Skip to main content

Fachverlag und Nachrichtenagentur

Nicht-Unterlegenheitsstudie zur Alternative einer Antibiotika-Prophylaxe wegen rezidivierender Harnwegsinfekte bei Frauen

LOWER URINARY TRACT Newcastle upon Tyne – Antibiotikaresistenzen sind weiter zunehmend und haben das Potential, sich zu einem der grössten Probleme im Gesundheitswesen der Zukunft zu entwickeln. Eine mögliche Strategie der Resistenzbildung entgegenzuwirken, liegt darin, die Verwendung von Antibiotika soweit als möglich zu reduzieren. Das Ziel der nachfolgend präsentierten Studie von Chris Harding aus dem Department of Urology am Freeman Hospital in Newcastle upon Tyne, Vereinigtes Königreich, und zahlreichen weiteren britischen Kollegen bestand darin, die Effektivität von Methenamin-Hippurat in der Prävention rezidivierender Harnwegsinfekte (HWI) bei Frauen zu untersuchen bzw. mit dem heutigen Standard der antibiotischen Prophylaxe zu vergleichen. Die Studie wurde als multizentrische, open-label, randomisierte Nichtunterlegenheitsstudie an acht Zentren im Vereinigten Königreich designt und zwischen 2016 und 2018 durchgeführt. Die Studienpopulation umfasste volljährige Frauen mit rezidivierenden HWI, definiert als zwei Episoden einer symptomatischen HWI in einem halben bzw. drei Episoden in einem Jahr. Patientinnen mit anatomischen oder funktionellen Pathologien des Harntraktes wurden nicht rekrutiert. Es erfolgte eine 1:1 Randomisierung (Methenamin-Hippurat vs. antibiotische Prophylaxe), Therapiedauer 12 Monate. Die tägliche antibiotische Alternativprophylaxe bestand aus Nitrofurantoin (50 oder 100mg), Trimethoprim oder Cefalexin (250mg), in Abhängigkeit von den Resultaten früherer Urinkulturen und des Allergiestatus. Methenamin-Hippurat 1g wurde zweimal täglich peroral verabreicht. Als primärer Endpunkt fungierte die absolute Differenz der Inzidenz symptomatischer, antibiotikatherapiebedürftiger HWI. Insgesamt wurden 240 Frauen in die Studie eingeschlossen. Die Inzidenz therapiebedürftiger HWI betrug 0,89 (95% KI 0,65 – 1,12) pro Person und Jahr in der Antibiotikagruppe und 1,38 (95% KI 1,05 – 1,72) in der Methenamin-Hippurat Gruppe, mit einer absoluten Differenz von 0,49, mit Bestätigung der Nichtunterlegenheit, welche im Voraus als maximal 1 Episode Differenz definiert wurde. Nebenwirkungen, in der Mehrheit der Fälle milder Natur, wurden von 24% der Patientinnen in der Antibiotikagruppe und 28% der Patientinnen der Methenamin-Hippurat Gruppe berichtet. Laut der im März 2022 im BMJ publizierten Studie lag die Inzidenz mikrobiologisch bestätigter HWI in den beiden Gruppen bei 0,41 (95% KI 0,27 – 0,56) für die Antibiotikaprophylaxe und bei 0,53 (95% KI 0,34 – 0,72) in der Methenamin-Hippurat Gruppe. (fa)

Autoren: Harding C, Mossop H, Homer T, Chadwick T, King W, Carnell S, Lecouturier J, Abouhajar A, Vale L, Watson G, Forbes R, Currer S, Pickard R, Eardley I, Pearce I, Thiruchelvam N, Guerrero K, Walton K, Hussain Z, Lazarowicz H, Ali A. Korrespondenz: C. Harding, Department of Urology, Freeman Hospital, Newcastle upon Tyne, UK. E-Mail: C.Harding@nhs.net Studie: Alternative to prophylactic antibiotics for the treatment of recurrent urinary tract infections in women: multicentre, open label, randomised, non-inferiority trial. Quelle: BMJ. 2022 Mar 9;376:e068229. doi: 10.1136/bmj-2021-0068229. PMID: 35264408; PMCID: PMC8905684. Web: https://www.bmj.com/content/376/bmj-2021-0068229.long

KOMMENTAR Eine nicht-antibiotische Prophylaxe mit Methenamin-Hippurat kann eine Alternative für Frauen mit rezidivierenden HWI darstellen, basierend auf der aufgezeigten Nichtunterlegenheit im Rahmen der oben aufgeführten Studie. Die Verwendung nicht-antibiotischer Alternativsubstanzen stellt einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung von Antibiotikaresistenzen dar.

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital