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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Transvesikaler Zugang ermöglicht Epiduralanästhesie bei der radikalen und einfachen Prostatektomie mit einem Single-Port-Roboter

PROSTATE CANCER Cleveland – Die neuroaxiale Anästhesie ist ein etabliertes und sicheres Anästhesieverfahren in der Urologie, das seit Jahrzehnten angewendet wird. Die transvesikale radikale Prostatektomie (RP) mit dem da Vinci SP®(Single Port) Roboter wurde in früheren Studien beschrieben. Diese Operationsmethode erlaubt eine völlig flache Lagerung des Patienten, die im Gegensatz zur Trendelenburg-Lagerung bei der transperitonealen roboterassistierten Prostatektomie eine epidurale Anästhesie ermöglicht. Die Autoren um Jihad Kaouk vom Glickman Urological & Kidney Institute der Cleveland Clinic im Bundesstaat Ohio, Vereinigte Staaten, präsentieren in ihrer nachfolgend vorgestellten Studie erste Ergebnisse der Epiduralanästhesie bei der transvesikalen RP mit dem da Vinci Single Port Roboter in einer Single-Surgeon-Serie. Insgesamt wurden 12 Patienten operiert (RP n = 7; einfache Prostatektomie n = 5). Ausgeschlossen wurden Patienten mit bekanntem Schlafapnoesyndrom, schwerer COPD, vorausgegangener extensiver abdominaler Chirurgie, lumbaler oder spinaler Chirurgie und einem BMI > 35. Ebenso wurden Patienten mit einer Prostata > 80 ml oder einem High-risk Prostatakarzinom (ISUP 3-5) für die RP ausgeschlossen. Die epidurale Anästhesie wurde im Bereich des thorakolumbalen Übergangs (T10-11 / L2-3) gesetzt. Zusätzlich wurde eine leichte Sedierung durchgeführt. Zwei Patienten wünschten eine so leichte Sedierung, dass sie in der Lage waren, den Eingriff auf dem Bildschirm mitzuverfolgen. Die Patienten wurden flach auf dem Operationstisch in Rückenlage mit abduzierten Armen gelagert. Der transvesikale Zugang wurde über eine ca. 3 cm lange mediane Inzision zwei Fingerbreit oberhalb der Symphyse angelegt. Im Anschluss wurde die Blase mit 200 ml aufgefüllt und an der Bauchwand fixiert. Es erfolgte die Inzision der Blasenwand über eine Länge von ca. 1 cm. Danach wurde der Single-Port-Zugang angelegt. Die Blase wurde bis zu einem Druck von 8 mm Hg insuffliert. Mittels AirSeal-System wurden stabile Druckverhältnisse erreicht. Anschliessend wurde entweder eine einfache oder eine RP durchgeführt. Die Resultate präsentierten sich wie folgt: Das mediane Prostatavolumen in der Gruppe der RP betrug 40,2 ml, in der Gruppe mit einfacher Prostatektomie 172 ml. Die Epiduralanästhesie konnte bei allen Patienten im ersten Versuch komplikationslos etabliert werden. Alle Eingriffe konnten ohne Konversion zum offenen Verfahren oder Insertion weiterer Ports durchgeführt werden. Die Autoren berichten über keine intraoperativen Komplikationen. In keinem Fall war eine Konversion zur Allgemeinanästhesie mit Intubation erforderlich. In drei Fällen kam es zu kurzen Unterbrechungen des Eingriffs aufgrund von Patientenbewegungen. Diese hatten jedoch keinen Einfluss auf die Beendigung der Intervention. Bei fünf Patienten konnte der Eingriff ohne Verabreichung von Opiaten durchgeführt werden. Elf der zwölf Patienten konnten gleichtags entlassen werden. Bei einem Patienten war aufgrund von Komorbiditäten eine stationäre Aufnahme im Voraus geplant. In einem Fall war eine erneute Hospitalisation mit Drainageeinlage aufgrund einer Anastomoseninsuffizienz nach RP notwendig. In der elektronischen Vorabpublikation beim Fachjournal UROLOGY im Februar 2023 berichten die Autoren, dass alle Patienten mit RP sechs Wochen postoperativ einen R0-Status sowie ein nicht detektierbares PSA aufwiesen. (fa)

Autoren: Kaouk J, Ferguson E, Ramos-Carpinteyro R, Chavali J, Geskin A, Cummings KC, Perilla M. Korrespondenz: Jihad H. Kaouk, MD, Glickman Urology and Kidney Institute, Cleveland Clinic, 9500 Euclid Ave, Q10, Cleveland, OH 44195, USA. E-Mail: kaoukj@ccf.org Studie: Transvesical Percutaneous Access Allows for Epidural Anesthesia Without Mechanical Ventilation in Single-Port Robotic Radical and Simple Prostatectomy. Quelle: Urology. 2023 Feb 22:S0090-4295(23)00142-5. doi: 10.1016/j.urology.2023.01.046. Epub ahead of print. PMID: 36822243. Web: https://www.goldjournal.net/article/S0090-4295(23)00142-5/fulltext

KOMMENTAR Es handelt sich hierbei um die erste Beschreibung der transvesikalen RP mit dem SP-System in Kombination mit einer Epiduralanästhesie. Möglich wird die Epiduralanästhesie durch die flache Lagerung, welche durch das SP-System bzw. den transvesikalen Zugang ermöglicht wird. Hinzuweisen bleibt auf die geringe Anzahl Patienten sowie das Fehlen einer Kontrollgruppe. Es bleibt spannend abzuwarten, welche weiteren Entwicklungen hinsichtlich des perioperativen Managements durch Systeme wie den SP-Roboter ermöglicht werden.

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital