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Fachverlag und Nachrichtenagentur

TURP und laufender Antikoagulation und Antiaggregation zeigt bei höheren Komplikationsraten vergleichbares funktionelles Ergebnis

 

BPH THERAPY Luzern – mechentel news – Diese Studie von Annika Rühle et al. aus der Urologischen Klinik des Kantonsspitals Luzern, Schweiz, untersuchte die konventionelle bipolare transurethrale Resektion der Prostata (TURP) und deren Sicherheit und Effektivität bei Patienten unter laufender Antikoagulation und Antiaggregation. Hierzu wurden Patienten konsekutiv eingeschlossen, die jedwede Form von medikamentöser Blutverdünnung ohne Bridging oder Pause einnahmen. 130 Patienten wurden unter Acetylsalicylsäure operiert, 16 Patienten unter Clopidogrel und 57 unter Phenprocoumon. Diese Patienten wurden 73 Patienten gegenübergestellt, die keine Form von Blutverdünnung erhielten. Die Resultate von Patienten unter Acetylsalicylsäure zeigten sich vergleichbar mit denen, die keine Form von Blutverdünnung einnahmen. Die kontinuierliche postoperative Blasenspülung war bei der Phenprocoumon-Gruppe am längsten (24 h versus 22 h in der Kontrollgruppe; p = 0,06). Ebenso war die Katheterliegedauer mit 42 h (Phenprocoumon) versus 24 h (Kontrollgruppe) am längsten (p = 0,06). Ebenso zeigten sich in der Phenprocoumongruppe mehr postoperative Harnverhalte (18% versus 6%; p = 0,04), ein längerer Krankenhausaufenthalt (im Mittel 4 Tage versus 3 Tage; p = 0,008) und eine höhere Rate an Bluttransfusionen im Vergleich zur Kontrollgruppe (9% versus 1%; p = 0,09). Patienten unter Clopidogrel schnitten ebenso im Vergleich zur Kontrollgruppe schlechter ab: Längere Blasenspülung (24 h versus 22 h; p = 0,006), mehr Bluttransfusionen (19% versus 1%; p = 0,0017) und häufigere Re-Hospitalisierung (19% versus 3%; p = 0,039). In der Juni-Ausgabe 2019 des JOURNAL OF ENDOUROLOGY beschreiben die Autoren, dass die funktionellen Outcomes nach 1, 3 und 12 Monaten in allen Gruppen vergleichbar waren. (cw/bs)

Autoren: Rühle A, Blarer J, Oehme F, Marini L, Mattei A, Stucki P, Danuser H. Korrespondenz: Hansjörg Danuser, MD, Kantonsspital Luzern, Klinik für Urologie, Spitalstrasse, Luzern CH-6000, Schweiz. E-Mail: hansjoerg.danuser@luks.ch Studie: Safety and Effectiveness of Bipolar Transurethral Resection of the Prostate in Patients Under Ongoing Oral Anticoagulation with Coumarins or Antiplatelet Drug Therapy Compared to Patients Without Anticoagulation/Antiplatelet Therapy. Quelle: J Endourol. 2019 Jun;33(6):455-462. doi: 10.1089/end.2018.0879. Web: https://www.liebertpub.com/doi/10.1089/end.2018.0879

Kommentar

Diese Serie zeigte mit einer großen Fallzahl konsekutiver Patienten die Sicherheit einer TUR-P unter laufender Antiaggregation mittels Acetylsalicylsäure. Ebenso zeigte sich hinsichtlich funktioneller Outcomes kein Unterschied im mittelfristigen und langfristigen Verlauf, egal welche Form von Blutverdünnung eingenommen wurde. Patienten unter Clopidogrel oder Phenprocoumon sind jedoch deutlich häufiger von postoperativen Komplikationen, allen voran von einer persistierenden Blutung, betroffen. Dennoch zeigt diese Studie die prinzipielle Möglichkeit der Durchführung einer TUR-P unter voller Blutverdünnung. Besonders bei Patienten, bei denen die ständige Fortführung zwingend notwendig ist, kann, bei ausreichender Aufklärung, eine TUR-P angeboten werden. Schließlich ist die Aussage der Studie limitiert durch die relativ kleine Subgruppe der Patienten mit Clopidogrel und sollte nach Möglichkeit im Rahmen einer Folgestudie evaluiert werden. Interessant für neuere Studienansätze wäre zudem noch der Miteinbezug anderer Operationstechniken wie etwa der Laservaporisation der Prostata.

Autor: Dr. med. univ. Christoph Würnschimmel, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital