine, Guangzhou, China., 4 School of Biomedical Sciences, The Chinese University of Hong Kong, Shatin, Hong Kong, China., 5 Department of Urology, Guangdong Provincial Hospital of Chinese Medicine, Guangzhou, China. shushengwanggzy@163.com., Studie: Association of androgen deprivation therapy with thromboembolic events in patients with prostate cancer: a systematic review and meta-analysis., Quelle: Prostate Cancer Prostatic Dis. 2018 Jul 9. doi: 10.1038/s41391-018-0059-4. [Epub ahead of print], Web: https://www.nature.com/articles/s41391-018-0059-4

Kommentar Diese Studie konnte darlegen, dass sowohl eine medikamentöse als auch chirurgische ADT thrombogen wirkt, wobei die statistische Signifikanz bei der medikamentösen ADT höher ist. Insgesamt bleibt die Aussagekraft der Meta-Analyse eingeschränkt durch fehlende prospektive Daten und durch die grosse Heterogenität der primären Studien mit teils sehr unterschiedlichen untersuchten Parametern, weshalb ein Confounder-Bias nicht ausgeschlossen werden kann. Ebenso wurde nicht deklariert, ob die Literatursuche nach anerkannten Schemas durchgeführt wurde (z.B. „PRISMA“), womit nicht klar ist, ob ein Selection-Bias vorliegen könnte. Schlussendlich ist auf Basis dieser Studie keine fundierte Aussage darüber möglich, ob aufgrund des Nebenwirkungsspektrums die chirurgische der medikamentösen ADT (oder umgekehrt) vorzuziehen ist. (cw)

Autor: Dr. med. univ. Christoph Würnschimmel, Assistenzarzt Klinik für Urologie LUKS.