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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Langzeitergebnisse minimal-invasiver Rendezvous-Verfahren bei komplexen Harnleiterstrikturen und -verletzungen

ENDOUROLOGY Vicenza – Komplexe Harnleiterverengungen und -verletzungen während abdominaler und pelviner Operationen können für Patienten eine erhebliche Morbidität und Belastung darstellen. Das „Rendezvous-Verfahren“ ist eine endoskopische Technik, die bei solchen Verletzungen eingesetzt wird. Das Ziel der Studie war die Bewertung der perioperativen und langfristigen Ergebnisse von Rendezvous-Verfahren zur Behandlung von komplexen Harnleiterverengungen und -verletzungen. Die Autoren um Giorgio Mazzon vom Department of Urology am San Bassiano Hospital in Vicenza, Italien, überprüften retrospektiv Patienten, die sich zwischen 2003 und 2017 am University College Hospital London einem Rendezvous-Verfahren unterzogen hatten und mindestens 12 Monate Follow-up abschlossen. Die Autoren teilten die Patienten in zwei Gruppen ein: früh-postoperative Obstruktion, Leckage oder Abriss (Gruppe A) und späte Strikturen (onkologisch/postoperativ; Gruppe B). 43 Patienten unterzogen sich einem Rendezvous-Verfahren, 17 in Gruppe A (mittleres Alter 50 Jahre, Spanne 30 – 78) und 26 in Gruppe B (mittleres Alter 60 Jahre, Spanne 28 – 83). Harnleiterverengungen und -unterbrechungen wurden erfolgreich bei 15 von 17 Patienten in Gruppe A (88,2%) und 22 von 26 Patienten (84,6%) in Gruppe B gestentet. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug für beide Gruppen sechs Jahre. In Gruppe A waren von 17 Patienten 11 (64,7%) stentfrei und benötigten keine weiteren Interventionen, zwei (11,7%) erhielten einen Memokath-Stent und zwei (11,7%) benötigten eine Rekonstruktion. Von den 26 Patienten der Gruppe B benötigten acht (30,7%) keine weiteren Interventionen und waren stentfrei, zehn (38,4%) wurden langfristig mit Stenting behandelt und einer erhielt einen Memokath-Stent (3,8%). Wie die Autoren in der Märzausgabe 2023 des Fachjournals EUROPEAN ONCOLOGY OPEN SCIENCE berichten, benötigten von den 26 Patienten nur drei (11,5%) eine grössere Rekonstruktion, während vier Patienten mit Malignität (15%) während der Nachbeobachtung verstarben. (cw)

Autoren: Mazzon G, Smith D, Arumuham V, Celentano G, Bolgeri M, Allen S, Allen C, Choong S. Korrespondenz: Giuseppe Celentano, Department of Neurosciences, Reproductive Sciences and Odontostomatology, University of Naples Federico II, 80130 Naples, Italy. E-Mail: dr.giuseppecelentano@gmail.com Studie: Long-term Outcomes of Minimally Invasive Rendezvous Procedures to Treat Complex Ureteric Strictures and Injuries. Quelle: Eur Urol Open Sci. 2023 Jan 27;49:53-59. doi: 10.1016/j.euros.2022.12.014. PMID: 36874605; PMCID: PMC9974967. Web: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2666168323000095

KOMMENTAR Diese Studie ist relevant, weil sie die bislang grösste Kohorte mit der längsten Nachbeobachtung zur Thematik des Rendezvous-Verfahrens in der Literatur darstellt. Die Ergebnisse zeigen, dass das Verfahren bei den meisten Patienten erfolgreich war und langfristige Komplikationen vermieden werden konnten. Limitationen dieser Studie sind ihr retrospektiver Charakter und die begrenzte Kohortengrösse. Darüber hinaus ist diese Operationstechnik nicht standardisierbar, durch die sehr grosse Heterogenität der Verletzungen und die Komplexität der Ursachen. Daher ist jedes Verfahren ein Individualverfahren, das nur schwer im Rahmen einer systematischen Analyse bewertet werden kann. Die Autoren betonen dabei die minimal-invasive und vielseitige Natur dieser Technik. In Ländern mit zentralisierten und spezialisierten Gesundheitssystemen kann sie eine wertvolle und individualisierte Option als „Erstlinien“-Behandlung sein, um Patienten vor der Überweisung an ein anderes Zentrum für weitere Behandlungen zu bewahren und weitere grössere Rekonstruktionen zu vermeiden, mit guten und akzeptablen Ergebnissen.

Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital