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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Tibiale Nervenstimulation zur Behandlung der überaktiven Blase bei Parkinson-Patientinnen

NEUROUROLOGY Porto Alegre – Symptome der überaktiven Blase in Parkinson-Patienten sind häufig und für die Behandelnden oft herausfordernd. Die Wirkung der tibialen Nervenstimulation bei Symptomen der überaktiven Blase bei Parkinsonpatientinnen untersuchte die hier beschriebene, prospektive, randomisierte, doppelblinde Studie, die Tatiane G. Araujo von der School of Medicine der Universidade Federal do Rio Grande do Sul (UFRGS) in Porto Alegre, Brasilien, und Kollegen durchführten. Eingeschlossen wurden Patientinnen zwischen 40-90 Jahren unter Parkinsonmedikation für mindestens 4 Wochen und mindestens zwei der folgenden drei Symptome: Urgency mit oder ohne Inkontinenz, Diurie > 7 Episoden, Nykturie > 1 Episode. Eine konkomitante Therapie mit Antimuskarinergika oder Beta-3-Agonisten war während der Studiendauer nicht gestattet. Von insgesamt 165 Patientinnen wurden 36 im Verhältnis 1:1 (Nervenstimulation vs. Sham Stimulation) randomisiert. Evaluationen erfolgten direkt nach Beendigung der Therapie sowie nochmals 30 und 90 Tage später. Die Stimulation wurde täglich für 12 Wochen durch die Patientinnen zuhause durchgeführt, hierzu erhielten die Studienteilnehmerinnen ein portables Stimulationsgerät. Zum Zeitpunkt der Auswertung umfasste das Studienkollektiv noch 30 Patienten (Intervention 15, Sham 15). Die Auswertung der Stimulatoren erlaubt die Berechnung der Adhärenz-Rate, welche in der Interventionsgruppe 81,26% und in der Sham-Gruppe 91,55% betrug. Nach 12 Wochen Therapiedauer berichteten 93,3% der Patientinnen mit Nervenstimulation über eine Verbesserung der Symptomatik, in der Kontrollgruppe hingegen nur 33,3% (p = 0,02). 30 Tage nach Studienende berichteten 53,3% der Patientinnen der Interventionsgruppe über eine vollständig anhaltende Wirkung (Sham Gruppe 20%, p = 0,53), 60 Tage später betrug dieser Wert noch 33,3% (Sham Gruppe 7,7%, p = 0,001). Aufgrund vorliegender Untersuchungsergebnisse schlagen die Autoren im Fachjournal NEUROUROLOGY AND URODYNAMICS die tibiale Nervenstimulation als nicht-pharmakologische Alternative zur Symptombehandlung einer überaktiven Blase bei Parkinson-Patientinnen vor.(fa/um)

Autoren: Araujo TG, Schmidt AP, Sanches PRS, Silva Junior DP, Rieder CRM, Ramos JGL. Korrespondenz: Tatiane G. Araujo, PhD, Avenida Independência, 661/418–Porto Alegre, RS 90035‐ 076, Brazil. E-Mail: tgomes@hmipv.prefpoa.com.br Studie: Transcutaneous tibial nerve home stimulation for overactive bladder in women with Parkinson’s disease: A randomized clinical trial. Quelle: Neurourol Urodyn. 2021 Jan;40(1):538-548. doi: 10.1002/nau.24595. Epub 2020 Dec 16. PMID: 33326648. Web: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/nau.24595

Kommentar

Gemäss Autoren handelt es sich um den erstmaligen Vergleich zwischen tibialer Nervenstimulation und Sham Stimulation in der Behandlung der überaktiven Blase bei Parkinson-Patientinnen. Die Studie liefert vielversprechende Ergebnisse für ein spezifisches Patientenkolletiv, die Interpretation sollte allerdings mit Rücksicht auf die kleine Anzahl Studienteilnehmerinnen erfolgen. Vor einer breiten klinische Anwendung müssten sicherlich weitere, grössere Untersuchungen durchgeführt werden.(fa)

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital