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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Ursachen für primäre männliche Infertilität an einem italienischen Tertiärzentrum im Verlauf einer Dekade

 

ANDROLOGY Mailand – In der nachfolgend vorgestellten wissenschaftlichen Arbeit, kürzlich publiziert im Journal ANDROLOGY, fassen die Autoren um Giuseppe Fallara von der Division of Experimental Oncology/Unit of Urology am IRCCS Ospedale San Raffaele in Mailand, Italien, die Ursachen für primäre männliche Infertilität (male factor infertility, MFI) der während einer Dekade (2008 – 2018) in ihrer Klinik behandelten Patienten zusammen. Die Studienpopulation umfasst insgesamt 1.647 Männer. Als Ursache für die männliche Infertilität konnten folgende Faktoren identifiziert werden: 37,3% (n = 615) Varikozele, 10% (n = 165) Hypogonadismus, 7,5% (n = 124) Kryptorchismus in Krankheitsgeschichte, 3,7% (n = 61) genetische Ursache, 3,3% (n = 55) obstruierte Samenwege, 8,6% (n = 129) andere Ursache und 30,3% (n = 498) idiopathisch. Im Verlauf der 10 Jahre zeigte sich ein Rückgang von Kryptorchismus und Varikolezen als MFI (p <0,001), während Hypogonadismus, anderweitige Ursachen sowie idiopathische Ursachen für eine MFI zunahmen (p <0,04). Keine Veränderung über die Zeit konnte bei den genetischen Ursachen einer MFI festgestellt werden. Generell verschlechterte sich die Qualität der Spermiogrammparameter im Laufe der Zeit. Den Rückgang der durch Kryporchismus bzw. Kryptorchismus in der Krankheitsgeschichte bedingten MFI diskutieren die Autoren im Rahmen einer verbesserten Früherkennung mit früher chirurgischer Korrektur, passend zu einer Studie (Toppari J et al), welche eine gestiegene Inzidenz an Kryptorchismus-Frühdiagnosen beschreibt.(fa/um)

Autoren: Fallara G, Cazzaniga W, Boeri L, Capogrosso P, Candela L, Pozzi E, Belladelli F, Schifano N, Ventimiglia E, Abbate C, Papaleo E, Viganò P, Montorsi F, Salonia A. Korrespondenz: Andrea Salonia, University Vita‐Salute San Raffaele, Division of Experimental Oncology/Unit of Urology, URI‐Urological Research Institute, IRCCS Ospedale San Raffaele, Via Olgettina 60, 20132 Milan, Italy. E-Mail: salonia.andrea@hsr.it Studie: Male factor infertility trends throughout the last 10 years: Report from a tertiary-referral academic andrology centre. Quelle: Andrology. 2021 Mar;9(2):610-617. doi: 10.1111/andr.12947. Epub 2020 Dec 6. PMID: 33231922. Web: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/andr.12947

Kommentar

Die Arbeit liefert eine verständliche Übersicht über die Trends hinsichtlich männlicher Infertilität während der letzten zehn Jahre in einem Tertiärzentrum. Die Studie liefert weitere Evidenz für vermutete Tendenzen (Zunahme Hypogonadismus, idiopathische männliche Infertilität). Da die Studie in einem Tertiärspital durchgeführt wurde, kann ein Selektionsfehler, mit Untergewichtung trivialer Fälle einer MFI und Übergewichtung komplexerer Fälle nicht ausgeschlossen werden. Zudem gilt anzumerken, dass aufgrund der geografischen Variation der Ursachen für eine MFI diese in einer sehr einheitlichen Kohorte erhobenen Daten nur mit Vorsicht auf andere Regionen der Welt übertragen werden können. Dieser Limitationen sind sich die Autoren in ihrer Studie bewusst und adressieren sie entsprechend in der Diskussion.(fa)

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital