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Fachverlag und Nachrichtenagentur

2-Jahres-Ergebnisse: Prostata-Arterien-Embolisation vs. transurethrale Resektion der Prostata bei benigner Prostatahyperplasie

 

PROSTATE St. Gallen – Nebst dem Gold- bzw. Referenzstandard der TURP zur Behandlung der benignen Prostataobstruktion stehen dem Chirurgen eine Vielzahl anderer Therapieoptionen zur Verfügung. Die prostatische Arterienembolisation (PAE) bietet aufgrund derTatsache, dass sie in Lokalanästhesie und unter Antikoagulation durchgeführt werden kann, einige Vorteile. Trotz zunehmender Evidenz herrscht hinsichtlich ihrer Rolle in der Therapie der Prostatahyperplasie weiterhin eine gewisse Kontroverse. Das bisherige Fehlen von Langzeitdaten hat mitunter dazu beigetragen. In der hier vorliegenden Studie unter der Leitung von Dominik Abt aus der urologischen Abteilng der Universität St. Gallen, präsentieren die Autoren erstmals Zweijahresdaten. Die initiale Studie schloss Patienten älter als 40 Jahre mit einem Prostatavolumen von 25-80ml, einem IPSS von mindestens S=8 und L=3 und einem maximalen Uroflow von 12ml/s ein. Unter Lokalanästhesie wurden die prostataversorgenen Gefässe selektiv catheterisiert und mittels Embozene Mikrosphären (250-400um) embolisiert. Die monopolar TUR-P in der Vergleichsgruppe wurde nach generell akzeptierten chrirugischen Standards durchgeführt. Die Datenerhebung erfolgte 3,6,12 und 24 Monate nach Intervention. Als primärer Endpunkt fungierte die Veränderung des IPSS nach 3 Monaten, die aktuelle Studie fokussiert ebenfalls auf die Veränderung des IPSS nach 24 Monaten. Als sekundäre Endpunkte fungierten unter anderem der maximale Fluss (Qmax) im Uroflow, das Restharnvolumen (PVR) (transvesikal gemessen), PSA und unerwünschte Ereignisse. Die Randomisierung erfolgte stratifiziert nach Alter (>/< 70 Jahre und Volumen (>/< 50ml). Die mittlere Reduktion des IPSS vom Ausgangswert nach 24 Monaten betrug 9.21 Punkte nach PAE und 12.09 Punkte nach TURP (Differenz 2.88, p=0.047). Hinsichtlich des maximalen Flusses zeigte sich ein Unterschied von 3.9 vs. 10.23 ml/s nach PAE vs. TURP (Differenz – 6.33 p>0.001). Die mittlere Reduktion des PVR betrug 62.1 vs. 204ml (Differenz 141.91ml, zu Gunsten TURP, p=0.005). Bezüglich PSA konnten die Autoren einen mittlere Reduktion von 1.76 vs. 2.94 ug/L (Differenz 1.18, Vorteil TURP, p=0.048) feststellen. Die mittels MRI bestimmte Reduktion des Prostatavolumens war nach PAE weniger ausgeprägt als nach TURP (10.66 vs. 30.20ml, Differenz 19.54ml, p=0.005). Gut die Hälfte der Studienteilnehmer (42/81) lehnte eine urodynamische Untersuchung nach 24 Monaten ab. In den mittels Urodynamik untersuchten Patienten zeigte sich eine geringere Reduktion des Detrusordruckes bei Qmax in der PAE Gruppe (13.05 v. 37.12 cmH2O, p=0.034). Betreffend IPSS und Qmax unterschieden sich die Patienten, welche sich einer urodynamischen Untersuchung unterzogen nicht wesentlich von jenen, welche die Untersuchung ablehnten. Unterwünschte Ereignisse waren nach PAE seltener als nach TURP (n=43 vs. n=78, P=0.005) nach drei Monaten, in den weiteren 21 Monaten konnte keine statistische Signifikanz erreicht werden (n=7 vs. n=8, p=1.00). Die Verteilung innerhalb der Schwerdegrade nach Clavien-Dindo war in beiden Gruppen gleich. Ejakulationsstörungen konnten in der PAE Gruppe seltener beobachtet werden als in der TURP Gruppe (56% vs. 84%). Die Autoren stellen in der electronischen Vorabpublication des Fachjournals EUROPEAN UROLOGY im Februar fest, dass Störungen sich hierbei in der PAE Gruppe vor allem als vermindertes Ejakulation manifestierten, während eine Anejakulation in der TURP Gruppe deutlich häufiger auftrat (16% vs. 52%).(fa/um)

Autoren: Dominik Abt 1 , Gautier Müllhaupt 2 , Lukas Hechelhammer 3 , Stefan Markart 3 , Sabine Güsewell 4 , Hans-Peter Schmid 2 , Livio Mordasini 2 , Daniel S Engeler 2, Korrespondenz: 1 Department of Urology, School of Medicine, University of St. Gallen, St. Gallen, Switzerland. Electronic address: s.dominik.abt@gmail.com., 2 Department of Urology, School of Medicine, University of St. Gallen, St. Gallen, Switzerland., 3 Department of Radiology and Nuclear Medicine, School of Medicine, University of St. Gallen, St. Gallen, Switzerland., 4 Biostatistics, Clinical Trials Unit, School of Medicine, University of St. Gallen, St. Gallen, Switzerland. Studie: Prostatic Artery Embolisation Versus Transurethral Resection of the Prostate for Benign Prostatic Hyperplasia: 2-yr Outcomes of a Randomised, Open-label, Single-centre Trial, Quelle: Eur Urol. 2021 Jul;80(1):34-42.doi: 10.1016/j.eururo.2021.02.008. Epub 2021 Feb 19., Web: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0302283821000920?via%3Dihub

Kommentar

Es zeigt sich eine anhaltende Reduktion der LUTS/BPO Beschwerden nach PAE auf 24 Monate nach Intervention, sowie ein weniger häufiges Auftreten von postinterventionellen unterwünschten Ereignissen. Allerdings zeigt sich die TURP der PAE hinsichtlich Reduktion der Obstruktion überlegen. 21% der Patienten wurden nach PAE innerhalb der 24 Monaten einer anderweitigen interventionellen desobstruierenden Therapie zugeführt. Da diese Patienten in der weiteren Analyse nicht mehr berücksichtigt wurden kann eine Überschätzung des Therapieeffektes der PAE nach 24 Monaten nicht ausgeschlossen werden. Aufgrund der kleinen Anzahl an Studienteilnehmer konnte keine Subgruppen Analyse durchgeführt werden, so dass unklar bleibt, welche Patienten am meisten von einer PAE profitieren könnten, bzw. für welche ein hohes Risiko für eine anderweitige Intervention besteht. Die PAE bleibt eine valable Therapieform für Männer, welche eine minimalinvasive Therapieform wünschen und bereit sind, deren Nachteile gegenüber einer TURP in Kauf zu nehmen. Weitere Analysen in den nächsten Jahren werden zeigen, wie langanhaltende die Effekt der PAE über längere Zeiträume sind. (fa/um)

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital