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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Auswirkungen eines gesunden Lebensstils bei Männern mit einem erhöhten genetischen Risisko für Prostatakarzinom

 

ROSTATE CANCER Boston – Die US-amerikanische Health Professionals Follow-up Study (1993-2019) und die Physicians‘ Health Studie (1983-2010) verfolgten prospektiv insgesamt 12.411 genotypisierte Männer, deren genetisches Risiko, ein Prostatakarzinom (PCa) zu entwickeln, mittels eines „polygenic risk scores“ (PRS) berechnet wurde. Das Ziel der von Anna Plym aus der Urology Division des Department of Surgery am Brigham and Women’s Hospital der Harvard Medical School in Boston, USA, zusammen mit weiteren US-amerikanischen Kollgegen vorgelegten Studie war es, zu untersuchen, ob Männer mit einem erhöhten Risiko für PCa ihr Risiko für das Entwickeln der Erkrankung oder deren Progression durch einen gesunden Lebensstil ausgleichen konnten. Ein gesunder Lebensstil wurde durch ein adäquates Gewicht, intensive körperliche Betätigung und eine gesunde Ernährung sowie Nichtraucherstatus definiert. Während der 27-jährigen Nachbeobachtungszeit wurden insgesamt 3.005 PCa sowie 435 PCa-bezogene Todesfälle detektiert. Insgesamt betrachtet war die PCa-bedingte Mortalität zwischen dem höchsten PRS-Quartil und dem niedrigsten PRS-Quartil etwa vierfach höher (HR 4,32; 95% Konfidenzinterval [KI] 3,16 – 5,.89). Bei den Männern im höchsten PRS-Quartil war im Vergleich zu einem ungesunden Lebensstil die Einhaltung eines gesunden Lebensstils mit einer geringeren Rate der PCa-bedingten Mortalität verbunden (HR 0,55; 95% KI 0,36 – 0,86), was einem Lebenszeitrisiko von 1,6% (95% KI 0,8 – 3,1%) beim gesunden Lebensstil und 5,3% (95% KI 3,6 – 7,8%) beim ungesunden Lebensstil entspricht. In der elektronischen Vorabpublikation im Mai 2022 beim Fachjournal EUROPEAN UROLOGY weisen die Autoren jedoch darauf hin, dass ein gesunder Lebensstil nicht mit einem geringeren Gesamtrisiko für die Entstehung eines PCa verbunden war. (cw)

Autoren: Plym A, Zhang Y, Stopsack KH, Delcoigne B, Wiklund F, Haiman C, Kenfield SA, Kibel AS, Giovannucci E, Penney KL, Mucci LA. Korrespondenz: Anna Plym, Urology Division, Department of Surgery, Brigham and Women’s Hospital, Harvard Medical School, Boston, MA, USA. E-Mail: aplym@bwh.harvard.edu Studie: A Healthy Lifestyle in Men at Increased Genetic Risk for Prostate Cancer. Quelle: Eur Urol. 2022 May 27:S0302-2838(22)02342-9. doi: 10.1016/j.eururo.2022.05.008. Epub ahead of print. PMID: 35637041. Web: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0302283822023429

KOMMENTAR In dieser Analyse, die auf zwei prospektiven Kohortenstudien mit einer Nachbeobachtungszeit von fast drei Jahrzehnten basiert, zeigte sich, dass bei Männern mit hohem genetischem Pca-Risiko, die aber einen gesunden Lebensstil pflegten, ein laut Autoren bis zur 45 % geringeres Risiko vorliegt, an einem PCa zu versterben. Diese Ergebnisse legen nahe, dass eine genetische Veranlagung für die Entstehung eines PCa (welches sich scheinbar nicht durch einen Lebensstil beinflussen liess) nicht gleichermassen deterministisch für ein schlechtes onkologisches Outcome ist.

Autor: Dr. med. Christoph Würnschimmel, Oberarzt Luzerner Kantonsspital