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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Bedeutung erworbener vitelliformer Läsionen in der Pathophysiologie der altersbedingten Makuladegeneration

 

MEDICAL RETINA Zürich – Ziel der Arbeit von Max Brinkmann, tätig am Department of Ophthalmology and Visual Sciences der University of Alabama at Birmingham School of Medicine, Vereinigte Staaten, und an der Augenklinik des Universitätsspitals Zürich sowie weiterer Kollegen aus den USA und der Schweiz war die Bewertung von Hypothesen zur Bedeutung erworbener vitelliformer Läsionen (AVL) in der Pathophysiologie der altersbedingten Makuladegeneration. Sie kombinierten dazu eine histologische Laborstudie und eine retrospektive Fallserienbeobachtung. Zwei Spenderaugen aus einem Forschungsarchiv mit AVL und altersbedingter Makuladegeneration wurden mit Licht- und Elektronenmikroskopie auf den AVL-Gehalt an Stellen untersucht, die mit Ex-vivo-B-Scans übereinstimmten. In der retrospektiven beobachtenden klinischen Kohortenstudie wurde in zwei Überweisungskliniken bei 42 Augen von 30 Patienten die Häufigkeit von Merkmalen in der optischen Kohärenztomographie bestimmt, stratifiziert nach dem AVL-Zustand. Die histologischen und klinischen Fälle zeigten subretinale drusenoide Ablagerungen und Drusen. Die ultrastrukturellen AVL-Komponenten in 2 Spenderaugen umfassten Organellen des retinalen Pigmentepithels (RPE) (3 – 22% des Volumens), äussere Segmente (2 – 10%), Lipidtröpfchen (0,2 – 12%) und flockiges Material (57 – 59%). Von 48 AVLs (mittlere Nachbeobachtungszeit 46 Monate) kollabierten 50% zum vollständigen RPE und äusserer Netzhautatrophie, 38% blieben stabil, 10% wurden resorbiert und 2% entwickelten eine Neovaskularisation. Das zentrale Teilfeld des „Early Treatment Diabetic Retinopathy Study“ Grids enthielt 77% der AVLs. Bei maximaler AVL-Expansion waren häufig hyperreflektive Herde, Unterbrechungen der Ellipsoidzone und hyperreflektive Verdickungen des Bandes aus RPE-Basallamina und Bruch-Membran zu beobachten. Kollabierende und nicht kollabierende AVLs hatten unterschiedliche Wachstumsraten (schnell bzw. langsam). Die Autoren fassen ihre Ergebnisse in der elektronischen Vorabpublikation im Februar 2022 im AMERICAN JOURNAL OF OPHTHALMOLOGY folgendermassen zusammen: AVL-Ablagerungen enthalten unerwartet geringe Mengen an RPE-Organellen und äusseren Segmenten. Subfoveale Lokalisation, Reflektivität in der optischen Kohärenztomographie, Hyperautofluoreszenz, gelbe Farbe und Wachstums-Regressionsphasen deuten auf eine Dysregulation der Lipidtransferwege hin, die für die Zapfen-Photorezeptoren spezifisch sind und Zellen bei der Bildung von AVL-Ablagerungen unterstützen, analog zu Drusen und subretinalen drusenoiden Ablagerungen. Die Vorhersage der weiteren Entwicklung von erworbenen vitelliformen Läsionen anhand von Wachstumsraten sollte in grösseren klinischen Studien bestätigt werden. (bs)

Autoren: Brinkmann M, Bacci T, Kar D, Messinger JD, Sloan KR, Chen L, Hamann T, Wiest M, Freund KB, Zweifel S, Curcio CA. Korrespondenz: Christine A. Curcio, Department of Ophthalmology and Visual Sciences, EyeSight Foundation of Alabama Vision Research Laboratories, University of Alabama School of Medicine, 1670 University Blvd, Rm 360, Birmingham, AL 35294-0099, USA. E-Mail: christinecurcio@uabmc.edu Studie: Histology and Clinical Lifecycle of Acquired Vitelliform Lesion, a Pathway to Advanced Age-Related Macular Degeneration. Quelle: Am J Ophthalmol. 2022 Feb 19;240:99-114. doi: 10.1016/j.ajo.2022.02.006. Epub ahead of print. PMID: 35192790. Web: https://www.ajo.com/article/S0002-9394(22)00062-9/fulltext