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Fachverlag und Nachrichtenagentur

Zelluläre und molekulare Aspekte der männlichen Infertilität bei Varikozele

ANDROLOGY Mumbai – Die Varikozele ist ein relativ häufiger und bekannter Risikofaktor der männlichen Infertilität. Das aktuelle Verständnis der der Infertilität zugrundeliegenden Pathophysiologie erklärt deren Manifestation nicht ausreichend. Aktuelle Therapiemöglichkeiten wie Varikozelektomie und nutritive Supplementergänzung helfen nur circa 35% der Männer, eine spontane Schwangerschaft herbeizuführen. Das Ziel des nachfolgend vorgestellten Übersichtsartikels, welcher in der November-Ausgabe 2022 des Journals ANDROLOGY publiziert wurde, bestand darin, aktuell verfügbares Wissen hinsichtlich zellulärer und molekularer pathophysiologischer Mechanismen einer Varikozele und deren Einfluss auf die Infertilität zusammenzutragen. Dabei wurden von den Autoren Deepshikha Arya, Nafisa Balasinor und Dipty Singh aus dem Department of Neuroendocrinology des CMR – National Institute for Research in Reproductive and Child Health in Mumbai, Indien, verschiedene Datenbanken nach entsprechenden Originalarbeiten durchsucht. Schlussendlich konnten 229 relevante Human- und Tierstudien in die Auswertung einbezogen werden. Die Auswertung der Studien legte den Schluss nahe, dass oxidativer Stress die grösste Rolle in der varikozelen-bedingten männlichen Infertilität spielt. Übermässiger oxidativer Stress führt zu Alterationen in der testikulären Mikroumgebung und zu Fragmentationen der Spermien-DNA, was wiederum Infertilität zu Folge haben kann. Optimale physiologische Umgebungsbedingungen sind die Voraussetzung für den korrekten Prozess der Spermatogenese. Allerdings merken die Autoren an, dass das Fertilitätspotential von Männern mit einer Varikozele sehr unterschiedlich ist, was möglicherweise auf bisher unbekannte molekulare Faktoren zurückzuführen ist, die erst noch identifiziert werden müssen. (fa)

Autoren: Arya D, Balasinor N, Singh D. Korrespondenz: Dipty Singh, Department of Neuroendocrinology, ICMR- National Institute for Research in Reproductive and Child Health, Parel, Mumbai 400012, India. E-Mail: dwyeli@163.com Studie: Varicocoele-associated male infertility: Cellular and molecular perspectives of pathophysiology. Quelle: Andrology. 2022 Nov;10(8):1463-1483. doi: 10.1111/andr.13278. Epub 2022 Sep 12. PMID: 36040837. Web: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/andr.13278

KOMMENTAR Es handelt sich um eine sehr interessante und umfangreiche Übersichtsarbeit, insbesondere hinsichtlich konkreter suspekter biochemischer und genetischer Alterationen, deren Inhalt hier in sehr zusammengefasster Form dargegeben wurde. In den letzten Jahren wurden auf dem Gebiet sehr viele wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen, allerdings ohne dass bisher daraus klinische Anwendungen oder Implikationen hätten abgeleitet werden können. So bleiben die Therapiemöglichkeiten und deren Erfolgschancen weiterhin limitiert.

Autor: Dr. med. Fabian Aschwanden, Assistenzarzt Luzerner Kantonsspital