Skip to main content

Fachverlag und Nachrichtenagentur

Welche Vorteile können 3D-Systeme in der Augenchirurgie bieten?

 

SURGICAL RETINA São Paulo – mechentel news – Ziel der Arbeit von Renato M. Palácios et al. aus dem Department of Ophthalmology-Retina der Federal University of São Paulo, Brasilien, war es, erste Erfahrungen mehrerer Augenchirurgen mit einem dreidimensionalen (3D) System auszuwerten. Die Vor- und Nachteile wurden dabei sowohl von erfahrenen vitreoretinalen Chirurgen als auch von Anfängern erhoben. Zudem wird über chirurgische Eingriffe, die mit der Heads-up-Methode an Schweineaugen durchgeführt wurden, berichtet. Bei alle Schichten umfassenden idiopathischen Makulalöchern (MHs) wurden die für die Pars-Plana-Vitrektomie (PPV) und Rhexis der inneren Begrenzungsmembran (ILM) erforderlichen Zeiten unter Verwendung der herkömmlichen Mikroskopie und des 3D-Systems erfasst und die anatomisch-chirurgischen Ergebnisse bewertet. Während einer experimentellen vitreoretinalen Operation an Schweineaugen führten zwei Netzhautchirurgen die Heads-up-Methode durch. Im klinischen Setting führten 14 Netzhautchirurgen fast alle Arten vitreoretinaler Operationen in Verbindung mit Facektomie, Ahmed® Glaucoma Klappenimplantat oder minimal-invasiver Glaukom-Operation mit einem iStent® durch. Das Ngenuity® 3D-Visualisierungssystem wurde digital in die intraoperative optische Kohärenztomographie, das Verion™ Image-Guided System und ein Endoskop (mit einer modifizierten GoPro®-Kamera) integriert. Um das 3D-System mit herkömmlicher Mikroskopie zu vergleichen, wurden Ergonomie, pädagogische Bedeutung, Bildschärfe, Tiefenwahrnehmung, Sichtfeld, Vor- und Nachteile sowie technische Handhabbarkeit anhand eines Fragebogens bewertet. Ein Jahr später beantworteten die 14 Chirurgen denselben Fragebogen erneut, um festzustellen, ob sie sich inzwischen mit 3D wohler fühlten oder nicht. Zur Behandlung von Makulalöchern führten vier Chirurgen (Chirurg 1, Assistentsarzt 1, 2, 3) insgesamt 40 Operationen durch. Jeder von ihnen führte 10 Operationen durch (5 mit herkömmlicher Mikroskopie und 5 mit 3D-sualisierung). Bei Durchführung beider Methoden wurde die Gesamtzeit für PPV und ILM-Rhexis bestimmt. Bei den Schweineaugen ermöglichte die Deaktivierung der Farbkanäle eine bessere Visualisierung der ILM, entweder mit Brilliant Blue G (BBG), Indocyaningrün-Chorioangiographie (ICG) oder Açai-Farbstoff; die Durchleuchtung durch die Sklera war ebenfalls ohne Farbkanal besser, aber die Sichtbarmachung des peripheren Glaskörpers gelang mit einem blauen Farbkanal besser. In Bezug auf die klinischen Erfahrungen zeigten die Antworten auf den Fragebogen, dass die Befragten im Allgemeinen die Heads-up-Methode im Vergleich zur herkömmlichen Mikroskopie bevorzugten (p < 0,05), allerdings wurde das 3D-System, trotz eines etwas höheren Durchschnittswertes, hinsichtlich der technische Machbarkeit statistisch nicht signifikant besser bewertet (p = 0,1814). Ein Jahr später beantworteten die 14 Chirurgen denselben Fragebogen erneut und fühlten sich mit 3D wohler (p < 0,05). Die Art der Operation, welche am meisten vom 3D-System profitierte, war das Peeling der ILM oder der epiretinalen Membran (p < 0,001), und am wenigsten profitierten Eingriffe am vorderen Segment (p < 0,001). Darüber hinaus berichteten Chirurgen nicht über die Vorteile von Farbkanälen und zogen es vor, diese zu deaktivieren (p < 0,001). Vergleiche zwischen den durchschnittlichen Zeiten für eine vollständige PPV und ILM-Rhexis bei Anwendung der beiden Methoden ergaben keine signifikanten Unterschiede, auch nicht in jedem einzelnen Fall einer 3D-Operation für jeden Chirurgen. Chirurg 1 war immer schneller als seine Kollegen. Sechsunddreissig (90%) der durchgreifenden Makulalöcher wurden erfolgreich mit einer Operation verschlossen. Die Autoren stellen in der März-Ausgabe 2019 von GRAEFE‘S ARCHIVE OF CLINICAL AND EXPERIMENTAL OPHTHALMOLOGY somit zusammenfassend fest: Das 3D-System wurde der herkömmlichen Mikroskopie vorgezogen. Das 3D-System war besonders hilfreich bei bestimmten Arten von Operationen und diente als Lehrmittel, da es die Beleuchtung reduzierte und eine präzise Fokussierung ermöglichte. Bei der Chirurgie des Makulaforamens entsprach die Heads-up-Methode in Bezug auf Dauer und anatomische Operationsergebnisse der herkömmlichen Mikroskopie. Als digitale Plattform wird das 3D-Systeme ständiger Weiterentwicklung unterworfen sein und möglicherweise letztlich zu einem neuen Standard für die Augenchirurgie werden. (bs)

Autoren: Palácios RM, de Carvalho ACM, Maia M, Caiado RR, Camilo DAG, Farah ME. Korrespondenz: Renato Menezes Palácios, Department of Ophthalmology-Retina, Federal University of São Paulo, São Paulo, Brazil. E-Mail: renatompalacios@hotmail.com Studie: An experimental and clinical study on the initial experiences of Brazilian vitreoretinal surgeons with heads-up surgery. Quelle: Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol. 2019 Mar;257(3):473-483. doi: 10.1007/s00417-019-04246-w. Web: https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00417-019-04246-w