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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Sofortige vs. verzögerte Stoßwellenlithotripsie nach dringendem ureteralem Stenting bei ureteraler oder pyeloureteraler Urolithiasis

 

UROLITHIASIS Luzern – Mit zunehmender Miniaturisierung endourologischer Instrumente hat die extrakorporelle Schockwellenlithotripsie (ESWL) an Popularität verloren. Trotzdem ist sie weiterhin eine effektive und sichere Therapieoption, insbesondere hinsichtlich einer primären Drainierung des Hohlsystemes mittels DJ-Katheter oder PNS-Einlage und verzögerter Steintherapie edourologisch oder mittels ESWL als alternative Therapieform. In der vorliegenden Studie untersuchten die Autoren um Julian Cornelius aus dem Luzerner Kantonsspital die Effizienz sowie die Sicherheit zwischen einer frühen ESWL (eESWL) innerhalb von 48h nach Präsentation auf der Notfallstation und einer sekundären ESWL (sESWL) nach primärer Einlage einer Harnleiterschiene. In einer retrospektiven Analyse wurden insgesamt die Daten von 104 Patienten mit einer obstruktiven Urolithiasis (zwischen 01/2015 und 11/2017) untersucht. Es erfolgte eine matched-pair Analyse, die Paare wurden nach Therapieform (frühe vs. sekundäre ESWL) sowie Steingrösse (<5mm, 6-9mm, >10mm) und Steinlage (proximal oder distaler Ureter) gematched. Die Diagnostik erfolgte jeweils mittels CT-Abdomen und Abdomenleeraufnahme, Steine wurden mit 3000 Schlägen und maximale Energie 9 (Harnleiter) bzw. 2500 Schlägen, maximale Energie 7 (pyeloureteraler Übergang) therapiert. Postinterventionell wurde eine medikamentöse Expulsiontherapie für maximal sechs Wochen durchgeführt. Die Entfernung der Harnleiterschiene erfolgte nach sechs Wochen. Als primärer Endpunkt fungierte die Steinfreiheitsrate (SFR) nach sechs Wochen. Leider präzisieren die Autoren die verwendete Definition der Steinfreiheitsrate nicht genauer. Die mittlere Steingrösse betrug 7mm, 70% der Steine waren im proximalen Ureter, 30% im distalen Ureter lokalisiert (in beiden Gruppen). Hinsichtlich der SFR fand sich kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen, die Steinfreiheitsraten betrugen 67% in der ESWL Gruppe nach sechs Wochen (p=0.10). Ebenfalls zeigte sich kein Unterschied hinsichtlich postinterventionellen Komplikationen (33 vs. 35%; p>0.99). Allerdings zeigte sich ein signifikanter Unterschied im Bezug auf die Reinterventionsrate, welche in der eESWL Gruppe geringer ausfiel (33 vs 54%, p=0.05). In der Subgruppen-Analyse zeigte sich eine signifikant grössere SFR bei den 6-9mm messenden Steinen in der eESWL Gruppe (72% vs. 45%, p=0.04). Aufgrund der vorliegende Daten schlussfolgern die Autoren in der Mai-Ausgabe des Fachmagazins JOURNAL OF ENDOUROLOGY, dass die eESWL eine effektive und sichere Alternative zur primären Harnableitung mit verzögerter ESWL darstellt, insbesondere bei Steinen mit einer Grösse bis zu 10mm mit Lage im distalen oder proximalen Ureter. (fa/um)

Autoren: Julian Cornelius 1 , Dominique Zumbühl 1 , Luca Afferi 1 , Livio Mordasini 1 , Carlo Di Bona 1 , Stefania Zamboni 1 2 , Marco Moschini 1 , Edoardo Pozzi 3 , Andrea Salonia 3 4 , Agostino Mattei 1 , Hansjörg Danuser 1 , Philipp Baumeister 1, Korrespondenz: 1 Department of Urology, Luzerner Kantonsspital, Lucerne, Switzerland., 2 Department of Urology, Spedali Civili Hospital of Brescia, University of Brescia, Brescia, Italy., 3 Division of Experimental Oncology/Unit of Urology, URI, IRCCS Ospedale San Raffaele, Milan, Italy., 4 University Vita-Salute San Raffaele, Milan, Italy, Studie: Immediate Shockwave Lithotripsy vs Delayed Shockwave Lithotripsy After Urgent Ureteral Stenting in Patients with Ureteral or Pyeloureteral Urolithiasis: A Matched-Pair Analysis, Quelle: J Endourol. 2021 May;35(5):721-727.doi: 10.1089/end.2020.0384. Epub 2020 Dec 28., Web:

Chttps://www.liebertpub.com/doi/10.1089/end.2020.0384?url_ver=Z39.88-2003&rfr_id=ori:rid:crossref.org&rfr_dat=cr_pub%20%200pubmed

Kommentar

Hinsichtlich SFR und Komplikationsrate scheint die eESWL einer sESWL mindestens ebenbürtig und bei Steinengrössen von 6-9mm sogar überlegen. Sicherlich wäre es interessant gewesen nebst untersuchten Variabeln auch die Lebensqualität der Patienten durch die gewählte Therapieform zu berücksichtigen. Es wäre wohl zu postulieren, dass diese in der eESWL Gruppe aufgrund der geringeren Anzahl an Interventionen sowie dem Verzicht auf eine Harnableitung höher ausfallen würde, insbesondere da zwischen Einlage der Harnleiterschiene und sESWL im Mittel 23 Tagen vergingen. (fa)

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital