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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Randomisierte kontrollierte Pilotstudie über eine Hypnose-Intervention für Frauen mit Blasenschmerzsyndrom

FUNCTIONAL UROLOGY Philadelphia – Das Blasenschmerzsyndrom bzw. die interstitielle Zystitis (BPS/IC) ist ein komplexes, multidimensionales Krankheitsbild, welches alleine in den USA circa acht Millionen Frauen betrifft. Häufig stehen die Beschwerden des Urogenitaltraktes mit Affektstörungen wie Angst und Depression in Zusammenhang. Trotz der grossen Lebensqualitätseinbusse der Betroffenen gibt es kaum effektive Therapieoptionen. Studien an Tier und Mensch gehen davon aus, dass BPS das Resultat der Prozessierung von afferenten Einflüssen im Gehirn ist und nicht einzig das Resultat sensomotorischen Inputs der Blase. Daher die Hypothese, dass auf die zentrale Prozessierung von Blasenempfindungen fokussierte Therapien zu einer Verbesserung der BPS-Symptome führen könnten. Daten für den Effekt einer analgetischen Hypnose liegen zu verschiedenen Krankheitsbilder vor, darunter auch die chronische Prostatitis. Die nachfolgende Pilotstudie unter der Leitung von Alex J. Soriano untersuchte den Effekt einer vierwöchtigen Hypnosetherapie im Vergleich zur Standardtherapie. Dafür hat die Arbeitsgruppe der Division of Urogynecology am Department of Obstetrics and Gynecology der Perelman School of Medicine of the University of Pennsylvania in Philadelphia, USA, erwachsene Patientinnen mit einem Score von mindestens acht Punkten auf dem Interstitial Cystitis Syndrome Index in die Studie eingeschlossen. Der Hypnosearm bestand aus 18 Minuten Hypnose, dreimal pro Woche für vier Wochen sowie einem Webtool für tägliche Übung der Selbsthypnose. COVID-bedingt mussten die Sessionen gegen Ende der Studie über eine virtuelle Videoplattform durchgeführt werden. Insgesamt nahmen 29 Frauen an der Studie teil, in der Hyponosegruppe beendeten 80% (12/15) der Studie, in der Vergleichsgruppe 93% (13/14). Die Baseline-Charakteristika in den beiden Gruppen unterschieden sich nur in Bezug auf Dauer der Symptomatik, wobei diese in der Hypnosegruppe kürzer war (5,9 Jahre vs 13,8 Jahre). Die Frauen in der Hypnosegruppe berichteten über zunehmende Relaxation und weniger emotionalen Stress (gemessen via VAS). Ebenso konnte eine Reduktion des aktuellen und erwarteten Schmerzes beobachtet werden. Diese Veränderungen waren allerdings nur während der ersten beiden Hypnosesessionen statistisch signifikant. Eine mögliche Erklärung hierzu sehen die Autoren in der Verbesserung des Baseline-Scores durch die vorausgegangenen Hypnose-Sessionen. Sie berichten in der November-Ausgabe 2021 von NEUROUROLOGY AND URODYNAMICS über eine generelle, gute Adhärenz zu den Hypnose Sitzungen, unabhängig davon, ob diese online oder physisch stattfanden. 26,7% der Patientinnen der Hypnosegruppe und 7% der Frauen in der Vergleichsgruppe sprachen auf die Therapie an (definiert als mindestens moderate Verbesserung im Global Response Assessment) (p = 0,16). Sechs Patientinnen der Hypnosegruppe (40%) berichteten über eine leichte Symptomverbesserung, im Gegensatz zu einer Patientin (7%) in der Vergleichsgruppe. Keine Veränderung verspürten 71% der Patientinnen der Vergleichsgruppe sowie 13% der Patientinnen der Hypnosegruppe (p < 0,01). Eine Symptomverschlechterung nahm nur eine Probandin aus der Vergleichsgruppe wahr. Zudem zeigte sich eine statistisch signifikante Verbesserung der Lebensqualität der Hypnosegruppe. (fa/um)

Autoren: Soriano AJ, Schnur JB, Harvie HS, Newman DK, Montgomery GH, Arya LA. Korrespondenz: Alex Soriano, Division of Urogynecology, Department of Obstetrics and Gynecology, Hospital of University of Pennsylvania, 3400 Spruce St, Philadelphia, PA 19014, USA. E-Mail: ajsoriano2@gmail.com Studie: Pilot randomized controlled trial of a hypnosis intervention for women with bladder pain syndrome. Quelle: Neurourol Urodyn. 2021 Nov;40(8):1945-1954. doi: 10.1002/nau.24771. Epub 2021 Aug 22. PMID: 34420228. Web: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/nau.24771

Kommentar

Die Studie eröffnet neue Therapieansätze in einem Gebiet, in welchem Patientinnen oftmals bereits einen langen Leidensweg hinter sich haben und guter Rat teuer sein kann. Anzumerken bleibt, dass es sich um eine Pilotstudie handelt mit entsprechend kleinen Patientenzahlen und Fokussierung auf die Durchführbarkeit. (fa/um)

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital