Endoskopie des niedriggradigen Urothelkarzinoms des oberen Trakts: Charakterisierung der Langzeitbelastung versus radikalen Nephroureterektomie

UPPER TRACT UROTHELIAL CANCER Tel Aviv – Urothelkarzinome des oberen Harntraktes (UTUC) machen ungefähr 5-10% der Urothelkarzinome aus, wobei in den letzten Jahren die Inzidenz eher etwas zuzunehmen scheint. Lange wurde die radikale Nephroureterektomie (RNU) unter Mitnahme einer Blasenmanschette als therapeutischer Goldstandart betrachtet, mit Ausnahme von Einzelnieren. Mit den technischen Weiterentwicklungen im Bereich der Endourologie haben sich auch die Therapieoptionen des UTUC weiterentwickelt. Das Ziel der endourologischen Therapie liegt im Organerhalt mit verminderter Morbidität. Für das low-risk UTUC haben verschiedene Studien vergleichbare Überlebensraten zwischen der endourologischen Therapie und der RNU aufgezeigt. Entsprechend wird das in Erwägung ziehen einer nierensparenden Therapieform beim low-risk UTUC von den EAU Guidelines empfohlen. Um diese Empfehlung mit weiterer Evidenz zu untermauern oder in Frage zu stellen haben die Autoren um C. Shenhar aus der urologischen Abteilung des Rabin Medical Center, eine Nebenstelle der Sackler School of Medicine in Tel Aviv, Israel, in einer retrospektiven Studie die beiden Therapieformen miteinander verglichen. Dabei analysierten sie insgesamt 61 Patientendatensätze, deren Daten zwischen den Jahren 2000 und 2018 erhoben wurden. Eingeschlossen wurden Patienten mit einem unilateralen low-grade UTUC. 24 Patienten wurden mittels endoskopischer Laserablation behandelt, 37 mittels RNU. Das mittlere Follow-up betrug 4.9 Jahre (+- 3.4y). Im 5-Jahres Gesamtüberleben zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen (endoskopsiches Management 85%, RNU 84%, p=0.707). Ebenfalls zeigte sich kein Unterschied im Hinblick auf das metastasenfreie Überleben (p=0.994) und das krebsspezifische Überleben (p=0.960). Etwas erstaunlich konnte zu Ende des Follow-up auch kein Unterschied in Bezug auf die glomeruläre Filtrationsrate nachgezeigt werden (58.7 vs. 49.2, Endoskopie vs. RNU, p=0.12). Ein Lokalrezidiv trat bei 92% der endoskopisch therapierten Patienten auf, mit im Mittel 3.2 Rezidiven pro Patient. Vier Patienten (17%) wurden im Verlauf einer Salvage-RNU zugeführt. Patienten in der Endoskopiegruppe wurden im Mittel 6.5 Mal operiert, Patienten der RNU Gruppe 1.9 Mal. Die kumulativen Anästhesiezeiten betrugen dabei 344 bzw. 213 Minuten. Die Gesamtkosten für die endoskopische Therapie waren höher als jene der RNU Therapiegruppe. Zusammengefasst stellt das Team in der September-Ausgabe des Fachjournals UROLOGY fest, dass Patienten, welche endoskopisch therapiert werden, basierend auf den hier vorliegenden Daten, eine 83% Chance die Niere zu behalten und eine 81% Chance auf ein metastasenfreies Überleben nach 5 Jahren, zum Preis von 6.5 Operationen, haben. (fa/um)

Autoren: Chen Shenhar 1, Yotam Veredgorn 2, Shir Bulis 3, Tzach Aviv 4, Abd Elhalim Darawsha 5, Ron Gilad 6, Jack Baniel 7, Yaron Ehrlich 8, David Lifshitz 9, Korrespondenz: 1 Department of Urology, Rabin Medical Center, Petah Tikva, Israel, affiliated with the Sackler School of Medicine, Tel-Aviv University, Tel Aviv, Israel. Electronic address: g.shenhar@gmail.com. 2 Department of Urology, Rabin Medical Center, Petah Tikva, Israel, affiliated with the Sackler School of Medicine, Tel-Aviv University, Tel Aviv, Israel; Department of Urology, Tel Aviv Sourasky Medical Center, Tel Aviv, Israel, affiliated with the Sackler School of Medicine, Tel-Aviv University, Tel Aviv, Israel. Electronic address: yotamvered@gmail.com. 3 Department of Urology, Rabin Medical Center, Petah Tikva, Israel, affiliated with the Sackler School of Medicine, Tel-Aviv University, Tel Aviv, Israel. Electronic address: shir.bulis@gmail.com. 4 Department of Urology, Rabin Medical Center, Petah Tikva, Israel, affiliated with the Sackler School of Medicine, Tel-Aviv University, Tel Aviv, Israel. Electronic address: tzachaviv@gmail.com. 5 Department of Urology, Rabin Medical Center, Petah Tikva, Israel, affiliated with the Sackler School of Medicine, Tel-Aviv University, Tel Aviv, Israel. Electronic address: a.darawsha@gmail.com. 6 Department of Urology, Rabin Medical Center, Petah Tikva, Israel, affiliated with the Sackler School of Medicine, Tel-Aviv University, Tel Aviv, Israel. Electronic address: roni789@gmail.com. 7 Department of Urology, Rabin Medical Center, Petah Tikva, Israel, affiliated with the Sackler School of Medicine, Tel-Aviv University, Tel Aviv, Israel. Electronic address: baniel.jack@gmail.com. 8 Department of Urology, Rabin Medical Center, Petah Tikva, Israel, affiliated with the Sackler School of Medicine, Tel-Aviv University, Tel Aviv, Israel. Electronic address: yaronehrlich@gmail.com. 9 Department of Urology, Rabin Medical Center, Petah Tikva, Israel, affiliated with the Sackler School of Medicine, Tel-Aviv University, Tel Aviv, Israel. Electronic address: davidlif@clalit.org.il., Studie: Endoscopic Management of Low-Grade Upper Tract Urothelial Carcinoma: Characterizing the Long-term Burden of Care in Comparison to Radical Nephroureterectomy , Quelle: Urology. 2021 Sep 15;S0090-4295(21)00838-4.
doi: 10.1016/j.urology.2021.06.053. Online ahead of print. Web: https://www.goldjournal.net/article/S0090-4295(21)00838-4/fulltext

Kommentar

Hinsichtlich onkologischem Outcome scheint die Studie die EAU Empfehlung zu untermauern. Allerdings einhergehend mit höheren Kosten und teilweise mehrfachen, wiederkehrenden Eingriffen. Die Studie kann in der Patientenberatung herangezogen werden, um die Vor- und Nachteile der beiden Therapieformen gegeneinander abzuwägen. (fa)

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Lucerner Kantonspital