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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Peroneale elektrische transkutane Neuromodulation vs. Solifenacin bei therapienaiven Patienten mit überaktiver Blase

NEUROUROLOGY Ostrava – In dieser Studie wurde die Sicherheit und Wirksamkeit der peronealen elektrischen transkutanen Neuromodulation von Jan Krhut aus dem Department of Urology des University Hospital Ostrava, Tschechische Republik, und weiteren Kollegen untersucht. Die Anwendung des Neuromodulationssystems (URIS®) im häuslichen Umfeld wurde im Vergleich zur Standardbehandlung mit Solifenacin bei unbehandelten weiblichen Patienten mit überaktiver Blase analysiert. Von insgesamt 120 Patienten wurden 77 im Verhältnis 2:1 für eine 12-wöchige Behandlung mit täglicher peronealer elektrischer transkutaner Neuromodulation oder Solifenacin 5 mg randomisiert. Der primäre Endpunkt war die Sicherheit, die Wirksamkeit wurde anhand des Anteils der Responder, definiert als Patienten mit einer 50%igen Reduktion der Blasentagebuch-Variablen, des Overactive Bladder-Validated 8-question Screener- und des European Quality of Life 5 Dimensions Fragebogens, sowie der Behandlungszufriedenheit nach 12 Wochen Therapie gemessen. Von den 77 randomisierten Patienten haben 71 die Studie abgeschlossen. In der Gruppe mit peronealer elektrischer transkutaner Neuromodulation berichteten 6/51 (12%) der Patienten über behandlungsbedingte Nebenwirkungen im Vergleich zu 12/25 (48%) in der Solifenacin-Gruppe (p < 0,001). Bei keinem anderen Sicherheitsendpunkt wurden klinisch signifikante Veränderungen beobachtet. Die Ansprechraten in der Gruppe mit peronealer elektrischer transkutaner Neuromodulation im Vergleich zur Solifenacin-Gruppe betrugen 87% vs. 74% für Grad 3 Urgency-Niveau, 87% vs. 75% für die Grade 3+4 Urgency-Niveau und 90% vs. 94% für Dranginkontinenzepisoden. Die Autoren berichten in der Aprilausgabe 2023 des JOURNAL OF UROLOGY, dass in Post-hoc-Analysen signifikante Verbesserungen im Zeitverlauf bei mehreren Wirksamkeitsvariablen in beiden Behandlungsgruppen beobachtet wurden. (cw)

Autoren: Krhut J, Rejchrt M, Slovak M, Dvorak RV, Peter L, Blok BFM, Zvara P. Korrespondenz: Jan Krhut, Department of Urology, University Hospital, Tr. 17. listopadu 1790, 708 52, Ostrava, Czech Republic. E-Mail: jan.krhut@fno.cz Studie: Prospective, Randomized, Multicenter Trial of Peroneal Electrical Transcutaneous Neuromodulation vs Solifenacin in Treatment-naïve Patients With Overactive Bladder. Quelle: J Urol. 2023 Apr;209(4):734-741. doi: 10.1097/JU.0000000000003141. Epub 2022 Dec 29. PMID: 36579932. Web: https://www.auajournals.org/doi/10.1097/JU.0000000000003141

KOMMENTAR Basierend auf dieser Analyse scheint die peroneale elektrische transkutane Neuromodulation eine sichere und wirksame Methode zur Behandlung der überaktiven Blase zu sein, mit einer signifikant geringeren Inzidenz von behandlungsbedingten unerwünschten Wirkungen im Vergleich zu Solifenacin und einem besseren Nutzen-Risiko-Profil. Eine Limitation der Studie ist jedoch die begrenzte Dauer der Therapie (12 Wochen) und die Tatsache, dass die Studie nur an weiblichen Patienten durchgeführt wurde. Falls die in dieser Studie angedeuteten Wirkungstrends in einer grösseren Studie bestätigt werden, könnte diese Therapie jedoch als relevante Alternative zur Pharmakotherapie in Betracht gezogen werden, die häufig wegen erheblicher Nebenwirkungen abgebrochen wird. Im Vergleich zu anderen Neuromodulationstechniken hat diese Modalität das Potenzial einer besseren Zugänglichkeit, da sie zu Hause selbst durchgeführt werden kann.

Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital