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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Ergebnisse bei geriatrischen Urolithiasis-Patienten im Alter von ≥80 Jahren im Vergleich zu Patienten in ihren Siebzigern

UROLITHIASIS Mainz – In dieser single-institution, retrospektiven Analyse hat das Team um Carlos Brauers die Effizienz und Sicherheit einer Steinentfernungsbehandlung bei geriatrischen Urolithiasis-Patienten im Alter von ≥80 Jahren im Vergleich zu jüngeren geriatrischen Patienten im Alter von 70-79 Jahren vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen Lebenserwartung untersucht. Dafür zogen die Forscher aus dem Department of Urology and Pediatric Urology des University Medical Center Mainz in Mainz, Deutschland, 325 Patienten im Alter von ≥70 Jahren (70-79 Jahre: n=241; ≥80 Jahre: n=84), die von 2013 bis 2018 wegen einer symptomatischen Urolithiasis ins Krankenhaus eingeliefert wurden, in diese Analyse ein. Die Inzidenz der infizierten Hydronephrose bei Patienten im Alter von ≥80 Jahren war höher (p<0.05), während sich die mediane Steinbelastung und der Charlson-Komorbiditätsindex nicht zwischen den Gruppen unterschieden. Es ergaben sich keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf die Komplikations-, Steinfreiheits- und 6-Monats-Rehospitalisierungsraten (p>0,05). Die Überlebensanalyse für die beiden Gruppen ergab eine 2-Jahres-Gesamtüberlebensrate (OS) von 91% (95% Konfidenzintervall [CI] 75-100) für Patienten im Alter von ≥80 Jahren und 97% (95% CI 88-100) für Patienten im Alter von 70-79 Jahren (p<0.01). In der August-Ausgabe des Fachmagazins EUROPEAN UROLOGY FOCUS, weisen die Autoren darauf hin, dass die multivariable Cox-Analyse ein Alter ≥80 Jahre (Hazard Ratio [HR] 3.3, 95% CI 1,3-8,5) und eine infizierte Hydronephrose (HR 2.8, 95% CI 1.0-7.8) als Prädiktoren für die Gesamtmortalität (p<0.05) ergab. (cw/um)

Autoren: Rene Mager 1, Carlos Brauers 2, Martin Kurosch 2, Robert Dotzauer 2, Hendrik Borgmann 2, Axel Haferkamp 2, Korrespondenz: 1 Department of Urology and Pediatric Urology, University Medical Center Mainz, Mainz, Germany. Electronic address: rene.mager@unimedizin-mainz.de. 2 Department of Urology and Pediatric Urology, University Medical Center Mainz, Mainz, Germany., Studie: Outcomes for Geriatric Urolithiasis Patients aged ≥80 Years Compared to Patients in Their Seventies, Quelle: Eur Urol Focus. 2021 Aug 25;S2405-4569(21)00219-4.doi: 10.1016/j.euf.2021.08.004. Online ahead of print. Web: https://www.eu-focus.europeanurology.com/article/S2405-4569(21)00219-4/fulltext

Kommentar

Der demografische Wandel führt zu einer Zunahme der geriatrischen Urolithiasis-Patienten im Alter von ≥70 Jahren. Die veröffentlichten Daten zu deren Behandlung sind nach wie vor spärlich. Insbesondere für die Untergruppe der Patienten im Alter von ≥80 Jahren fehlt es an Belegen. Es zeigte sich, dass die Steinentfernungsbehandlung für Patienten im Alter von ≥80 Jahren ebenso wirksam und sicher wie für Patienten ≥70 Jahre. Obwohl die verbleibende Lebenserwartung kürzer ist, stützt die ausgezeichnete 2-Jahres-Überlebensrate bei Patienten im Alter von ≥80 Jahren die Hypothese, dass die Steinentfernung im Vergleich zu Patienten im siebzigsten Lebensjahr den gleichen Nutzen hat. Auch wenn das Patientenalter in der multivariablen Analyse natürlich kein beinflussbarer Faktor ist, so ist dennoch das Vorliegen einer infizierten Hydronephrose der zweitwichtigste Faktor, der zur Gesamtmortalität beisteuert. Konsequenterweise muss also besonders bei den vulnerablen Patienten ≥80 noch frühzeitiger und konsequenter eine Steintherapie erfolgen. (cw)

Autor: Dr. med. univ. Christoph Würnschimmel, Assistenzarzt Martini Klinik Hamburg