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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Entwicklung und Überwachung retinaler Atrophie nach Gentherapie mit Voretigene Neparvovec

GENETICS Tübingen – Voretigene Neparvovec (VN) ist die erste und einzige subretinale Gentherapie, die von der Food and Drug Administration und der European Medicines Agency zugelassen wurde. Im Jahr 2018 begann die praktische Anwendung bei Patienten mit Sehbehinderung durch erbliche Netzhautdegeneration aufgrund von biallelischen Mutationen im RPE65-Gen. Felix Friedrich Reichel et al. aus der Universitäts-Augenklinik Tübingen, Deutschland, stellen hier die Entwicklung der Netzhautatrophie in einer in ihrem Zentrum mit VN behandelten Patientenkohorte vor. Insgesamt wurden 13 Augen von acht mit VN behandelten Patienten retrospektiv über einen Zeitraum von 6 bis 24 Monaten nach der Operation auf Bereiche mit Netzhautatrophie untersucht. Um den Bereich der Atrophie zu messen, wurden Ultraweitwinkelbilder verwendet. Als Instrument zur Früherkennung von Anzeichen einer Netzhautatrophie wurde bei diesen Patienten die Fundus-Autofluoreszenz-Bildgebung eingesetzt. In allen Augen wurden atrophische Veränderungen jenseits der Retinotomiestelle beobachtet. Die Atrophiebereiche entwickelten sich bei allen acht Patienten innerhalb des Ablösungsbereichs (bleb) und bei drei Patienten ausserhalb dieses Bereichs. Veränderungen der Autofluoreszenz gingen der Entwicklung einer Netzhautatrophie voraus und waren bei der Mehrzahl der Patienten bereits zwei Wochen nach der Operation erkennbar. Die Atrophiebereiche nahmen mit der Zeit zu und die Progression setzte sich über das erste Jahr hinaus fort. Die funktionellen Ergebnisse blieben stabil (VA, FST, Gesichtsfeld). Die Autoren fassen ihre Ergebnisse in der elektronischen Vorabpublikation im Mai 2022 beim BRITISH JOURNAL OF OPHTHALMOLOGY wie folgt zusammen: Die subretinale Injektion von VN kann zu einer RPE-Atrophie mit nachfolgendem Photorezeptorverlust innerhalb und ausserhalb des Ablösungsbereichs führen. Die Fundus-Autofluoreszenz ist ein wichtiges Instrument zur Überwachung atrophischer Veränderungen bei Patienten nach einer Gentherapie. Obwohl Atrophiebereiche auch zentrale Bereiche umfassten, schienen die funktionellen Vorteile der Behandlung interessanterweise nicht beeinträchtigt zu sein und blieben stabil. (bs)

Autoren: Reichel FF, Seitz I, Wozar F, Dimopoulos S, Jung R, Kempf M, Kohl S, Kortüm FC, Ott S, Pohl L, Stingl K, Bartz-Schmidt KU, Stingl K, Fischer MD. Korrespondenz: M. Dominik Fischer, Centre for Ophthalmology, Universitätsklinikum Tübingen Universitäts-Augenklinik, 72076 Tübingen, Baden-Württemberg, Germany. E-Mail: dominik.fischer@uni-tuebingen.de Studie: Development of retinal atrophy after subretinal gene therapy with voretigene neparvovec. Quelle: Br J Ophthalmol. 2022 May 24:bjophthalmol-2021-321023. doi: 10.1136/bjophthalmol-2021-321023. Epub ahead of print. PMID: 35609955. Web: https://bjo.bmj.com/content/early/2022/05/23/bjophthalmol-2021-321023